Ludwig-Jahn-Platz Jahn: CDU wehrt sich gegen VT-Kritik
Kempen. · Die Debatte um den Schulcampus und den Ludwig-Jahn-Platz geht weiter – CDU zeigt wenig Verständnis für VT-Chef Detlev Schürmann.
Die massive Kritik von Detlev Schürmann, Vorsitzender der Vereinigten Turnerschaft (VT), am Vorgehen der CDU-Fraktion in Sachen Schulcampus und Ludwig-Jahn-Sportplatz schlägt hohe Wellen. Im Vereinsheft der VT „InTeam“ hatte sich der Vorstand auf zwölf Seiten dem Thema gewidmet. In seiner Kolumne „Auf ein Wort“ hatte Schürmann dann kundgetan, dass es eine „wahnsinnige Idee“ der Politik sei, den Jahn-Platz mit einer neuen Schule zu bebauen (die WZ berichtete). Anstatt über die Renovierung von vorhandenen Schulgebäuden nachzudenken, „kommt die CDU-Mehrheitsfraktion im Rat auf die Idee, ein weiteres Kleinod (. . .) zu zerstören“.
Dass keine Alternativen im Rahmen der Machbarkeitsstudie geprüft würden, zeigt nach Ansicht von Schürmann, „dass allen voran der CDU nicht an einer objektiven Prüfung und Lösung gelegen ist“. „Dies kann nur auf unseren erbitterten Widerstand treffen“, so der Vereinsboss, der CDU-Mitglied ist, aber im Wahlkampf offensiv für den parteilosen Bürgermeisterkandidaten von SPD und Grünen, Christoph Dellmans, wirbt. So ist Schürmann auch als Unterstützer an Dellmans’ Wahlkampfständen vertreten.
Im Vereinsheft ruft Schürmann die Mitglieder auf, bei der Kommunalwahl diejenigen zu unterstützen, die sich klar für den Erhalt der Jahn-Anlage ausgesprochen haben. Schürmann: „Wer die Ludwig-Jahn-Anlage erhalten möchte, kann keine Partei und keine Bürgermeisterkandidaten wählen, die sich für die Zerstörung dieser wunderschönen, traditionsreichen Sportanlage aussprechen.“ Und weiter: „Von den vier Bürgermeisterkandidaten hat sich meines Wissens lediglich der parteilose, unabhängige Kandidat Christoph Dellmans schon frühzeitig klar für den Erhalt der Ludwig-Jahn-Anlage ausgesprochen.“
Klare Aussage von Dellmans pro Erhalt des Platzes gibt es nicht
Diese Deutlichkeit indes geht aus einer Dellmans-Stellungnahme zum Thema nicht hervor. Der Stadtsprecher und Bürgermeisterkandidat sprach sich bislang lediglich für eine Prüfung mehrerer Alternativen aus. Auf WZ-Anfrage hatte sich Dellmans Anfang Juni schriftlich so zum Thema geäußert: „Die Planung zur Sanierung der weiterführenden Kempener Schulen darf nicht darauf beschränkt werden, dass eine neue Gesamtschule auf dem Ludwig-Jahn-Platz errichtet werden muss. Bereits das damalige GPE-Gutachten hatte den Fokus darauf gelegt, dass der jeweilige Campus der weiterführenden Schulen erhalten bleiben und in genau diesen Bereichen erweitert werden kann. Daher muss in beide Richtungen geprüft werden: sowohl Neubau auf dem Ludwig-Jahn-Sportplatz als auch Sanierung und Erweiterung auf den vorhandenen Schulgeländen. (...)“
Und weiter: „Gleichzeitig muss der Sport in Kempen beachtet werden. Sollte der Ludwig-Jahn-Platz einem Schulneubau weichen, muss zuvor ein adäquater Ersatz an der Berliner Allee entstehen. Die sporttreibenden Vereine (Fußball und Leichtathletik) und der Stadtsportverband sind dabei eng mit einzubeziehen. Die finanziellen Auswirkungen durch die Corona-Krise müssen ebenfalls berücksichtigt werden, inwieweit Haushaltsmittel tatsächlich vorhanden sind, um ein solches Projekt umzusetzen.“
Bei der CDU stoßen die Aussagen des VT-Vorsitzenden auf großes Unverständnis. Nicht nur die CDU, sondern auch FDP, Freie Wähler Kempen, Linkspartei und einzelne Stimmen aus der SPD-Ratsfraktion hätten der von der Stadt vorgeschlagenen Machbarkeitsstudie zugestimmt, heißt es in einer Stellungnahme von CDU-Fraktionschef Jochen Herbst. Mit dieser solle zum einen geprüft werden, ob im Sportpark an der Berliner Allee ein neuer Kunstrasen- oder Rasenplatz mit Laufbahn und Sprunganlagen für die Leichtathleten gebaut werden kann, zum anderen, ob auf einer Teilfläche des heutigen Jahn-Platzes ein Neubau für die Gesamtschule in Holzbauweise errichtet werden kann.
