Kempen Kempens Wirtschaft wächst

Die IHK stellte ein Gutachten zur Wirtschaftsstruktur und Standortqualität der Stadt vor.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. Die meisten Unternehmen sind mit dem Wirtschaftsstandort Kempen zufrieden. Das ist die Kernaussage eines Gutachtens zur Wirtschaftsstruktur und Standortqualität, das die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein am Montagabend bei einer Podiumsdiskussion in der Mensa der Martinschule vorgestellt hat.

Kernstück der Analyse ist eine Standortbefragung, an der sich 100 Unternehmen mit insgesamt mehr als 3500 Beschäftigten beteiligt haben. Obwohl die IHK bei 550 Unternehmen angefragt hatte, sprach Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz von einer „hohen Rückmeldung“.

Seit der letzten Umfrage dieser Art im Jahr 1998 hat sich die Beschäftigtenzahl positiv entwickelt. Sie stieg um 17,4 Prozent an. Zum Vergleich: Im gesamten Kreis Viersen beträgt das Plus nur 2,2 Prozent. Die wichtigsten Branchen sind weiterhin Maschinenbau, Ernährungsgewerbe, Chemie und Druckindustrie.

In diesen vier Bereichen sind insgesamt knapp 2400 Mitarbeiter beschäftigt. Bei der Unternehmensbefragung konnten 52 Standortfaktoren auf einer Skala von 1 (gut) bis 4 (schlecht) bewertet werden. Kempen bekam dabei die Durchschnittsnote 2,03. Dieses Ergebnis ist besser als die Beurteilung für den gesamten Wirtschaftsraum Mittlerer Niederrhein. Eine besonders gute Note (1,62) bekam die Kempener Innenstadt.

Bei allem Lob gibt die IHK-Analyse den Stadtvätern auch Hausaufgaben mit auf den Weg. So werde die Informations- und Kommunikationsinfrastruktur von den Kempener Unternehmen schwächer beurteilt als im gesamten Bezirk Mittlerer Niederrhein. Weil das Internet eine immer größere Bedeutung bekomme, müsse man zu diesem Thema mit den Unternehmen im Dialog bleiben, heißt es im Gutachten. Das meint auch Bürgermeister Volker Rübo, der gute Ansätze sieht. „Laut Telekom wird es in Kempen im Jahr 2017 einen Breitbandausbau geben“, sagte er.

Eine weitere Empfehlung der IHK-Analytiker: Die Steuersätze sollten stabil gehalten werden. Mit der Gewerbesteuererhöhung auf 440 Punkte sei die Steuerschraube zuletzt stark nach oben gedreht worden. Eine weitere Erhöhung könne zur Folge haben, dass Unternehmen wegziehen.

Das Gutachten weist Kempen als wachsenden Wirtschaftsstandort aus. Dem stehe allerdings entgegen, dass es keine freien Gewerbeflächen mehr gebe. Deshalb müsse es das Ziel sein, weitere Gewerbeflächen auszuweisen, auf denen sich Unternehmen ansiedeln könnten, die dann auch Steuern in die Kassen brächten.

Negativ schlägt in Kempen auch der Fachkräftemangel zu Buche. Den sollten laut IHK-Studie Unternehmen, Politik und Schulen gemeinsam bekämpfen. Dafür sollte man mehr Schulabgänger davon überzeugen, dass sie auch in Kempen Karriere machen könnten. „Standorte ohne Hochschule sind aber immer ein Problem, weil die Jugendlichen weggehen und häufig nicht mehr in die Stadt zurückkommen“, gab Steinmetz zu bedenken.

Ralf Schwarz von der Firma Lackwerke Peters gab zu bedenken, dass es in Kempen auch an bezahlbaren Mietwohnungen für die Mitarbeiter fehle.

Im Maschinenbau sei es sehr schwierig, Mitarbeiter zu finden, sagte Fred Holmer vom Apparatebauer Ventapp. 70 bis 80 Prozent der Mitarbeiter kämen deshalb von außerhalb, vielfach aus Polen.