Kempen/Grefrath Nähen ist bei der VHS der Renner

In Kempen und Grefrath rattern die Nähmaschinen fleißig. VHS-Dozentin Christina Lunau macht in verschiedenen Kursen Lust aufs Nähen.

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Kempen/Grefrath. Wer den neuen Katalog der Kreisvolkshochschule (VHS) Viersen aufschlägt und die Rubrik Textiles Gestalten wählt, der kommt nicht umhin über die Nähkurse zu stolpern. Gleich 28 Angebote rund um das Nähen sind es, die im Kreis Viersen angeboten werden. Die Schneidermeisterin und Schnitttechnikerin Christina Lunau vermittelt ihr Wissen um die Nähmaschine dabei in Kempen und Grefrath.

„Nähen ist eindeutig wieder in. Wir haben Angebote für völlige Anfänger, die erst einmal den Umgang mit der Nähmaschine lernen möchten, aber auch für Fortgeschrittene. Wobei wir zudem Kurse für Kinder ab acht Jahren anbieten sowie Kurse für Eltern und Kinder gemeinsam“, berichtet Heike Drewelow, VHS-Fachbereichsleiterin Kunst, Kultur und kreatives Gestalten. Eine eigene Nähmaschine muss niemand mitbringen, die VHS stellt Maschinen zur Verfügung. „Wer eine eigene funktionstüchtige Nähmaschine hat oder sie von der Oma oder der Tante leihen kann, sollte das machen. Denn schließlich möchte man auch daheim weiternähen und dann ist es einfacher, wenn man die Maschine entsprechend kennt“, sagt Lunau.

Nähen ist nicht nur Frauensache, wie die Kempener Fachfrau weiß. Sie sind zwar eindeutig in der Unterzahl, aber Männer und Jungs beschäftigten sich ebenfalls mit der Herstellung von modischer Bekleidung und Accessoires.

Die Nähkurse bieten nicht nur die Chance, Neues herzustellen. Jackenärmel kürzen, einen Flicken auf ein Hosenbein setzen, einen neuen Reißverschluss einnähen oder die abgerissene Blazertasche wieder annähen — wer nähen kann, ist auch in der Lage, Bekleidung zu ändern oder zu flicken. „Es kommt immer wieder vor, dass jemand seine Flicksachen mit in den Kurs bringt und daran arbeitet“, berichtet Lunau.

Ein neuer Trend ist das sogenannte Upcycling. Aus alten oder nicht mehr passenden Kleidungsstücken entstehen neue Dinge. Aus der Jeans kann eine Tasche werden oder die Bluse mit der Lochstickerei mutiert zur Kissenhülle. „Es gibt unzählige Möglichkeiten und der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Ich persönlich habe immer mehr Ideen als Zeit“, bemerkt Lunau lachend.

Das erste Angebot in diesem Bereich entstand aus einem Kurswunsch heraus. Den Teilnehmern lag die Nachhaltigkeit am Herzen und sie hatten alle den Wunsch geäußert zu upcyceln. Die VHS realisierte dies und unter der Anleitung von Lunau bekamen viele alte Bekleidungsstücke ein neues Leben. In diesem Semester bietet die VHS nun erstmalig einen Kurs mit insgesamt 15 Unterrichtsstunden in der Gref-rather Sekundarschule an.

Lunau selbst arbeitet schon seit 28 Jahren für die VHS als Dozentin fürs Nähen. „Wir haben in den Nähgruppen immer viel Spaß. Es ist nicht nur das Nähen an sich, es ist der Ideenaustausch, die Kommunikation, das Kreativsein und einfach das Abspannen, wenn unter den eigenen Händen etwas entsteht“, beschreibt Lunau das Kursleben.

So verwundert es nicht, dass es etliche Teilnehmer gibt, die seit 15 Jahren mit von der Partie sind und sich schon so manches schicke Teil geschneidert haben. Nähen kann man nicht einfach erklären. Es ist etwas, dass die Teilnehmer auch sehen müssen, anders geht es nicht. Wenn sie eine Spiegelnaht oder eine Pattentasche erkläre, dann direkt an der Maschine und zwar in praktischer Form, sagt die Schneidermeisterin.

Für ihre Teilnehmer hat die Fachfrau immer jede Menge Tipps. So dürfen Nähmaschinen nie mit Olivenöl oder anderen Speisevarianten geölt werden. Die harzen nämlich. Ein jeder Stoff sollte vor dem Bearbeiten gewaschen werden, denn „erst nach der Wäsche zeigt er sein wahres Gesicht“, betont Lunau. Und wer auf günstiges Garn setzt, der stellt bei der Arbeit fest, dass das einfach öfter reißt. Mit einem guten Polyestergarn hingegen kann die Nähmaschine fleißig rattern.