Corona-Idee „Getränke-Drive-In“ bei Carlo Goertsches
Kempen · In der Corona-Krise geht das Kempener Traditionsunternehmen neue Wege.
Veranstaltungen, Gastronomie-Betriebe, Unternehmen, Schulen und Kitas – das ist das Geschäft von Carlo Goertsches. Als Getränkehändler beliefert der Kempener in normalen Zeiten diese Einrichtungen. „Im Moment kann man sagen, dass das Thema Lieferungen fast auf Null gefahren ist. Das ist ein großes Problem für uns“, sagt Goertsches. Einzelne Unternehmen würden noch beliefert. Weil aber viele Arbeitnehmer im Homeoffice sind, seien es deutlich geringere Mengen. „Und das größte Problem sind die Veranstaltungen“, so Goertsches. In diesem Kerngeschäft des Traditionsunternehmens gehe momentan nichts – und das bis mindestens Ende August.
Carlo Goertsches’ Urgroßvater Heinrich startete 1888 mit einer Essigproduktion. Dessen Sohn Josef setzte dann auf eine Destillerie und Likörfabrik. Wohl die meisten Kempener dürften das berühmteste Getränk aus dem Hause Goertsches kennen: den Thomas-Bitter. Der Spirituosenhandel im Stammhaus an der Vorster Straße ist der eine Geschäftszweig. Der deutlich wichtigere ist aber das Liefergeschäft, das Carlo Goertsches schon seit einigen Jahren vom neuen Lager an der Heinrich-Horte-Straße 9 aus steuert.
Und genau dort wagt das Unternehmen nun einen Versuch, um einen Teil der Corona-Verluste aufzufangen. Montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr bietet Goertsches eine Art „Getränke-Drive-In“ an. „Eigentlich haben wir so etwas schon seit drei Jahren in Planung. Aber bislang fehlte die Zeit. Und es war – offen gesagt – auch nicht vonnöten“, so der Unternehmer. Nun aber schon. Deshalb können die Kunden seit dieser Woche auf dem Gelände ihre Getränke abholen. „Wer möchte, kann im Auto sitzen bleiben. Wir laden dann alles in den Kofferraum“, so Goertsches. Unter Einhaltung der Corona-Abstandsregeln könne man sich aber auch im Sortiment umschauen.
Dieses bezeichnet der Inhaber als „gängig“: verschiedene Sorten Mineralwasser und Bier, Cola, Fanta und Co.. Logischerweise sei das nicht mit dem Sortiment von großen Getränkemarkt-Ketten zu vergleichen. „Ich habe hier nicht 36 verschiedene Sorgen Craft-Beer.“ An der Heinrich-Horten-Straße seien die „Durstigen“ gut aufgehoben, die genau wissen, was sie möchten. Goertsches und seine Mitarbeiter setzen dabei voll auf die Service-Karte: Die Wasser- oder Bierkiste landet im Auto, ohne dass der Kunde etwas machen muss.
Behördlich musste der Händler für die neue Idee keine Hürden meistern. Weil der Plan schon vorhanden war, hatte sich Goertsches schon vor einigen Jahren um eine entsprechende Genehmigung gekümmert. Anders sieht es bei den Behörden aus, die Goertsches und vielen anderen Kleinunternehmen Sofort-Hilfen auszahlen wollten. Diese seien zwar bewilligt, das Geld sei aber noch nicht geflossen. Aus Sicht des Unternehmers sollte das aber alsbald passieren. Das Team des Betriebs halte prima zusammen. Bei fünf fest angestellten Mitarbeiten bliebe ihm nichts anderes übrig als Kurzarbeit, so Goertsches. Es herrsche aber ein guter Geist, dass die Krise bestmöglich gemeistert werde. Darauf einen Thomas-Bitter!