CDU, FDP, FWK und Linke favorsieren Schule auf dem Platz
„Für die Gesamtschule ist ein zusammenhängendes Schulgelände mit entsprechenden Gebäuden sowohl pädagogisch (zum Beispiel Gemeinschaftsgefühl) als auch organisatorisch (zum Beispiel keine Zeitverluste durch umständliche Laufwege, Aufsichtsproblamtik) unabdingbar“, so CDU-Fraktionschef Herbst. Zudem sei der Neubau auf dem Jahn-Platz „der Schlüssel dafür, dass die frühere Realschule dann bei den anstehenden Renovierungen der Gymnasien als Rotationsgebäude zur Verfügung steht“. Daher sei das Projekt auf dem Jahn-Platz der Favorit der CDU. Und – wie am Dienstag im WZ-Wahlcheck zu lesen war – auch von FDP, Freien Wählern und Linken.
Mit ihrer Kritik positioniere sich die Vereinigte Turnerschaft „auch klar gegen die aktuellen Pläne von Politik und Stadtverwaltung für eine Weiterentwicklung der weiterführenden Schulen in Kempen“, so Herbst. Er macht für die CDU-Fraktion deutlich, dass die neue Sportanlage an der Berliner Allee alle Möglichkeiten bieten solle, die sich jetzt auf dem Jahn-Platz ergeben. Für technische Disziplinen (Speerwurf, Diskus und Co.) würde dort auch eine Lösung gefunden werden. „Sportabzeichen können selbstverständlich auch auf der neuen Anlage abgelegt werden“, so die CDU-Fraktion. Der Baumbestand am Jahn-Platz solle weitestgehend erhalten bleiben, Teilflächen würden auch weiterhin zur sportlichen Nutzung zur Verfügung stehen.
Eine Vorverurteilung der vom Stadtrat beschlossenen Machbarkeitsstudie ist aus Sicht der Christdemokraten „nicht zielführend“. Sie werde die Grundlage für die weiteren Überlegungen liefern. Die CDU-Fraktion sei an einem sachorientierten Dialog mit der Vereinigten Turnerschaft sowie mit anderen Kempener Sportvereinen, dem Stadtsportbund und den Vertretern der Schulen interessiert, so Herbst.
Schürmann sieht die VT weiter als „parteipolitisch unabhängig“
Der Ludwig-Jahn-Sportplatz steht am Sonntag auch auf der Tagesordnung der VT-Mitgliederversammlung. Die beginnt um 11 Uhr im Vereinsheim am Görtschesweg 5. Übrigens ist Detlev Schürmann, der sich am Sonntag als Vorsitzender zur Wiederwahl stellt, der Meinung, dass seine Aussagen kein Verstoß gegen die Vereinssatzung sind, in der es heißt, dass die VT parteipolitisch unabhängig ist. „Hieran halten wir uns seit Jahrzehnten“, heißt es in Schürmanns Kolumne. „Dies bedeutet aber nun nicht, dass wir uns öffentlich, also politisch der Stimme enthalten. Immer dann, wenn es die Interessen der VT berührt, sind wir willens, unsere – also die sportlichen Interessen unserer Mitglieder – auch öffentlich und somit politisch zu vertreten.“