Einzelhandel in Kempen Traditionsgeschäft in der Altstadt schließt

Kempen · An der Judenstraße geht eine Ära zu Ende: Petra Kranhold schließt Wäsche, Mieder und Bademoden Wehmeyer. Aktuell läuft der Räumungsverkauf. Wie es weitergeht.

Bei Wehmeyer läuft der Räumungsverkauf.

Foto: Norbert Prümen

(tre) Die Schilder im Schaufenster an der Judenstraße 3 verraten es schon von Weitem: Hier sind Schnäppchen zu machen. Doch der Hintergrund wird nicht nur viele Kempenerinnen traurig stimmen, sondern auch all die Frauen aus der Umgebung, die seit Jahren nach Kempen kommen, um an dieser Adresse einzukaufen. An der Judenstraße geht eine Ära zu Ende: Petra Kranhold schließt das Traditionsunternehmen Wäsche, Mieder und Bademoden Wehmeyer.

Aktuell läuft der Räumungsverkauf, die Ware ist bis zu 50 Prozent reduziert. Standardware bestelle sie aber auch noch nach, sagt Kranhold, „darauf gebe ich dann aufgrund der besonderen Situation zehn Prozent Rabatt.“

2007 übernahm sie das Fachgeschäft, das es als solches schon viel länger in Kempen gibt. Seit weit über einem halben Jahrhundert prägt das Geschäft die Kempener Altstadt mit, immer als Ort, an dem die Frau im Mittelpunkt steht. Dort gibt es all das, was unter der Kleidung getragen wird, aber auch Wäsche für die Nacht, Strand- und Bademoden, alles überwiegend für Frauen. Zwar gibt es auch ein kleines Segment für Männer, doch der Schwerpunkt liegt auf der Damenmode.

Die Beratung hat das Wäschegeschäft ausgezeichnet

Die Auswahl bei Wehmeyer ist groß. Sie reicht von der sportlichen über die elegante und klassische bis zur jungen Variante in allen Bereichen, ob Slips, BHs, Nachtwäsche, Unterhemden, Bodys oder Bademode. Bademäntel gehören ebenso zum Sortiment. Von der jungen Frau bis zur Seniorin geht es modisch zu. Hochwertige Marken und eine freundliche Fachberatung zeichnen das Geschäft aus.

„Ich habe im Einzelhandel gelernt, meinen Textilbetriebswirt gemacht und danach in einer Kölner Unternehmensberatung gearbeitet, bevor ich mich entschlossen habe, in die Selbstständigkeit in diesem Bereich einzusteigen. Es wurde Kempen – und ich zog an den Niederrhein. Ich habe den Entschluss nie bereut“, sagt Kranhold. Es sei viel Arbeit gewesen, aber diese Arbeit habe sich für sie wie ein Hobby angefühlt. Es sei kein Stress gewesen, sondern eine Arbeit mit Spaß. Das habe nicht zuletzt an ihrem hervorragenden Team gelegen, auf das sie sich allzeit habe verlassen können, fügt sie an. Kranhold spricht von den vielen netten Kundinnen, mit denen unzählige schöne Gespräche geführt wurden und auch viel gelacht wurde. Doch nun ist bei aller Freude an ihrem Beruf Schluss: Kranhold steuert auf die 70 zu und ist der Meinung, dass es nun auch einmal gut sein muss.

Was das Wäschegeschäft über die Jahre ausgezeichnet hat, war die Beratung. Mit ihrem Fachwissen und dem ebenfalls bestens geschulten Team, kombiniert mit einem individuellen Sortiment, einem hervorragenden Kundenservice und viel Herzlichkeit trat die Unternehmerin dabei erfolgreich gegen den Onlinehandel an. Erklären, wie ein BH sitzen und worauf beim Kauf geachtet werden sollte, machte unter anderem die kompetente Beratung mit aus. Und das wussten die Kundinnen zu schätzen.

Auf Wäsche brauchen die Kundinnen in Kempen in Zukunft aber nicht zu verzichten: Es hat sich eine Nachfolgerin gefunden, die das Ladenlokal weiterführt. Wenn Kranhold schließt, soll renoviert werden, um dann neu an den Start zu gehen. Aktuell hat Wäsche Wehmeyer montags bis freitags von 9.30 bis 13 Uhr und 14.30 bis 18.30 Uhr sowie samstags von 9.30 bis 14 Uhr geöffnet.

(tre)