Kabarett in Kempen Zwischen Alles-behalten und erfolgreich ausmisten
Kempen · „Endlich Minimalist… aber wohin mit meinen Sachen? Mit seiner „Ausmist Comedy Show“ war Olaf Bossi zu Gast im Forum St. Hubert. Es war herrlich amüsant – und sehr lehrreich.
(tgel) Es ist immer schön, wenn Comedy Felder bedient, bei denen sich alle angesprochen fühlen, denn Minimalisten sind doch eher eine Ausnahme, folglich kennen wohl die meisten das Problem: Dinge wandern in Schränken nach hinten, in geschlossene Kisten, schließlich in dunkle Kellerecken, und irgendwann breiten sich diese Abstellfelder in den Alltag aus. Der Musiker und Kabarettist Olaf Bossi hat irgendwann die Lösung für sich entdeckt – Minimalismus und Ordnung – und daraus eine sehr amüsante und auch lehrreiche Show gemacht. Eigentlich sei er ja der Alles-behalt-Typ und seine Familie weit entfernt von der organisierten Happy-Family aus irgendeiner Orangensaft-Werbung. „Bei uns klingt es morgens eher nach einer wildgewordenen Horde Hunde: Wo, wo, wo, wo …, weil immer jemand etwas sucht.“ Dabei könnte das Leben so einfach sein, wäre man gut sortiert. Aber der Weg dorthin ist ein wahres Abenteuer, selbst wenn man sich die besten Ratgeber ins Haus holt, denn Ausmisten bedeutet ja auch eine Reise durch das eigene Leben.
Nach Rubriken geht Bossi vor und nimmt sein Publikum mit auf eine Reise durch das gewachsene, aber vor allem auch liebenswerte Chaos des Lebens mit der schweren Frage, was uns wirklich glücklich macht. Angefangen von den vielen Küchengeräten, die wir uns euphorisch angeschafft haben, um gesunde Smoothies zu zaubern oder bessere Säfte für die Kinder, hin zu den Büchern, die zweireihig und je nach Platzangebot der Regale natürlich noch horizontal gelagert sind – Projekt: Free Billy. Es ist, als ob ein alter Freund aus seinem Leben berichtet, weniger Show, vielmehr lebensnahe Erzählung. Gut, ein klein wenig Show ist es dann doch, als Bossi zur Gitarre greift, um einen seiner Songs zu präsentieren: „Jeans, T-Shirt und Freiheit“, denn Bossi ist auch in der Musikbranche sehr erfolgreich mit mehreren Gold- und Platinauszeichnungen. Dass Ausmisten viel weiter geht, dass es ein Loslassen ist, ein Sich-neu-aufstellen, verpackt Bossi in Anekdoten. So benötige er nur die Kleidung, die er trage, die über dem Stuhl liege oder aber in der Waschmaschine Kreise drehe. Der Kleiderschrank seiner Frau hingegen sei so voll, dass hin und wieder eine Motte herauskomme und nach Luft schnappe. Und dann sind da die heiß geliebte Plattensammlung sowie die 200 000 Fotos, die er mal sortieren wollte. Eigentlich müsse sich das Verhalten ändern: Ernährung, Einkauf, Medienkonsum. Der Versuch des Digital Detox allerdings scheitert am „Büro-Klo“, wo er dann eben doch heimlich seine E-Mails checke. Mit seinem charmant humorvollen Programm zum Jahresbeginn weckt Bossi die Lust auf gute Vorsätze – und das Stöbern in alten Kisten.