Lokale Wirtschaft Selbstständige Elektro-Meisterin mit 25

Kempen · Seit knapp einem Jahr hat die Kempenerin Paula Zobelt ihren Meisterbrief in der Tasche. Nun gründet sie ihr eigenes Unternehmen.

Elektrotechniker-Meisterin Paula Zobelt bei der Arbeit.

Foto: JA/Lübke, Kurt (kul)

Paula Zobelt hat viel zu tun. Wenn im Job Feierabend ist, arbeitet die 25-jährige Elektrotechniker-Meisterin derzeit in einem Ladenlokal an der Max-Planck-Straße. Dort entsteht bis Ende des Monats ein neues Büro – nämlich ihr eigenes. Gerade wurde eine neue Decke eingezogen. „Dreiviertel der Fläche sollen Lager werden, vorne kommt dann ein Schreibtisch hin“, sagt sie. Erst seit knapp einem Jahr hat die Kempenerin ihren Meisterbrief in der Tasche, nun will sie den nächsten großen Schritt gehen. „Ich habe einen sicheren und guten Job, aber ich habe das Gefühl, ich will noch mehr schaffen. Und wenn nicht jetzt, wann dann?“

Dass sie etwas Handwerkliches lernen möchte, wusste Paula Zobelt schon früh. „Mein Papa hat nebenberuflich eine kleine Veranstaltungsfirma, da war ich schon als Kind mit ihm unterwegs, um Veranstaltungen zu betreuen.“ Zwei Praktika bestätigten ihr, dass der Job interessant ist – dass die Arbeitszeiten aber sehr undankbar sind. „Also suchte ich mir etwas Naheliegendes.“

Das fand sie im Beruf des Elektrotechnikers. Nach der mittleren Reife am Luise-von-Duesberg-Gymnasium begann sie eine Ausbildung bei der Kempener Firma Knodt. Viele andere weibliche Elektrotechniker sind Zobelt seither in ihrem Job nicht begegnet. „Ein Thema war es deshalb in der Firma aber nicht. Nur anfangs hat ein Kollege mal beim Chef nachgefragt, ob ich auch flexen darf.“ Darüber lacht sie heute noch gerne. „Natürlich durfte ich. Und ich konnte relativ schnell zeigen, dass meine Arbeit genauso gut war, wie die der anderen.“

Zweite bei landesweitem
Leistungswettbewerb

Wie gut, das durfte Paula Zobelt dann 2019 beweisen: Im Juli schloss sie ihre Ausbildung mit guter Bewertung ab und durfte an einem Leistungswettbewerb auf Kammerebene teilnehmen – und sie belegte den ersten Platz. So schaffte sie es in einen weiteren Wettbewerb auf Landesebene. „Das war schon anspruchsvoll, ähnlich einer Gesellenprüfung.“ Hier landete sie am Ende auf dem zweiten Platz.

Parallel begann Zobelt damals schon mit der Meisterschule. „Mir war klar, dass ich nicht immer nur im Rohbau stehen möchte.“ Diese Erkenntnis führte zu vielen Stunden in der Abendschule. „Bis zu sechs Abende pro Woche waren es zum Schluss, da habe ich mich wirklich durchgequält.“

Los geht es mit der eigenen
Firma am 1. Oktober

So hieß es nach der Prüfung im September 2022 erst mal Durchatmen – zumindest für ein paar Monate. „Der Entschluss, mich selbstständig zu machen, fiel schnell. Ab Februar habe ich erste Gespräche geführt und Informationen eingeholt.“ Am 1. Oktober soll es nun losgehen. „Wir planen eine kleine Eröffnungsfeier am 30. September“, sagt Zobelt. Mit „wir“ meint sie auch ihre Frau Michaela. Denn die wird sie demnächst in ihrem Unternehmen unterstützen. Bis Februar macht Michaela Zobelt dazu eine Weiterbildung zur Office-Managerin. Aber auch handwerklich kann sie mit anpacken, wenn Paula Zobelt mal zwei zusätzliche Hände benötigt.

Ihre Kollegen bei Knodt wird die junge Elektrotechniker-Meisterin dennoch vermissen. „Das Miteinander und der Austausch werden mir sicher fehlen“, sagt sie. Auch ihr Chef habe sie stets gefördert. „Nach der Ausbildung durfte ich schon bald mit ins Büro, habe viele Einblicke gewonnen, die mir jetzt helfen. Zuletzt habe ich noch zwei große Projekte betreut.“

In ihrem eigenen, neuen Betrieb warten solch umfangreiche Aufträge gewiss noch nicht. Ein paar kleinere Sachen hat Zobelt aber bereits auf dem Zettel. „Anfragen kommen in der Regel ja auch eher kurzfristig“, sagt sie. Für die Kunden kann dies ein Vorteil sein. „Andere Unternehmen sind schon auf ein bis zwei Monate ausgebucht. Für mich spricht dann erst mal auch meine Verfügbarkeit.“