Kempen Kempens Kickerinnen in der Erfolgsspur

Das Team U 17 des SV Thomasstadt ist die höchstspielende Mannschaft des Clubs. Die Mädchen belegen Platz 5 in der Niederrheinliga.

Kempen. Der Kunstrasenplatz an der Berliner Allee ist hart, der Wind eisig. Trotzdem laufen zehn Mädchen in den Abendstunden locker-lässig wie in einem unsichtbar abgesteckten Carrée herum, führen den Ball kurz am Fuß, passen ihn hin und her. Alle sind permanent in Bewegung. Trainer Andreas Breitenstein lässt seine Mädels warm spielen. Der Ball läuft rund. Die Trainingsübung nimmt an Fahrt auf.

Foto: Friedhelm Reimann

Sigrid Gareißen, Mutter

Die B-Juniorinnen des SV Thomasstadt Kempen sind an diesem Abend nicht komplett. „19 Spielerinnen gehören zum Kader“, sagt Breitenstein. Das ist eine komfortable Bank. Mannschaft und Trainer sind — sagen wir es in der Fußballersprache — ein eingespieltes Team. Seit acht Jahren bittet Breitenstein die Mädchen der Jahrgänge 1999 bis 2002 zum Training, drei Mal in der Woche für jeweils eineinhalb Stunden.

Immer mit dabei und als Kapitänin in einer besonderen Verantwortung ist Breitensteins Tochter Sarah. Sogar an diesem Abend steht sie trotz Erkältung an der Linie, und das nicht nur, weil die Presse vor dem baldigen Start in die Rückrunde vorbeischaut. „Das ist ein unheimlich guter Zusammenhalt hier“, sagt auch Sigrid Gareißen, die Mutter von Torfrau Franziska.

Der anhaltende Erfolg beflügelt alle. Die B-Juniorinnen spielen in der Niederrheinliga, treten auf den Rasenplätzen zwischen den Toren gegen Vereine wie den MSV Duisburg, den Wuppertaler SV oder den 1. FC Mönchengladbach an. „Sie sind damit die am höchsten spielende Mannschaft im Kempener Fußball“, sagt Andreas Gareißen. Sein Team überwintert auf Platz 5.

„Der Star ist die Mannschaft“, sagt Breitenstein, „einen absoluten Leithammel haben wir nicht.“ Wenn eine Spielerin vorne drei „Buden“ mache, werde darüber geredet, klar, aber „wenn hinten 15 Tore verhindert werden, ist das genauso toll“, sagt er. Ihm sei es wichtig, dass die Teenagerinnen seiner U 17 Spaß an diesem Sport haben. „Wenn die Schule Vorrang hat, dann akzeptiere ich aber auch das“, sagt er.

Andreas Breitenstein, Trainer

Der Boom des Mädchenfußballs sei insgesamt vielleicht etwas abgeflaut, aber „der Zulauf bei uns ist weiterhin da. Man muss sich um die Spielerinnen kümmern“. Der SV Thomasstadt habe trotz der Vorstandsquerelen in der jüngeren Vergangenheit seine Anziehungskraft behalten, die Trainingsmöglichkeiten auf dem neuen Kunstrasen sind optimal. Mädchen aus Nettetal und Krefeld haben sich dem Spielbetrieb angeschlossen. Der Verein setzt auf Kontinuität. Breitenstein: „Wir wollen eine Damenmannschaft aufbauen.“

Mit Fußball hatte der Trainer, außer dass er Fan der Gladbacher Borussia ist, früher aktiv nichts am Hut. „Ich habe 30 Jahre lang Handball gespielt“, sagt er lachend. Seine sportliche Tochter Sarah hat ihn das Spielfeld wechseln lassen. „Sie wäre auch eine tolle Handballspielerin, weil sie eine sehr gute Werferin ist. Aber sie wollte lieber Fußball spielen.“

Angemeldet hat er Sarah vor neun Jahren. Damals war Sarah fünf Jahre alt. Als Bambini-Vater begleitete Breitenstein seine Tochter, wurde Mannschaftsbetreuer, dann Co-Trainer, meldete sich schließlich zum Lehrgang für den Trainerschein an und hat nun die C-Lizenz in der Tasche, die ihn als Coach für die Niederrhein-Liga legitimiert.

Sarah spielt Rechtsaußen. Freitags trainiert sie sogar noch mit den Jungs der C-Jugend mit, bevor sie mit ihren Freundinnen ins Training einsteigt. Der Trainingseifer scheint zu bestätigen, dass sie damals die richtige Entscheidung für einen Mannschaftssport mit Ball getroffen hat. „Ich hätte sie sogar unterstützt, wenn sie sich für Ballett entschieden hätte“, lacht Papa Andreas. „Nur Trainer wäre ich dann nicht geworden.“

Sagt’s und lässt die Mädchen bei eisigen Temperaturen ihre Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor üben: Anlauf, Doppelpass, Torschuss. Verena Rufleth setzt den Ball knallhart in die Maschen.