„Friede auf Erden“ Musikalische Premieren bei festlichem Chorkonzert in Grefrath
Grefrath · Der Kirchenchor St. Laurentius wartete in Begleitung von Orchester und Solisten mit zwei deutschen Erstaufführungen auf. Es gab lang anhaltende Standing Ovations.
Ihre Namen dürften hierzulande höchstens Spezialisten bekannt sein. Doch nach dem Konzert am Sonntagnachmittag in St. Laurentius, das unter der Überschrift „Friede auf Erden“ noch ganz im Zeichen von Weihnachten stand, dürfte klar sein: Die amerikanischen Komponisten Amy Marcy Beach (1867-1944) und Horatio William Parker (1863-1919) sollte man auf dem Zettel haben. Sakrale Chorwerke der beiden Künstler bildeten einen Hauptbestandteil des Programms, das der Kirchenchor, die Solisten Katrin Ellerwald (Sopran), Stefan Boving (Tenor) und Hans-Peter Feyerabend (Bass) sowie das Rheinische Oratorienorchester unter Konzertmeisterin Gabi Ziebell und mit Orgelbegleitung durch Bernd Cuypers zur Aufführung brachten.
Die Gesamtleitung oblag dem Grefrather Kantor Johannes Herrig, dem auch die Orchestrierung der Werke von Beach und Parker zu verdanken war, die bislang nur in Klavierfassungen vorlagen und noch nie in Deutschland gespielt worden waren.
Den Auftakt in der voll besetzten Kirche bildete der Weihnachtshymnus „Peace on Earth“ von Beach, die 1896 als erste Frau in der amerikanischen Musikgeschichte eine Sinfonie veröffentlichte und heute auch als Vorkämpferin der Frauenbewegung gefeiert wird. Anfang und Schluss des Stückes, das sich textlich mit der Botschaft des Engels an die Hirten aus der Weihnachtsgeschichte befasst, wurden vom Chor gestaltet; den Mittelteil sang die Grefrather Sopranistin.
Breite Palette an Emotionen
und musikalischen Lösungen
Dabei steigerte sich das Werk von einem zurückhaltenden Beginn über die sehr wirkungsvoll vom Horn eingeleitete Friedensverkündung bis hin zu einem weihevollen, von der Orgel unterstützten Finale. Eine ganz andere stilistische und auch religiöse Stimmung vermittelte daraufhin das „Te Deum laudamus“ des Dresdener Barockkomponisten Johann Adolf Hasse, welches zur Einweihung der dortigen Hofkirche 1751 uraufgeführt wurde: ein Werk mit Pauken und Trompeten, das strahlendes Triumphgefühl vermittelt und Gott wie einen absolutistischen Herrscher feiert. Der Gefahr einer gewissen Monotonie, die durch die recht einfache Harmonik und das immer wiederkehrende Grundmotiv entstehen könnte, gingen die Musiker mit einem guten Tempo und viel Dynamik aus dem Weg, während die Arie im Zentrum des Stückes erneut von Ellerwald übernommen wurde. Es folgte mit der „Pastorale“ des Engländers Charles John Grey ein Instrumentalwerk, das Herrig aus zwei Stücken für Orgel solo zusammengesetzt und einfallsreich orchestriert hatte. Wunderbar, wie Klarinette, Oboe, Fagott und Querflöte einander die Hirtenweise in die Hand gaben und dabei mit viel Feingefühl vorgingen. Doch den Höhepunkt hatten sich die Interpreten bis zum Schluss aufgehoben: mit Parkers „The Holy Child“ gleich eine ganze Kantate, die mit einem ins Deutsche übersetzten Text von Isabella Parker gleichsam gegen Ende der Weihnachtszeit noch einmal die ganze Geschichte musikalisch nacherzählte – von der Verkündigung des Herrn bis zu Simeons Prophezeiung im Tempel. In diversen Arien, etwa dem durch den Einsatz der Blechbläser sehr würdevollen „Zug der Weisen“, kamen nun auch Tenor und Bass zum Zuge. Das Stück vermittelte gemäß seinem Inhalt eine breite Palette an Emotionen und musikalischen Lösungen und schloss im Lobgesang mit einem farbigen Tutti, worauf das Publikum mit lang anhaltenden Standing Ovations antwortete.