Prozessauftakt um Überfall mit Lötkolben
Gericht: Angeklagt sind zwei Brüder, die einen Kempener schwer verletzt haben.
Krefeld/Kempen. Wegen schweren Raubes und Körperverletzung müssen sich die Brüder Sultan und Rafael A. (alle Namen von der Redaktion geändert) vor dem Krefelder Landgericht verantworten. Sultan (23) soll den Geschädigten deutschen U. (22) in dessen Kempener Wohnung gegen 23Uhr am 30.September 2007 zunächst mit einer Kunststofflatte auf den Kopf geschlagen und ihm Veruntreuung von Drogengeldern vorgeworfen haben.
Dann habe er mit seinem Gürtel zunächst mit der Leder- und dann mit der Schnallenseite so auf das Opfer eingeschlagen haben, dass es blutete. Anschließend habe er den Geschädigten im Beisein einer Bekannten und eines Freundes an Händen und Füßen gefesselt, mit einem Messer verletzt und ein Tuch in den Mund gestopft, im Anschluss eine Schlinge um den Hals gelegt und sie zugezogen.
Schließlich habe er ihm einen heißen Lötkolben an Nase, Oberlippe und Stirn angesetzt. Dem Ganzen machte zwar der hinzugekommene Bruder Rafael ein Ende, ließ dabei nach einem kurzfristig beschlossenen Tatplan ein Laptop mit Festplatte und eine Digitalkamera mitgehen.
Sultan wurde gestern aus der Strafhaft vorgeführt und konnte sich an nichts mehr erinnern, schloss aber die ihm vorgeworfenen Übergriffe nicht aus. "Wir haben den ganzen Tag und Abend geraucht, Amphetamine reingezogen und reichlich Alkohol getrunken.
U. habe den guten Erlös aus dem Drogenverkauf in einem Kempener Lokal verheimlicht und nicht- wie verabredet- mit ihm geteilt. Als der Bruder nachts gegen 4Uhr nach Arbeitsschluss in der Küche eines Hotels eintraf, fand er U. gefesselt am Boden vor und stellte Sultan zur Rede: "Was hast du gemacht?"
Mehr konnte er nicht fragen, da er vom Anblick geschockt war. "Ich konnte den aufgebrachten Sultan nicht beruhigen." Er löste die Fessel und zog den Stecker am Ende des Lötkolbens aus der Buchse. "Geklaut habe ich nix, denn U. und ich sind Bastler und tauschen uns technisch aus. Das mit dem Laptop war schon vorher vereinbart."
Das Opfer bestätigte die Tatvorwürfe: "Ich war machtlos und habe Sultan noch nie so gewalttätig gesehen. Es hat sich bewahrheitet: Man soll sich nie mit ihm anlehnen." Der Prozess wird fortgesetzt.