Lokales Konsortium kauft das letzte Drittel des Girmes-Areals
Sechs Firmen haben sich bereits auf dem Gelände des ehemaligen Textil-Herstellers in Oedt angesiedelt. Auf dem restlichen Gelände entstehen ein Gewerbepark und eine Filiale des Lebensmittel-Discounters „Netto“.
Grefrath. 2003 meldete der einst stolze Textil-Hersteller Girmes zum letzten Mal Konkurs an. Zehn Jahre später ist der Rest des 180 000-Quadratmeter-Areals in Oedt verkauft. Jürgen Hamelmann (Kempen) und Professor Dr. Helmut Pasch (Oedt), Geschäftsführer eines Konsortiums mit dem Namen GVE (siehe Kasten), haben bei einem Notar in Düsseldorf den Vertrag für insgesamt 60 000 Quadratmeter unterschrieben.
Nach Aufbereitung des Geländes sollen die Hallen Stück für Stück an Handwerker und Gewerbetreibende verkauft werden. Und als erstes soll der von den Bewohnern seit langem ersehnte Lebensmittel-Discounter gebaut werden — rund sechs Jahre nach der Schließung des Spar-Marktes an der Ecke Süchtelner Straße/An der Kleinbahn.
„Drei Hallen sind in einem sehr guten Zustand. Sie könnten schnell vermarktet und schon ab Sommer genutzt werden“, sagt Pasch. Theoretisch jedenfalls. Doch praktisch muss zunächst schweres Gerät anrücken. Denn ein Teil der Hallen muss abgerissen werden, um Platz für Straßen, Parkplätze, Grünstreifen zu schaffen — und vor allem Zufahrten für Rettungsfahrzeuge. Dafür sind insgesamt rund 10 000 Quadratmeter vorgesehen. „So wie die Hallen jetzt dastehen, bekommt man gar keine Genehmigung für die Nutzung“, sagt Pasch. Denn die Gebäude sind verschachtelt, weil im Laufe der Jahrzehnte immer wieder angebaut wurde. Außerdem müssen Kanäle sowie Leitungen für Strom, Wasser und Gas verlegt werden.
Auch für die „Netto“-Filiale muss zunächst der Abriss-Bagger anrücken. Denn obwohl noch nicht klar ist, wo genau der Neubau hinkommen wird — diskutiert werden im Moment eine Handvoll Möglichkeiten — müssen auf jeden Fall die Gebäude der ehemaligen Girmes-Küche und -Labore weichen. Eventuell sogar mehr. Und wann könnte der Neubau stehen? „Ehrgeizig ist, dass Ende 2013, Anfang 2014 der Markt fertig ist“, sagt Pasch. Geplant ist ein Discounter mit 800 Quadratmetern Verkaufsfläche und integriertem Backshop.
Doch so wichtig „Netto“ für die Bevölkerung ist, für Hamelmann, Pasch und deren Mitstreiter ist das nur ein relativ kleiner Teil ihres neuen Besitzes. Denn es gilt insgesamt rund 28 000 Quadratmeter Hallen- und Freiflächen zu vermarkten.
Für einige Bereiche gebe es bereits Anfragen, doch entschieden sei noch nichts. „Wir wollen das Gebiet entwickeln. Das soll ein schmucker kleiner Gewerbepark werden“, sagt Hamelmann. Und deshalb werde man auch nicht an jeden Interessenten verkaufen. Pasch: „Wir wollen das Konzept der Käufer kennen. Das muss zu den anderen Firmen passen.“
Denn schließlich sollen dort, wo in der Blütezeit im Jahr 1970 bei Girmes 3900 Beschäftigte in Lohn und Brot standen, wieder Arbeitsplätze entstehen. Hamelmann: „Es soll etwas Hochwertiges entstehen. Deshalb setzen wir uns auch nicht unter Zeitdruck.“ Pasch ergänzt: „Drei bis vier Jahre werden für die gesamte Vermarktung locker ins Land gehen. Vielleicht auch fünf oder sechs.“
Einfach wird das nicht, schließlich stehen einige Bereiche unter Denkmalschutz: die Fassaden an der Johannes-Girmes-Straße und an der Straße zum früheren Verwaltungstrakt, die Brücke zwischen Verwaltung und Villa Girmes, Wasserturm, Schornstein und der 600 Quadratmeter große Turbinenraum. Doch Angst macht dies Hamelmann und Pasch nicht: „Das ist zu handhaben, das kriegen wir hin.“ Gute Voraussetzungen, um zehn Jahre nach dem letzten Konkurs ein neues, erfolgversprechendes Kapitel auf dem Girmes-Areal aufzuschlagen.