Mit der Weihe zu neuen Ufern

Der Grefrather Michael Gerards wird morgen zum Diakon geweiht. Damit endet seine berufliche Zeit in Kempen.

Foto: Kurt Lübke

Kempen/Grefrath. Es war ein Gefühl der Unruhe, das Michael Gerards erfasste und nicht mehr losließ. Er spürte, dass er eine Veränderung brauchte. Sein ganzes bisheriges Berufsleben lang hatte sich der 53-Jährige vor allem in der kirchlichen Jugendarbeit engagiert. Bis Gespräche mit jungen Menschen immer öfter ins Stocken gerieten — ein normales Phänomen zwischen verschiedenen Generationen. „Ich merkte, dass ich dafür zu alt war“, erzählt der gebürtige Breyeller.

Lange war er als Gemeindereferent tätig, unter anderem neun Jahre in Grefrath, die letzten 14 Jahre in Kempen. Er versah diese Aufgabe „mit Leib und Seele“, wie er betont. Doch ihn plagten Fragen, die sich nicht zuletzt um die Zukunft der Kirche drehten. Gemeinsam mit einer Beraterin des Bistums Aachen habe er erkannt, dass sein Problem „eher im Geistlichen lag“. Ihm geht es im Kern um die „Stärkung der Spiritualität“.

Mit diesem Ziel im Blick fasste er im Jahr 2012 — ausgerechnet zu Pfingsten — einen Entschluss: „Ich will Diakon werden.“ Es folgte der Eintritt in den laufenden Ausbildungskurs. Jahrzehntelang hatte er diesen Schritt für sich ausgeschlossen, hatte abgewunken, wenn Menschen ihn danach fragten. Nun wird er zusammen mit drei weiteren Männern am morgigen Samstag im Aachener Dom geweiht.

Damit gehört er zum Klerus, darf unter anderem Taufen durchführen und Hochzeiten leiten. Das Hören der Beichte, das Spenden der Krankensalbung und das Vorstehen der Eucharistiefeier sind ihm dagegen weiterhin nicht möglich. Diese Sakramente sind Priestern vorbehalten.

Für seine Familie und Freunde ändere sich durch die Weihe nicht viel, sagt Michael Gerards. Sie seien über seine Entscheidung auch nicht überrascht gewesen, im Gegenteil. „Das haben wir doch immer schon gesagt“, lautete der Tenor. Da der Grefrather zum Zeitpunkt der Weihe verheiratet ist, stellt die Ehe kein Problem dar. Wenn dagegen Junggesellen Diakon werden, ist ihnen anschließend der Weg in die Zweisamkeit durch die Gesetze der Kirche verstellt. Auch verwitwete Diakone müssen zölibatär leben.

Neben seinen neuen Aufgaben wird der Wechsel des Arbeitsplatzes sicherlich die größte Zäsur für Michael Gerards darstellen: „Von Anfang an wurde mir gesagt, dass ich Kempen nach meiner Weihe verlassen muss.“ Das mache in seinen Augen aber durchaus Sinn, schließlich bekomme er ja auch eine neue Rolle. Anders ausgedrückt: In seiner künftigen Pfarrei Maria Frieden in Krefeld — sie umfasst unter anderem Fischeln und Königshof — sehen die Menschen in ihm nicht den ehemaligen Gemeindereferenten, sondern gleich den hauptamtlichen Diakon. Viele Krefelder Gläubige dürften ihn zum Weihnachtsfest das erste Mal am Altar erleben.