Kendelgeflüster: Heilen und Wohnen in der Villa
Gertrud Beeren ist tot. Außerdem: Der Voescher Martinszug wird 100 und Horst Köhler 70 Jahre alt.
St. Hubert. Es gibt nicht mehr viele Villen am Kendel. Muss denn ausgerechnet vor einer solchen ein Zigaretten-Automat stehen? Die Rede ist vom Haus an der Aldekerker Straße 27. Neben die Kippen-Box hat sich auch noch ein Stromkasten geschmiegt. Der Zigaretten-Kasten ist umso ärgerlicher, weil keine 100 Meter weiter am ehemaligen Schmitt-Lädchen ein weiterer Automat ist. Ein ganz ähnliches Phänomen gibt’s übrigens am Hohenzollernplatz, wo gegenüber den Schulen ebenfalls zwei Automaten stehen.
Natürlich hat der Flüsterer an die Tür des Heimatvereins geklopft, um etwas über die Villa an der Aldekerker Straße zu erfahren, in der seit 1975 der gebürtige Kempener Jakob Kilders (65) sowie zwei Mieter wohnen. Kilders stammt aus der Altstadt und musste sich im Zuge der Altstadt-Sanierung eine neue Bleibe suchen. 1974 erwarb er das Prachthaus an der Aldekerker Straße.
Die so genannte Mevißen-Villa wurde 1904/05 von Dr. Philipp Buschhausen als Praxis und Wohnung gebaut. Der gebürtige Ratinger war vom 26. Januar 1900 bis 8. Juni 1910 praktischer Arzt in St. Hubert. 1901 wurde der Mediziner unentgeltlich Anstaltsarzt im Antonius-Hospital als Nachfolger von Dr. Johannes Scheifes. Als Buschhausen 1910 verwehrt wurde, in St. Hubert ein Sanatorium für geistig Kranke zu bauen, zog er nach Sechtem bei Köln. Dort starb er 1948 79-jährig.
1910 übernahm der ehemalige Schiffsarzt Dr. Topp Villa und Praxis. Der Gründer des Sanitätszuges wirkte dort bis Sommer 1914. Es folgte Dr. Wilhelm Mevißen, der bereits im Winter 1916 im Alter von 30 Jahren starb. Ältere St. Huberter wissen, dass es in der Mevißen-Familie einen Fritz gab, der so etwas wie das St. Huberter Original war.
Gertrud Beeren (Foto mit Sohn Wolfgang) ist tot. Sie starb am Samstag mit 81 Jahren. Die Ur-St. Huberterin, eine geborene Pilters, war mit dem 2000 verstorbenen Willi Beeren verheiratet, der zusammen mit seiner Frau viele Jahre (bis 1995) das älteste Geschäft im Kendeldorf an der Breite Straße 14-18 hatte. 140 Jahre hatte die Familie Handel und Handwerk im Ort geführt. Noch heute ist der Schriftzug "Beeren" an dem Gebäude zu erkennen. Für den Flüsterer stellte Sohn Wolfgang, Wirt des Kempener Bärlin’s an der Judenstraße, ein Foto aus dem Familienalbum zur Verfügung. Es zeigt ihn im Jahre 1960 zusammen mit seiner Mutter beim Auszeichnen der Ware fürs Geschäft. Gertrud Beeren hinterlässt ihre Söhne Wilfried, Wolfgang und Ralf nebst deren Familien, darunter vier Enkel. Vor der Beerdigung am Freitag auf dem Friedhof ist um 9 Uhr eine Messe in St. Hubert.
Die evangelische Kirche St. Hubert und Tönisberg lädt für den 14. Mai zum Ausflug zum Kölner Melaten-Friedhof ein. "Dort sind viele bekannte Persönlichkeiten begraben, viele Grabmäler sind kunsthistorisch außerordentlich interessant", betont Pastor Matthias Zizelmann. Die Tour mit Friedhofs-Führung ist mit Privatwagen, Kosten etwa 6-8 Euro. Anmeldung/Info unter Telefon 02152/8989941.
Und wieder ein tolles Konzert mit der neuen Schreier-Orgel in der Gustav-Adolf-Kirche: Am Samstag, 21. April, trifft der Trompeter Ansgar Brinkmann von den Niederrheinischen Symphonikern auf Udo Witt, den Organisten der Rheydter Hauptkirche. Los geht’s an der Martin-Luther-Straße 12 um 18 Uhr. Eintritt frei, es wird um eine Spende für das neue Instrument gebeten.
In Voesch hat 1907 nachweislich ein St. Martinszug stattgefunden. "Deshalb haben wir uns entschlossen, dieses 100-jährige Bestehen würdig zu feiern", betont Klaus Hetges, der Vorsitzende des Voescher Martins-Komitees. Der Termin steht noch nicht fest, allerdings wird eine Festschrift erstellt, die über diese Tradition Auskunft gibt. Nach dem Gedanken des Teilens soll auch eine Einrichtung mit behinderten Kindern bedacht werden. Info/Kontakt unter Telefon 02152/7879.
Horst Köhler wird 70. Nein, gemeint ist nicht der Bundespräsident, der ist auch erst zarte 64 Lenze jung. Im Blick hat der Flüsterer vielmehr den St. Huberter Namensvetter. Und der ist seit über einem Jahrzehnt Ehrenvorsitzender der Handball-Abteilung des TuS und feiert Samstag sein 70. Wiegenfest. Bei den Handballern ist Köhler seit 37 Jahren. Ob der Berliner Köhler wohl gratuliert?
Als "Indianer von der Hei" sorgte die muntere Gruppe der Straßengemeinschaft Heideröslein vom Kempener Karnevalszug für viel Aufsehen - nicht nur wegen des spektakulären Platten. Der Totempfahl vom Karnevalswagen der jecken Heide-Indianer steht jetzt im Garten des Vorsitzenden Frank Schubert. Dessen Ehefrau fand, dass das edle Stück eigentlich zu schade für den Sperrmüll ist. Im Grünen an der Degelsheide macht sich der stattliche Pfahl aber auch wirklich gut.