Kempen Schüler wollen Leben retten

Im Kempener Berufskolleg gab es gestern eine Registrierungsaktion im Kampf gegen den Blutkrebs.

Foto: Lübke

Kempen. Max nimmt die zwei Wattestäbchen und streicht nacheinander damit für einige Augenblicke über die Innenseite der Wange. Fertig. Die Stäbchen kommen in einen Umschlag und mit einem ausgefüllten Formular zu den rund 100 anderen Proben, die bis zum Mittag bereits zusammengekommenen sind. „Helfen ist immer gut“, sagt der 17-jährige Schüler des Berufskollegs in Kempen. Er ist einer von 205 Schülern, die sich gestern an der Registrierungsaktion im Kampf gegen den Blutkrebs beteiligt haben. Sie haben sich als potenzielle Stammzellspender in die Datenbank der Spendenvereinigung DKMS aufnehmen lassen. An den Tischen im Raum sitzen viele weitere Schüler, die sich von Mitschülern erklären lassen, wie das mit dem Wattestäbchen und den Formularen funktioniert. Vor der Tür stehen viele weitere junge Menschen Schlange und warten darauf, dass sie an der Reihe sind.

Die fertigen Umschläge nimmt unter anderem Pierette Bragoner entgegen. „Es klappt ganz gut“, sagt die 18-Jährige, die den Gesundheitskurs des Berufskollegs besucht, der die Aktion organisiert hat. „Das ist schon unsere zweite Aktion. Im letzten Jahr haben wir für Organspende Werbung gemacht“, erzählt die Schülerin. Ihr Kurs hat dabei Unterstützung von einem Kurs der Mittelstufe.

Bis zum Nachmittag läuft die Aktion in der Mensa des Berufskollegs. Rund 25 Schüler haben zusammen daran mitgewirkt, dass der Tag funktioniert. Zugunsten der DKMS werden auch Waffeln und Kuchen verkauft.

„Das ist eine engagierte Gruppe. Ich bin froh, eingeladen worden zu sein“, freut sich Nicolai Rosier vom DKMS-Büro in Köln. Auch von Lehrer Dietmar Breitenbach gibt es Lob für den Einsatz von Tim Bouten als treibende Kraft der Aktion und seine Mitschüler. „Es ist immer ideal, wenn die Schüler eine eigene Idee mitbringen und diese umsetzen“, sagt der Lehrer. An diesem Tag geht es nicht nur darum, viele als Stammzellspender zu gewinnen, sondern auch darum zu informieren.

Denn bevor es zur Registrierung geht, erhalten die Schüler viele Infos von Nicolai Rosier. Zum Beispiel, dass Blutkrebs die häufigste Krebserkrankung bei Kindern ist. Und dass vielen Patienten nur noch eine Stammzelltransplantation weiterhilft. Dafür muss man allerdings einen „genetischen Zwilling“ finden — die Suche nach einer Nadel im Heuhaufen. Die DKMS hat sieben Millionen Spender in ihrer Datenbank, weltweit gibt es 28 Millionen in allen Datenbanken. Doch das ist nicht genug. Denn jeder siebte Kranke findet trotzdem keinen passenden Spender.

In einem Film schildern eine Mutter, die ihre kleine Tochter an Leukämie verloren hat, und eine Jugendliche, die selbst als Kind die Krankheit besiegt hat, ihre Erfahrungen.

Persönlich ist Jennifer Calmund an diesem Tag nach Kempen gekommen, um von ihren Erfahrungen zu berichten. Die heute 24-Jährige hatte in der Schule von der Möglichkeit erfahren, sich als Spender registrieren zu lassen, war damals aber noch zu jung. Als sie alt genug war, hatte sie sich ein Set zur Registrierung nach Hause bestellt. „Drei Monate später kam der Anruf“, berichtete sie. Sie fuhr zu einer Knochenmarkspende nach Wiesbaden. Der Eingriff war schmerzfrei. Die wenigen Beschwerden wegen der Vollnarkose habe sie gerne weggesteckt, weil sie wusste, dass sie etwas Gutes tut.

Später erfuhr sie, dass das zwölf Monate alte Mädchen, für das ihre Spende gedacht war, nicht überlebt hatte. Aufgeben würde sie deswegen aber nie, sagt Jennifer Calmund. Sie habe selbst durch ihr Engagement viel gelernt. „Man gewinnt eine ganz andere Einstellung zum Leben, merkt, wie kostbar das Leben ist.“ Den Schülern des Berufskollegs gab sie mit auf den Weg: „Das Leben ist ein Geschenk. Und ihr habt die Möglichkeit, dieses zu teilen.“