Mobbing und Streit spielerisch verhindern
Zwei Trainerinnen sollen helfen, die noch jungen Klassengemeinschaften zu stärken.
Kempen. „Schnick, Schnack, Schnuck“ ist total von gestern, ebenso „Stein, Schere, Papier“. Die Jugend von heute spielt „Großmütterchen, Berglöwe, Samurai“ — jedenfalls in der Kempener Gesamtschule an der Wachtendonker Straße. Die Regeln: Das Raubtier frisst die Oma. Der japanische Schwertkämpfer hat keine Chance gegen die rüstige Seniorin. Dafür macht er den armen Puma um einen Kopf kürzer.
Die Klasse 5c hat sich in zwei Gruppen geteilt, jeweils 15 Jungen und Mädchen stehen sich Auge in Auge gegenüber. Auf ein Kommando wird gebrüllt (Berglöwe), mit dem Finger gedroht (Großmütterchen) oder mit einem unsichtbaren Schwert gefuchtelt (Samurai). Nach einigen Minuten voller Spaß steht es 2:1 — die Gewinnergruppe jubelt.
Mit Spielen wie diesen will das Kempener Duo „Team-works“, die Pädagoginnen Uta Petring-Dörr und Tine Germann-Nagels, den Zusammenhalt in der erst wenige Monate alten Klasse stärken. Es gilt, Rempeleien oder kleinere verbale Auseinandersetzungen nicht eskalieren zu lassen. Ausgrenzung und das gefürchtete Mobbing sollen durch gelernte Formen der Kommunikation verhindert werden.
Alle sechs Klassen der Stufe fünf verbrachten dafür im September jeweils einen ganzen Tag am Hülser Berg. Auf dem Programm standen diverse Aktivitäten. Hendrik gefiel vor allem das „Spinnennetz“, dessen Seile die Schüler beim Durchqueren nicht berühren durften. „Mit Teamarbeit haben wir es geschafft“, so Hendrik.
„Wir machen grundsätzlich viel in und mit der Natur“, erklärt Germann-Nagels. „Die Kinder sind dann viel entspannter als in Räumen.“ Ein ergänzendes Training findet in den Klassen statt. Fünftklässler Luca lobt die Karten, mit denen die Kinder am Hülser Berg gegenseitig ihr Tun kommentieren konnten. Auf einer Karte stand zum Beispiel: „Du hast gut mitgemacht.“
Für die Schule ist das Projekt ein wichtiger Baustein für das Miteinander. „Es trägt zu einer positiven Klassenatmosphäre bei“, sagt die Schulsozialarbeiterin Mira Dugal-Klahre, die neben ihrer Aufgabe in der Realschule auch für die benachbarte Gesamtschule zuständig ist.
Elemente wie der Klassenrat gehörten genauso dazu wie individuelle Gespräche mit den Mädchen und Jungen sowie den Eltern. „Die Trainerinnen von Team-works ergänzen dies durch ihr Projekt mit dem Blick von außen“, sagt Dugal-Klahre.