Kochen über den Tellerrand So gelingt das Backen in der Gemeinschaft

Grefrath · Die Grefrather Community „Kochen über den Tellerrand“ ist unter die Bäcker gegangen.

 Bei der Veranstaltung „Kochen über den Tellerrand“ war Hardy Kreutschmann zu Gast: Es wurde gebacken.

Bei der Veranstaltung „Kochen über den Tellerrand“ war Hardy Kreutschmann zu Gast: Es wurde gebacken.

Foto: Norbert Prümen

Das gleichmäßig schabende Geräusch des Teigkneters begrüßt die Teilnehmer der Grefrather Community „Kochen über den Tellerrand“, die nach und nach in der Backstube der Grefrather Backwaren Manufaktur von Hardy Kreutschmann auflaufen. Nach der herzlichen Begrüßung informiert Kreutschmann seine Gäste lächelnd darüber, dass er „da schon mal was vorbereitet“ habe – genauer gesagt ein Weizenteig mit hausgemachtem Weizensauerteig, der ordentlich von der Maschine durchgeknetet wird.

An diesem Nachmittag steht aber nicht das Kochen bei der Community im Vordergrund, sondern das Backen: mediterranes Gebäck. „Im vergangenen Jahr haben wir zum ersten Mal in der Backmanufaktur gebacken. Damals waren es Weckmänner. Das hat uns allen so viel Spaß gemacht, dass wir erneut nachgefragt haben, ob wir hier wieder zusammen backen dürfen“, sagt Susanne Freiheit, die die Community zusammen mit Monika von Söhnen vor vier Jahren ins Leben gerufen hat.

Einmal im Monat kommen
die Menschen zusammen

Einmal im Monat kommen die Menschen mit und ohne Fluchterfahrung zusammen. Zusammen wird gekocht – oder wie jetzt gebacken. Bevor es mit dem Backen losgeht, waschen sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer gründlich die Hände. Schließlich wird an diesen Nachmittag mit den Händen gearbeitet. Mit geübtem Griff holt Kreutschmann den Teig aus dem Kneter. Teigstück für Teigstück wird auf das bereits gefettete Backblech auf dem großen Arbeitstisch gelegt. Dass der Teig gut geknetet und gegangen ist, demonstriert der Bäckermeister mit einer Dehnprobe.

Die jüngeren Teilnehmer sind jetzt gefragt. Sam, Yousif, Karzan und Manasa verteilen den Teig auf dem großen Backblech. Mit Vergnügen sind die vier im Alter von sieben bis 13 Jahre zu Gange. „Gerade waren die U20 an der Reihe, jetzt wollen die Ü20 auch mal“, sagt Barbara Behrendt mit einem Augenzwinkern. Die Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Grefrath gehört zu den Mitgliedern der Community. Die Älteren haben genauso viel Spaß bei der Teigverteilung, wie die Jüngeren. Bei Oliver Wasseige weckt der Teig die Erinnerung an Hermann. Voller Begeisterung erklärt er denen, die den damaligen Trend nicht kennen, das Prozedere. Hermann ist ein Sauerteigansatz aus Weizen- oder Roggenmehl, der Milchsäurebakterien, Hefe und ein wenig Milch, Pflanzenöl oder Wasser enthält.

Der Teig wird mit
dem Lineal abgemessen

Kreutschmann greift zu einem anderen Behältnis und holt ein wenig Teig heraus. „Damit kann Hermann wieder gestartet werden“, informiert er. Eine Gelegenheit, die nicht nur Wasseige nutzt. Kleine Teigstücke werden eingepackt. Dann aber rückt der Weizensauerteig wieder in den Mittelpunkt. Kreutschmann zeigt, wie der Teig mit dem Lineal abgemessen und per Metallpicker abgetrennt wird. Damit es einfacher geht, soll ein bisschen Mehl über die Masse gegeben werden. Sam darf diese Ausgabe übernehmen. Beherzt ergreift der Achtjährige die auf dem Tisch liegende Mehlschaufel und will das Mehl schwungvoll über die Teigplatte kippen. Unter viel Gelächter wird der Jungbäcker gestoppt. Kreutschmann zeigt, wie es mit der Hand und mit weitaus weniger Mehl geht. So macht es Sam nun auch. Danach trennt jeder kleine Teigstücke ab.

Der Teig sollte keine
Wespentaille bekommen

Kreutschmann demonstriert die Kunst des Drehens. Was bei ihm so einfach aussieht, ist allerdings schwieriger, wie alle feststellen können. Doch nach den ersten Versuchen haben Lanja, Rasha, Patricia, Hans, Oliver, Silvia, Barbara und Susanne und auch die Kinder den Dreh raus. „Keine Wespentaillen drehen, die werden sonst zu trocken“, mahnt der Bäckermeister. Die Dekoabteilung schließt sich an, wobei eingelegte Oliven, Knoblauch, Paprikas und Chilis zunächst klein geschnitten werden müssen, bevor sie zusammen mit den mediterranen Gewürzen in die wie Wurzelbrote aussehenden Teigstücke eingebracht werden. „Gut verstecken und merken, wo man was reingedrückt hat, damit alles schön verteilt wird“, erinnert Kreutschmann, der schon den Ofen angeheizt hat. Ein würziger Geruch zieht durch die Backstube, und der hält, was er verspricht, wie die Teilnehmer beim ersten Probieren feststellen können. Es schmeckt lecker.