Kaldenkirchen/Krefeld: Täter muss nach Beil-Attacke in die Psychiatrie

Ein 36-Jähriger stand am Freitag vor Gericht in Krefeld. Der Nettetaler leidet unter Verfolgungswahn.

Kaldenkirchen/Krefeld. Mit einem Beil in der Hand bedrohte ein Mann Ende April 2010 die Mitarbeiterin eines Penny-Marktes in Kaldenkirchen. Am Freitag gab es ein juristisches Nachspiel vor dem Krefelder Landgericht. Dabei hatte sich die Zweite Große Strafkammer mit Spionen und Geheimdiensten zu befassen. Und verurteilte einen 36-jährigen Nettetaler zur Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie, wie Staatsanwalt und Verteidiger übereinstimmend beantragt hatten. Wegen seiner Tat, die als Bedrohung eingestuft wurde, konnte er nicht belangt werden.

Der Beschuldigte war am 30. April kurz vor 8 Uhr in den Penny-Markt an der Kölner Straße gegangen und hatte eine Mitarbeiterin mit einem Beil bedroht. Er warf der überraschten Frau vor, sie sei Spionin, die ihn verfolgt und gefoltert habe. Er sei gekommen, um ihr den Schädel einzuschlagen. Daraufhin fiel die Frau in Ohnmacht. Ein weiterer Penny-Mitarbeiter kam hinzu und bat den Mann hinaus. Der packte das Beil wieder in seinen Rucksack und ging wortlos.

Ein psychiatrischer Gutachter bescheinigte dem Angeklagten eine schizophrene Psychose mit wahnhaften Zuständen, wozu unter anderem Verfolgungswahn gehöre. Zum Tatzeitpunkt hätte er keine Einsichtsfähigkeit in das Unrecht gehabt. Vor Gericht räumte der Beschuldigte am Freitag die Tat ein, konnte sich aber nicht mehr an seine Worte erinnern.

Ausführlich schilderte er dem Gericht, wie er seit zehn Jahren vom deutschen Geheimdienst verfolgt werde. Er sei "elektromagnetischer Strahlung" ausgesetzt, ihm würden Bilder und Videos in den Kopf gespielt, außerdem werde er heimlich vergiftet.

Das alles, weil er als Wahlkampfleiter der PDS Oberhausen Dinge herausgefunden haben will, die mit einer "freiheitlich-demokratischen Grundordnung nicht vereinbar sind". Das um ihn gesponnene Geheimdienst-Netz benötige 3.000 Mitarbeiter. Mit seinem Angriff wollte er eine Drohkulisse aufbauen und zeigen, dass er nicht alles mit sich machen lässt.

Die Mitarbeiter des Penny-Marktes an der Kölner Straße hatte er zufällig ausgewählt. Sie trägt heute noch schwer an den Ereignissen. Unter Tränen erzählte sie von dem Morgen. Als der Mann mit gezücktem Beil vor ihr stand, habe sie nur noch gedacht: "Hoffentlich geht es schnell". Am Ende der Verhandlung entschuldigte sich der Angeklagte bei der Frau.

Die Behandlung des 36-Jährigen wird damit beginnen, ihm klar zu machen, dass er überhaupt an einer Krankheit leidet. "Bis jetzt", sagte der Gutachter, "fehlt es an einer Krankheitseinsicht. Und so eine Tat könne wieder passieren."