Niers-Express: Entspannte Lage zu den Stoßzeiten
Seit Mitte Dezember gibt es zwischen Kempen und Krefeld zusätzliche Fahrten. Mit den ersten Wochen ist das Unternehmen sehr zufrieden.
Kempen. Es ist Mittwochmorgen, 7 Uhr: Am Kempener Bahnhof geht es noch recht beschaulich zu. Etwa 30 Fahrgäste warten in der Kälte auf den Zug in Richtung Krefeld. Und da kommt er schon — pünktlich um 7.05 Uhr fährt der Niers-Express auf Gleis 2 ein. Die Menschen steigen ein, machen sich in aller Ruhe auf den Weg zur Arbeit oder zur Schule.
So beschaulich ging es am Kempener Bahnhof nicht immer zu. Seitdem die Nordwestbahn (NWB) 2009 die Strecke von Kleve nach Düsseldorf übernommen hat, kam es immer wieder zu Zwischenfällen: Die Züge waren überfüllt, Pendler wurden unter anderem am Kempener Bahnhof stehengelassen.
Auf die vielen Proteste der Kunden und die mediale Berichterstattung haben NWB und der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) Ende 2011 reagiert: Seit dem 11. Dezember werden in den sogenannten Stoßzeiten zusätzliche Züge von Kempen nach Krefeld eingesetzt. „Es gibt drei Extra-Abfahrtszeiten: Um 7.05, 7.35 und 8.05 Uhr pendelt eine zusätzliche Bahn von Kempen nach Krefeld“, sagt Timo Kerßenfischer, Leiter Marketing und Kommunikation bei der NWB. In dieser „Zusatzbahn“ finden etwa 250 Menschen Platz.
Durch den Einsatz dieses Zuges hat sich laut Kerßenfischer noch ein Nebeneffekt ergeben: „Der Zug pendelt zwischen Kempen und Krefeld. Deshalb können wir auch von Krefeld aus eine zusätzliche Fahrt anbieten.“ Vor allem Schüler auf dem Weg zum Kempener Berufskolleg würden den Zug um 7.19 Uhr ab Krefelder Hauptbahnhof „sehr gut annehmen“.
Auch generell sei die Akzeptanz des neuen Angebotes gut. „Die zusätzlichen Fahrten sind etwa zu 75 Prozent ausgelastet“, sagt Kerßenfischer. Aus seiner Sicht stellen sie eine Entlastung für die regulären Bahnen zwischen Kleve und Düsseldorf dar — diese Züge fahren wie gewohnt alle 30 Minuten ab Kempen (15 Minuten nach bzw. vor der vollen Stunde).
Der „normale“ Niers-Express sei zwar im Berufsverkehr weiterhin voll besetzt — von Überfüllung könne aber keine Rede mehr sein. „Zumindest kommen bei uns deutlich weniger Beschwerden an“, sagt der NWB-Sprecher. Lothar Ebbers, Vertreter des Fahrgastverbandes ProBahn, stimmt zu: „Die Lage hat sich entspannt.“ Dazu habe auch beigetragen, dass die regulären Züge ab 5.45 Uhr mit mehr Wagen unterwegs sind — 700 statt 470 Plätze.
Und wieso hat es mit dem zusätzlichen Angebot so lange gedauert? Schließlich gibt es die Probleme auf der Strecke schon seit Jahren. „Man kann nicht von heute auf morgen zusätzliche Züge ordern“, sagt VRR-Sprecherin Sabine Tkatzik. Der VRR bestellt bei den Unternehmen die Wagen nach Bedarf. Und dieser sei 2009 beim Niers-Express nach der Übernahme durch die NWB nicht so hoch angesehen worden, wie er tatsächlich ist. „Damals wurden vom Bund auch die sogenannten Regionalisierungs-Mittel gekürzt“, ergänzt Tkatzik. Heißt: Bei den Verkehrsverbünden sollte gespart werden.
Es habe sich aber herausgestellt, dass Sparen auf der Strecke von Kleve nach Düsseldorf nicht möglich sei. „Die Nachfrage ist groß. Darauf haben wir mit der Bestellung zum 11. Dezember reagiert“, so Tkatzik.
Was die Pünktlichkeit des Niers-Expresses angeht, sieht ProBahn-Vertreter Ebbers ebenfalls Verbesserungen im Vergleich zu früheren Jahren. „Es gibt eine Statistik aus 2010 mit etwa 800 verspäteten Zügen pro Jahr“, sagt Ebbers. Diese Verspätungen hätten aus Fehlern bei der Infrastruktur — also an den Gleisen oder Bahnübergängen — resultiert. Inzwischen habe sich auch dabei die Lage entspannt — konkrete Zahlen für 2011 stünden noch aus.
Trotzdem müsse die Deutsche Bahn, die für die Infrastruktur zuständig ist, auf der Niederrheinstrecke noch viel tun. Ebbers: „Viele Anlagen sind veraltet, da ist fast das Denkmalamt zuständig.“