Keine Gefahr im Kreis Viersen „Unser Trinkwasser ist jederzeit sicher“

Kreis Viersen · Die Wasser-Versorger in unserer Region legen Wert darauf, zu sagen, dass Trinkwasser nicht knapp werde. Aus weit über 100 Metern Tiefe wird das meist schon Jahrzehnte alte Wasser gefördert und aufbereitet.

Achtsam mit Trinkwasser umgehen: Vielleicht kannt der Pool auch mit Brunnenwaser — falls vorhanden — gefüllt werden.

Foto: dpa/Patrick Pleul

(ure) Wetter-Experten befürchten, dass auch in diesem Jahr mit einer lang anhaltenden Trockenheit gerechnet werden muss. Es bestehe die Gefahr, dass Trinkwasser knapp werden könnte. „In unserem Einzugsgebiet von etwa 41 Quadratkilometern ist ausreichend Trinkwasser vorhanden“, melden die Stadtwerke Willich. Täglich bereite man rund 14 000 Kubikmeter Grundwasser auf. Das sei in etwa so viel, wie in ein Olympia-Schwimmbecken passe.

„Derzeit laufen die Wasserwerke in Nettetal, Grefrath und Kempen mit einer Auslastung von etwa 75 bis 80 Prozent noch nicht an ihrer Leistungsgrenze“, sagt Christian Plaßmann. Er ist Technischer Leiter bei der Kommunalen Partner Wasser GmbH. Die Kommunalen Partner Wasser sind für die Versorgung in den Kommunen Kempen, Grefrath und Nettetal zuständig. „Mit Beginn der Sommerferien erwarten wir einen Rückgang des Wasserverbrauches, weil viele Menschen in den Urlaub fahren“, sagt Plaßmann. Ähnlich analysieren die NEW die Situation in unserer Region: „Wir gehen davon aus, dass die kommende Hitzewelle keinen Einfluss auf die Trinkwasserversorgung in unserem Versorgungsgebiet haben wird. Nichtsdestotrotz empfehlen wir zu jeder Zeit, und gerade in warmen Sommermonaten, einen verantwortungsvollen Umgang mit Trinkwasser“, sagte NEW-Sprecherin Ann-Kathrin Schwarz. Die NEW versorgen neben anderen auch die Stadt Tönisvorst mit Wasser. An Spitzentagen im Sommer werde bis zu 50 Prozent mehr an Trinkwasser verbraucht als an Normaltagen, erklären die Willicher Stadtwerke.

2,3 Millionen m³ Wasser werden
in Kempen jährlich verbraucht

Das Trinkwasser in Kempen und Grefrath wird ausschließlich aus Grundwasser entnommen. Dabei beträgt der jährliche Wasserbedarf in Grefrath rund 900 000 Kubikmeter, in Kempen 2,3 Millionen Kubikmeter. „Für unsere Kommunen ist das Trinkwasser sicher“, betont Plaßmann. „Unsere Brunnen reichen in Tiefen bis zu 160 Meter, das heißt also, dass wir Grundwasser aus verschiedenen Schichten fördern, in die das Regenwasser unterschiedlich lange Zeit gesickert ist“, erklärt Ulrike Kretschmann, Sprecherin der Stadtwerke Willich. Allerdings dauert es sehr lange, bis der Regen von heute in diese Tiefen vordringen kann: bei oberflächennahem Grundwasser wenige Jahre, bei tieferen Grundwasservorkommen und in Verbindung mit vorhandenen Tonschichten auch Jahrzehnte bis Jahrhunderte, erklärt Plaßmann, es komme auf die lokalen hydrogeologischen Verhältnisse vor Ort an. Die NEW haben nachgerechnet: „Das mittlere Alter eines aus unserem Brunnen geförderten Wassers beträgt zwischen 15 und 30 Jahren. Wird das Wasser aber aus Tiefbrunnen gewonnen, so beträgt das Alter schnell mehrere Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte.“

Dennoch geben die Experten vor Ort gute Tipps, wie trotz gesicherter Versorgungslage gerade in warmen Sommermonaten ein verantwortungsvoller Umgang mit Trinkwasser garantiert werden kann. „Man kann Gartenbewässerung in die späten Abendstunden verlegen. Dann hat das Wasser mehr Zeit zum Versickern, und es verdunstet nicht so viel. Zudem sollten nur Nutzpflanzen und gegebenenfalls Zierpflanzen bewässert werden“, sagt Plaßmann. Ann-Kathrin Schwarz ergänzt: „Unnötige Leerläufe vermeiden, beispielsweise beim Zähneputzen, duschen statt baden, Durchflussbegrenzer in Bad und Küche einsetzen, Sparspültaste bei der Toilettenspülung nutzen, Waschmaschinen und Geschirrspüler nur vollständig gefüllt anstellen und Regenwasser zur Bewässerung des Gartens nutzen.“

Ein düsteres Szenario, beispielsweise die Rationierung von Trinkwasser, zu zeichnen sei nicht angebracht, betonen die Stadtwerke Willich. „Viel wichtiger ist, dass wir unseren Umgang mit der Ressource Wasser verändern. Das kann jeder sofort tun, dafür braucht es keinen worst case“, sagt Ulrike Kretschmann.