Letzte Hoffnung für die Zeche
Der Fall liegt nun beim Bau-Ministerium in Düsseldorf. Nächste Woche gibt es einen Schlichtungstermin.
Tönisberg/Düsseldorf. NRW-Bauminister Michael Groschek (SPD) ist so etwas wie die letzte Hoffnung für die Tönisberger Zeche. Die stillgelegte Anlage, die im Besitz der Ruhrkohle AG (RAG) ist, soll abgerissen werden. Seitens der Stadt gibt es dafür bereits die Genehmigung — der Denkmalschutz wurde von Politik und Verwaltung in Kempen abgelehnt (die WZ berichtete).
Der Widerstand einer Tönisberger Bürgerinitiative und der Denkmalbehörde beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) gegen diese Entscheidung ebbt aber nicht ab. Jetzt ist das Thema auf den Schreibtischen des NRW-Ministeriums für Bauen, Wohnen und Verkehr gelandet. Dort sitzt die Oberste Denkmalbehörde.
„Uns liegt ein Schreiben des LVR vor“, bestätigte gestern Maik Grimmeck, stellvertretender Pressesprecher des Ministeriums, auf Anfrage der WZ. „Darin werden wir gebeten, in dieser Angelegenheit aufsichtsrechtlich tätig zu werden.“ Das Ministerium soll auf Wunsch des LVR das Verfahren und den Ablauf der Denkmalausschuss-Sitzung in Kempen am 17. März prüfen. LVR und der Zechen-Förderverein vermuten Verfahrensfehler.
„Dort wurden unter anderem sachfremde Argumente dargestellt“, so Peter Kunz von der Tönisberger Initiative. Die Frage des Denkmalschutzes müsse losgelöst von möglichen Folgenutzungen und damit verbundenen Kosten diskutiert werden.
Eine erste Prüfung des Verfahrens durch die Obere Denkmalbehörde des Kreises Viersen hat bereits stattgefunden. Die Viersener Experten sahen keinen Grund zur Beanstandung — das Verfahren sei ordnungsgemäß gelaufen. Nun blieb dem LVR, der bereits 2002 in einem Gutachten der Zechenanlage die Denkmalwürdigkeit bescheinigt hatte, nur noch der Gang nach Düsseldorf.
„Als Oberste Denkmalbehörde können wir eine finale Entscheidung in solchen Streitfällen sprechen“, sagt Maik Grimmeck. Dies sei dann ein sogenannter „Minister-Anruf“ — in diesem Fall an Michael Groschek. In diesem Stadium sei man aber noch nicht, wie der Sprecher deutlich macht. „Es wird in der nächsten Woche ein Gespräch mit allen Beteiligten geben“, erklärt Grimmeck. Vertreter von Stadt Kempen, Kreis Viersen und LVR werden sich an einen Tisch setzen. In der Rolle als „Schlichter und Moderator“ wird ein Vertreter des Ministeriums dabei sein. „Das ist in solchen Fällen ein üblicher Vorgang. Möglicherweise gelingt es uns so, die Streitigkeiten beizulegen“, ergänzt der Sprecher des Ministeriums.
Sollte der Streit der Behörden nicht im Gespräch beigelegt werden können, bliebe die Entscheidung des Ministeriums. Daran wären dann alle beteiligten Institutionen gebunden. Falls die Experten der Obersten Denkmalbehörde Verfahrensfehler entdecken, müsste die Stadt Kempen die Unterschutzstellung des Zechengeländes erneut prüfen.
Wie die Verwaltung die derzeitige Situation einschätzt, ist unklar. Eine von der WZ im Rathaus angefragte Stellungnahme blieb bis Dienstagabend aus.