Wirtschaft in Kempen Drei Unternehmen fürchten Verbot von PFAS

Kempen · Die Chemikalie PFAS ist umstritten. Die EU will ihren Gebrauch verbieten.

 Die Verantwortlichen der Kempener Unternehmen trafen sich, um gemeinsame Strategien gegen das Verbot von PFAS zu besprechen.

Die Verantwortlichen der Kempener Unternehmen trafen sich, um gemeinsame Strategien gegen das Verbot von PFAS zu besprechen.

Foto: Luca Küppers/Samson Pfeiffer

(svs) PFAS, das steht für „Per- und Polyfluorierte Chemikalien“. Die Stoffgruppe, die rund 10 000 bekannte Mitglieder hat und nicht natürlich vorkommt, hat einzigartige Eigenschaften. Ein nun diskutiertes EU-Verbot dieser Substanzen ruft die lokale Wirtschaft auf den Plan. Drei Kempener Unternehmen, die Pfeiffer Chemie Armaturenbau GmbH, die Richter Chemie-Technik GmbH und die Rhenotherm Kunstsoffbeschichtungs-GmbH, starten nun eine Initiative, um das geplante Verbot zu stoppen.

Worum geht es? Die Moleküle sind extrem stabil und werden in der Natur praktisch nicht abgebaut. Sie sind wasser- und fettabweisend, hitzebeständig und stabil gegen viele Chemikalien. Damit haben sie ein breites Anwendungsspektrum, es reicht von der Beschichtung von Papieren, in denen beispielsweise fettige Speisen eingewickelt werden, über die Verwendung in Kosmetika und als Beschichtung von Kochgeschirr bis hin zur Oberflächenbehandlung von Metallen und Kunststoffen oder in Pflanzenschutz- und Feuerlöschmitteln.

Kritiker bemängeln, dass gerade die hohe Stabilität ein Problem sei, sich die Stoffe in der Umwelt und damit der Nahrungskette anreichern und zu gesundheitlichen Schäden führen können. Für einige Substanzen aus der Gruppe sind solche Schäden bereits nachgewiesen, viele andere sind schlicht noch nicht entsprechend untersucht, werden aber als Ersatz herangezogen. Darum plant die EU, die gesamte Stoffgruppe ab 2025 zu verbieten.

Für die Kempener Unternehmen ist das ein falsches Signal. „Diese ‚One-Fits-All’-Verbotsstrategie wäre ein Desaster für viele Unternehmen in Kempen, Deutschland und Europa“, schreiben die Task-Force-Vertreter in einer öffentlichen Bekanntmachung. Sie trafen sich nun, um eine gemeinsame Strategie zu erarbeiten. Dafür luden die Unternehmen unter anderem Stefan Berger (CDU) ein. Der EU-Parlamentarier sitzt im Ausschuss für Wirtschaft und Währung und sagte Unterstützung zu.

Die Unternehmen geben an, ein Verbot der Substanzen würde Arbeitsplätze auch in der Region gefährden. „Es macht keinen Sinn, Beeren grundsätzlich zu verbieten, wenn es einige wenige gibt, die giftig sind. Die Giftigen sollten gesondert betrachtet werden, ein pauschales Verbot aller PFAS kann aber nicht die Lösung sein“, betonte Bernd Jenner, Geschäftsführer von Pfeiffer. Die Gruppe will nun dafür kämpfen, dass dieses Pauschalverbot nicht kommt, und sieht „die Wirtschaft massiv in Gefahr“.

Ein Verbot würde auch Medizin und andere Wirtschaftszweige massiv belasten, sagen René Wilden, Geschäftsführer von Rhenotherm, und Richter-Produktionsdirektor Gregor Kleining. Die Initiative sucht nun weitere Gleichgesinnte, um das geplante Verbot zu stoppen.

(svs)