Nettetal: Empfang für Medaillen-Gewinner

Eisschnelllauf: Stefan Heythausen kehrte mit WM-Bronze aus Japan zurück. Am Dienstag wurde er im Rathaus vom Bürgermeister begrüßt.

Nettetal. Da standen sie nun im japanischen Nagano - Marco Weber, Jörg Dallmann und Stefan Heythausen. Die drei Eisschnell-Läufer haben soeben bei der Einzelstrecken-Weltmeisterschaft Bronze in der Teamverfolgung gewonnen - übrigens die erste Medaille der Männer seit acht Jahren - und hatten nicht einmal richtig Zeit, vor Ort gebührend zu feiern.

Gut, abends beim Buffet gönnten sich die drei Sportler das ein oder andere Bierchen. Um 1 Uhr war es mit der Feierei jedoch vorbei: Um 4 Uhr morgens fuhr der Bus nach Tokio, von dort ging es wieder gen Heimat. "Über den Wolken und am Flughafen von Kopenhagen haben wir aber ordentlich weitergemacht", sagt Stefan Heythausen.

Der Kaldenkirchener, der für den EC Grefrath startet, sorgte mit Platz 3 beim Treff der Weltbesten nicht nur für seinen persönlich größten Erfolg, sondern auch gleich für den seines Heimatvereins. "Das wird ja schon beinahe zur Gewohnheit, dass wir uns treffen", sagt Nettetals Bürgermeister Christian Wagner gestern beim Empfang im Rathaus. Schon 2006 wurde Heythausen als Olympiateilnehmer geehrt. Im "Gepäck" hatte Heythausen am Dienstag seine Freundin Jana Neubert, die zu Deutschlands besten 400-Meter-Läuferinnen zählt, und seine Eltern.

Die Zusammenkunft der Familie hat Seltenheitswert: Von Oktober bis März ist Heythausen für seinen Sport unterwegs. Er hat eine kleine Wohnung in Berlin, von wo aus er mit den anderen Läufern des deutschen National-Kaders trainiert, ist für Weltcuprennen global unterwegs. "Im vergangenen Jahr war er nicht einmal zu Hause", klagt Mutter Heike. So oft es geht, reisen die Eltern ihrem Sprössling hinterher. Nagano war aber eine Nummer zu groß.

Und so mussten sich die Eltern beim für sie wichtigsten Sportereignis des Jahres auf das Fernsehen verlassen. Das deutsche TV jedoch hatte, nachdem die Damen-Wettkämpfe gelaufen waren, die Kameras verstaut und wollte sich von dannen machen. "Als sie gesehen haben, dass bei den Herren noch etwas passiert, haben sie alles schnell wieder ausgepackt - um am Ende wenigstens ein paar Interviews im Kasten zu haben", sagt Stefan Heythausen.

Den knappen Zieleinlauf des 26-jährigen Schlussläufers - die Deutschen kamen sechs hundertstel Sekunden vor Kanada ins Ziel - sahen die Eltern im niederländischen Fernsehen. "Die Eisschnelllauf-Männer finden im deutschen TV längst nicht so viel Anklang wie die Frauen", sagt Heythausen. Was sich freilich bei den Sponsoren niederschlägt.

Existenzielle Sorgen muss sich Heythausen nicht machen, wird er als ausgebildeter Polizeimeister von der Bundespolizeisportschule bezahlt - und für den Sport freigestellt. Einmal jährlich- so auch jetzt gerade - muss er in einem einwöchigen "Dienstpraktikum" beweisen, dass er trotz Kufenflitzerei sein Können als Freund und Helfer nicht verlernt hat. Momentan ist er am Straelener Grenzübergang der A40 als Autobahnpolizist eingesetzt.

Mitte April beginnt die Vorbereitung auf die kommende Wintersaison - mit einem zweiwöchigen Trainingslager auf Mallorca. "Dort wird aber wirklich trainiert", lacht Heythausen. Immerhin steht 2009 in Innsbruck die nächste Einzelstrecken-WM an. Bis zu 40 Stunden pro Woche schuftet er dann für eine erneute Medaille im Einzel oder mit der Mannschaft - und seinen großen Traum: Bei den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver will er auf dem Treppchen stehen.