Landwirt aus Kempen-Tönisberg im Gespräch „Ich wollte immer Landwirt werden“

Kempen ·  Johannes Hoenmans-Leurs übernahm mit 21 Jahren den elterlichen Hof. Warum er Landwirt werden wollte.

Landwirt Johannes Hoenmans-Leurs mag keinen Kaffee. Lieber trinkt er jeden Morgen einen halben Liter Milch.

Foto: Norbert Prümen

Johannes Hoenmans-Leurs ist Landwirt mit Leib und Seele – und das auf einem Hof mit einer langen Geschichte: Die Tönisberger Hofstelle Hoenmans wurde 1376 zum ersten Mal erwähnt.

Was ist Ihr Lieblingsgetränk?

Johannes Hoenmans-Leurs: Milch. Ich trinke jeden Morgen einen halben Liter kalte Milch. Kaffee mag ich gar nicht.

Sie sind in der Landwirtschaft groß geworden. War das prägend?

Hoenmans-Leurs: Auf jeden Fall. Es gibt nichts Schöneres, als auf einem Bauernhof groß zu werden. Das ist wie ein großer Abenteuerspielplatz. Ich wollte immer Landwirt werden. Es gab nur eine kurze Phase, in der ich mit dem Beruf des Polizisten geliebäugelt habe. Das hat sich aber schnell gelegt. Ich wollte doch lieber die Tradition fortsetzen. Die Hofstelle Hoenmans kann weit zurückblicken. Sie wurde 1376 erstmalig erwähnt. Seit diesem Zeitpunkt ist nachweisbar, dass unsere Familie immer auf dem Hof war und Landwirtschaft betrieben hat. In der Landwirtschaft ist kein Tag wie der andere. Das ist das Besondere und auch das Schöne, was mich immer wieder begeistert.

Haben Sie die Ausbildung auf dem eigenen Hof gemacht?

Hoenmans-Leurs: Nein. Als ich mit 16 Jahren meine Ausbildung angefangen habe, war ich das erste Lehrjahr auf einem Betrieb in Moers und das zweite Lehrjahr auf einem Betrieb in Kerken. Ich wohnte vor Ort auf dem Hof. Das war noch eine Ausbildung mit Familienanschluss. Lediglich jedes zweite Wochenende ging es nach Hause. Man hatte ein Lehrgeld von 80 DM pro Monat im ersten Lehrjahr. Im zweiten waren es 150 Mark. Zudem waren Kost und Logis frei. Ich wurde auf beiden Betrieben sehr herzlich aufgenommen. Der Kontakt zu den Höfen besteht bis heute. Ein drittes Lehrjahr musste ich nicht machen, da ich aufgrund meiner Fachoberschulreife verkürzen konnte. Es schloss sich ein Praxisjahr auf unserem eigenen Hof mit Besuch der Landwirtschaftsschule an. Dem folgte die höhere Landbauschule, die ich mit dem staatlich geprüften Landwirt abschloss. Da war ich 23 Jahre jung.

Wann haben Sie den elterlichen Hof übernommen?

Hoenmans-Leurs: Das war zwei Jahre, bevor ich die höhere Landbauschule abgeschlossen habe. Mein Vater ist schon sehr früh verstorben. Ich war damals gerade einmal acht Jahre alt. Es kam ein Verwalter auf den Hof, der den Betrieb zusammen mit meiner Mutter geführt hat, bis ich übernehmen konnte. Ich habe den Betrieb so im Alter von 21 Jahren übernommen. Es war keine einfache Zeit. Den Betrieb zu führen und zeitgleich die Schule zu besuchen, hat einiges von mir gefordert. Wobei meine Mutter immer mit angepackt hat.

Hat sich der Betrieb im Laufe der Zeit verändert?

Hoenmans-Leurs: Ja. Schweine hatten wir schon immer. Aber früher gab es auch noch eine Bullenmast dazu. Als mein Vater noch lebte, hatten wir sogar noch Kühe. Das bedeutete jeden Tag melken, seinerzeit noch im Stand. Als mein Vater starb, sind die Kühe abgeschafft worden. Die Bullen folgten, und es gab nur noch Sauen und Mastschweine. Heute sind wir ein Ferkelzuchtbetrieb, mit festen Abnehmern für unsere Ferkel. Wir haben lediglich einen Maststall, in dem wir ab und an kleine Partien selber mästen. Dazu kommt der Ackerbau, der hier immer betrieben wurde. Heute bauen wir Kartoffeln, Zuckerrüben, Raps, Mais, Roggen, Ackerbohnen, Winterweizen und -gerste sowie diverse Zwischenfrüchte an. Die Landwirtschaft als solche hat generell einen Quantensprung erfahren. Die Automatisierung auf dem Feld und im Stall hat stark zugenommen. Mit früher ist das nicht mehr zu vergleichen. Es wird auch ganz anders gearbeitet. Wir pflügen beispielsweise nicht mehr. Der Boden wird nur noch gelockert. Diese Minimalbodenbearbeitung hat viele Vorteile. Man schützt das Bodenleben, Wasser kann besser ablaufen, der Erosion, bei unseren Hanglagen in Tönisberg besonders wichtig, wird vorgebeugt, und man erhält eine bessere Bodenbefahrbarkeit.

Steht die nächste Generation schon in den Startlöchern?

Hoenmans-Leurs: Unser Sohn Florian ist bereits mit ihm Betrieb. Er ist Agraringenieur. Wir haben uns überlegt, wie es weitergehen soll, und die Entscheidung für den Bau eines großem Sauenstalls getroffen. Es ist ein Haufen Arbeit, aber es macht Spaß.

Wo sind Sie außerhalb der Landwirtschaft anzutreffen?

Hoenmans-Leurs: Ich bin ein Vereinsmensch. Das war von Kindesbeinen an der Fall. Messdiener, Fußballverein, Landjugend, wo ich über Jahre Vorsitzender war – so fing es an. Heute bin ich seit fünf Jahren der erste Brudermeister, wobei ich unserer Bruderschaft mit knapp 18 Jahren als Fahnenoffizier beigetreten bin. Dazu bin ich im Kirchenvorstand aktiv und gehöre der „Bretterbühne“ an. Zudem geht es einmal im Monat zum Kegeln, und ich spiele Doppelkopf. Das Kartenspiel konnte ich schon als Kind, bevor ich schreiben und lesen konnte.

Gibt es auch mal Urlaub?

Hoenmans-Leurs: Mit Tieren ist man immer gebunden. Jetzt, wo unser Sohn mit ihm Betrieb ist, kann man schon mal eine Woche oder zehn Tage wegfahren, wenn etwas weniger los ist. Uns zieht es dann immer an die See.

Fällt Ihnen spontan jemand für unser nächstes Interview ein?

Hoenmans-Leurs: Da denke ich an Elena Peters. Sie ist eine junge engagierte Fotografin.