Trinkwasser im öffentlichen Raum Fraktion ÖDP/Linke fordert Trinkbrunnen in Kempen

Kempen · . (ure) „Die Kempener Stadtverwaltung ist aus der Zeit gefallen und in Teilen auch rückständig“, bemängelt die Fraktion der ÖDP/Linke im Kempener Stadtrat. Grund für die scharfe Kritik: Bislang sei das Vorhaben, im Zentrum Kempens einen öffentlichen Trinkwasserbrunnen zu installieren, nicht verwirklicht worden.

Jeyaratnam Caniceus, Fraktionsvorsitzender der ÖDP/Linke.

Foto: Caniceus

Dabei hatte der damals fraktionslose und heutige Fraktionsvorsitzende der ÖDP/Linke, Jejaratnam Caniceus, schon am 25. Mai 2019 einen entsprechenden Antrag für einen Trinkbrunnen gestellt.

Im Ausschuss für Umwelt, Planung und Klimaschutz wurde der Antrag am 23. September 2019 zur weiteren Beratung zunächst zurückgestellt, die Verwaltung hatte damals den Beschlussvorschlag so formuliert: „Die Verwaltung wird beauftragt, zunächst einen (barriere)frei zugänglichen Trinkbrunnen im Stadtgebiet von Kempen zu installieren.“ In der Sitzung vom 29. Oktober 2019 wurde dieser Beschlussvorschlag ohne Gegenstimme angenommen.

In der Ratssitzung vom 24. November 2020 hatte der Technische Beigeordnete Torsten Schröder auf Nachfrage von Caniceus sinngemäß erklärt, dass das Trinkwasserbrunnen-Projekt als nicht dringend angesehen und daher aufgeschoben werde. Im Rahmen der Haushaltskonsolidierungsmaßnahmen müsse die Realisierung diskutiert werden.

„Es wurde vorgeschoben, dass wir sparen müssen. Den wahren Grund kennen wir nicht. Wir können lediglich spekulieren“, betrachtet Caniceus im Nachhinein den Vorgang. Die Fraktion ÖDP/Linke fordert jetzt schon deshalb ein Neudenken, weil in der Gemeinde Grefrath die Pläne für einen Trinkwasserbrunnen schon weit fortgeschritten seien und vor der konkreten Realisierung stünden. In Tönisvorst seien Wasserspender im Stadtentwicklungskonzept notiert worden, die dortige CDU hatte einen entsprechenden Antrag formuliert.

„Zuerst soll ein Brunnen am Buttermarkt errichtet werden, der Brunnen soll standesmäßig St. Martin-Brunnen oder Thomas-Brunnen genannt werden, weitere Stadtteile sollen folgen“, konkretisieren Caniceus und Günter Solecki, Stadtverordneter der ÖDO/Linke, ihre Vorstellungen.

Caniceus ist schon seit Jahren Mitglied im Verein „tip:tap“ in Berlin, der sich für den Genuss von Leitungswasser einsetzt, um Plastikmüll, CO2 und auch Geld einzusparen. Wenn alle Deutschen auf Leitungswasser umstiegen, bedeute dies eine CO2-Reduzierung um drei Millionen Tonnen. Zudem sei Leitungswasser verpackungsfrei, Plastikmüll gehöre in diesem Bereich dann der Vergangenheit an. Auch Geld lasse sich einsparen: Für einen Euro bekomme man etwa 200 Liter Leitungswasser. Für einen Vier-Personen-Haushalt bedeute der Umstieg auf Leitungswasser eine Ersparnis von rund 1000 Euro pro Jahr, rechnet der Verein vor.

Leitungswasser habe noch einen weiteren Vorteil. Es entfalle die ganze Schlepperei. Schließlich müsse man nur den Hahn aufdrehen, und man bekomme ein Lebensmittel auf höchster Qualitätsstufe. Denn dank der Trinkwasserverordnung werde das Leitungswasser sehr streng kontrolliert. Man verfüge hier also über das Privileg, Wasser mit Topqualität einfach aus dem Hahn zu bekommen. Jahr für Jahr werde dies durch unabhängige Tests bestätigt.

Die Ratsfraktion ÖDP/Linke will dem Leitspruch folgen: „Trinkwasser für alle. Öffentliche Trinkwasserspender werden Pflicht.“ Angesichts des rasant fortschreitenden Klimawandels und Rekordtemperaturen müsse die öffentliche Verwaltung mit einem Klimaanpassungskonzept reagieren. Viele Städte hätten nicht nur Trinkwasserbrunnen installiert, sondern stellten auch Abkühlungsmöglichkeiten zur Verfügung.

Die „EU-Trinkwasser-Richtlinie“ trat am 12. Januar 2021 in Kraft und muss bis zum 21. Januar 2023 in nationales Recht umgewandelt werden. Als Reaktion auf die Europäische Bürgerinitiative „Right2Water“ sollen die Mitgliedstaaten zudem Maßnahmen ergreifen, um den öffentlichen Zugang zu Trinkwasser zu verbessern, und sicherstellen, dass an öffentlichen Plätzen Trinkwasserbrunnen bereitgestellt werden, lässt sich der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) auf seiner Internetseite zitieren.

(ure)