Kempen: Protest vor der Tür des Bischofs
Vor dem Aachener Dom versammeln sich über 100 Gläubige aus St. Josef. Sie sind gegen die Fusion.
Kempen/Aachen. Dem Bischof die Meinung sagen und klarstellen, dass eine Zwangsfusion von Christ-König, St.Marien und St. Josef nicht gewollt ist: Dafür sind 103 Gemeindemitglieder aus St.Josef am Ostermontag nach Aachen gefahren. Dass Bischof Heinrich Mussinghoff tatsächlich mit den Demonstranten sprechen würde, hatte jedoch niemand erwartet. "Mehr konnten wir uns nicht erhoffen. Wir haben mit dem ganzen Bistum Aachen gesprochen", zeigte sich Pfarrgemeinderats-Vorsitzende Ina Germes-Dohmen zufrieden.
Im Aachener Dom wurde Montagmorgen ein neuer Dompropst eingeführt; viele leitende Verantwortliche des Bistums waren vor Ort. Mit Plakaten, Transparenten und einem alten Feuerwehrauto postierten sich die Katholiken aus dem Kempener Süden vor den Toren des Gotteshauses.
Zuvor hatten die Demonstranten befürchtet, Bischof und Kapitulare würden durch den Kreuzgang verschwinden und Kontakt vermeiden. Das Gegenteil war der Fall: Mussinghoff trat aus dem Haupteingang, wünschte frohe Ostern und hörte sich die Argumente aus St.Josef an.
"Christ sein ist, was wir draus machen", "Zwangsfusion ist Entmündigung" und "Es brennt! St.Josef in Not" hieß es auf den Bannern, die den Würdenträgern entgegengehalten wurden. Die Reaktion des Bischofs fiel allerdings wenig kompromissbereit aus: Die Fusion sei kein Schaden sondern eine Bereicherung, und die drei Pfarren sollten sich erst einmal über das Thema austauschen.
Auch Heiner Schmitz, bis 1998 Pfarrer an St.Josef und nun beim Bistum tätig, suchte das Gespräch und erinnerte an innerkirchliche Probleme wie Priestermangel, die Fusionen erforderlich machten.
"Diese Argumente haben wir erwartet", ärgerte sich Peter Holtermann. Der 80-Jährige hat die Geschichte von St.Josef seit der Gründung 1969 miterlebt und fuhr mit 50 anderen im Bus nach Aachen. Die übrigen Demonstranten kamen per Auto.
Die drohende Fusion bereitet allen Generationen in St.Josef Sorgen: Viele Messdiener waren mit von der Partie. Die jüngste von ihnen, Katharina Krüger, hielt ein Schild in die Höhe: "St. Josef bleibt zusammen", fordert die Neunjährige.
Auch wenn die Verantwortlichen von der geplanten Fusion nicht abrücken wollten, werten die Demonstranten die Fahrt nach Aachen als Erfolg. Dass sich der Bischof tatsächlich herausgetraut hat, hat viele überrascht.
"Und die Stimmung auf der Rückfahrt war lustig" resümierte Ina Germes-Dohmen am Ende. St.Josef protestiert weiter: Nächste Woche gibt es ein Mahngeläut.