Musik in Grefrath Ein tolles Fest für Jung und Alt

Grefrath · Das Grefrather Schwingbodenfestival lockte nach vier Jahren Pause bei schönem Sommerwetter über 3000 Zuschauer auf das Parkgelände.

 Die Kempener Big Band unter der Leitung von Markus Türk leitete mit Swing und Soul einen beschwingten Musikabend ein.

Die Kempener Big Band unter der Leitung von Markus Türk leitete mit Swing und Soul einen beschwingten Musikabend ein.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Schon bevor die ersten Gäste das Gelände betraten, hatte der ersten Vorsitzende von „KinG e.v.“, Markus Türk, die Erleichterung über das erste Schwingbodenfestival seit vier Jahren und nach gut einem Jahr Vorlauf als „mit normalen Parametern nicht messbar“ beschrieben.

Kurz vor dem letzten Auftritt der neunköpfigen Krefelder Formation „Mondo Mash Up Soundsystem“ dankten er und der Vorstand der Kulturinitiative auf der Bühne allen Helfern, Caterern und Besuchern dafür, zum Gelingen eines besonderen Tages beigetragen zu haben. „So voll war es noch nie, ihr steht bis ganz hinten“, bedankte Türk sich dafür, dass die über den Tag anwesenden 3000 Besucher die Getränkestände quasi leer getrunken hatten — das Festival finanziert sich ohne Eintritt über die Getränke und Sponsoren. „Grefrath ist klein, aber sexy“, fasste er Emotionen und Eindrücke griffig zusammen. Anschließend sorgte die tanzbare Mischung aus Ska, Polka und Reggae für den perfekten Abschluss Richtung Mitternacht. 

Eine Mischung aus
Musikfestival und Kinderfest

Bereits am Nachmittag hatten sich zahlreiche Familien mit Picknickdecke, einfachen Decken und ihren mitgebrachten Utensilien auf der Rasenfläche des Schwingbodenparks bequem gemacht, das von den diversen Vereinen, Anbietern und Gruppen mit ihren Pavillons, Ständen und Angeboten umrahmt wurde. Die Grefrather Moritz und Monika Linke waren mit den vier Kindern und ihrer Mutter gekommen und genossen leckeren Crêpes. „“Es ist einfach eine schöne Gelegenheit, als Familie was zu machen“, meinte Sabine Linke. „Es ist für alle was da und für die Kinder gilt es, was aufzuholen. Die Jüngste ist vier Jahre alt und kennt das noch gar nicht.“ Ihr Mann ergänzte: „Für die Erwachsenen hat es einen Festival-Charme — und für die Kinder ist es wie ein Fest.“

 Kulinarisch ließ es sich gut aushalten – mit Currywurst und Pommes beim „Franzuse Hüske“, Crêpes, Pizza, dem Ziegenmilcheis vom Vinkrather Bauernhof Konnen, mazedonischen Weinen von Verena Prahl oder den Kaltgetränken an den Bierpavillons. Dazu verteilte der „Sozialpsychiatische Verband Haus an der Dorenburg“ Kuchen. Und ein kluges Konzept mit Taschenaschenbecher und Becherrückgabe bescherte en Veranstaltern ein relativ sauberes Gelände.

So viele Vereine und Organisationen wie noch nie

So viele Vereine und Organisationen „wie noch nie auf dem Festival“ (Markus Türk) sorgten für das entsprechende Flair auf dem Schwingboden-Gelände. Unter anderem hatte die Rote-Kreuz-Jugend eine Hüpfburg aufgebaut, widmete sich den Kleinen beim Kinderschminken. Beim Kindergarten „Villa Kunterbunt“ konnten man mit Kugeln hantieren. An den Hindernissen von „Le Parcours“ konnten sich die Kinder erproben, ein kleines Trampolin und den Barren nutzen. Am Kicker des Jugendkulturhauses „Dingens“ versuchten sich Ann-Kathrin Kranzusch mit Sohn, Mann und Freundin Annika Müller. „Wir sind Grefrather - und wenn was los ist, müssen wir dabei sein“, gingen die beiden Frauen als Sieger aus der Partie hervor.

Am Stand der kreativen Musikwerkstatt von Silke Erhardt konnte man sich an Pustespielen üben. Das Soccerfeld des SSV Grefrath sorgte für viel Spaß. Leider durfte die Viersener Waldjugend aus Sicherheitsgründen das geplante Lagerfeuer mit Stockbrot nicht zum Einsatz bringen. Am KinG-Stand schnitt Anna Siegers für ihren vierjährigen Felix eine Plastikkrone. „Ein Kinder-Cocktail neben den Pommes, wir haben Steine angemalt und getanzt vor der Bühne“, war ihr Fazit positiv. „Das Kind ist bespaßt und als Erwachsener ist man entspannt.“ Vier Künstlerinnen der Oedter Gruppe „Bunte Gans“ zeigten ihre Werke und freuten sich wie Claudia Marks, „dass wir mal aus den Sträuchern kommen“ und so wieder sichtbar sind. Ähnlich ging es der Community „Über den Tellerrand“, die sich mit Migranten zum Kochen versammelt.

Musik von Hip-Hop, Jazz und Pop-Rock bis Ska und Reggae

Auf der Bühne standen die Musiker im Mittelpunkt des Geschehens, die vom Leiter des Moers Festivals, Tim Isfort, hinter den Reglern mit dem optimalen Ton versorgt wurden. Den Auftakt machte die Gladbacher Formation „Die von Eben“ mit einer spannenden Mischung aus Hip-Hop, Gitarrenriffs und tiefgründigen Texten. Allerdings erschien es nicht für jeden Gast kompatibel für den Familien-Nachmittag.

Der Mitbegründer des Festivals, Armin Hoefels, bot dann am Schlagzeug mit seiner Band „Breeze Brothers“ und viel Spielfreude Rock-, Blues- und Pophits der 60-er bis 80er-Jahre dar – von Deep Purple über die Easybeats und Tears for fears bis zu einer Rockversion des ABBA-Klassikers „Dancing Queen“. „Das ist genau mein Ding“, meinte René Keuck, der im Sitzstuhl nahe der Bühne wie viele andere die Musik genoss. Die Kempener Big Band unter der Leitung von Markus Türk sorgte in etwas kleinerer Besetzung als sonst für satten Jazz-, Rockabilly- und Soulsound. Die Palette reichte dabei von Brian Setzer über Jan Delay bis zu zwei sehr starken Türk-Eigenkompositionen. Sänger Ilyas Adyana konnte sich mehrfach bei Songs wie „Ain´t nobody“ oder „Sold out“ auszeichnen.

Eingängig, melodiös, druckvoll präsentierte die Formation „Ego Echo“ ein abwechslungsreiches Programm — mit einer knackigen Rockvariante des Prinzen-Songs „Alles nur geklaut“, stimmungsvollen Akustikelementen und Mitsinghymden wie „Bock mich zu verlieben“. Dazu kamen stark Texte über „Franziska die Blinde“ und das Thema Klimawandel (“Komm raus“). Das Publikum konnten die fünf Jungs vom Niederrhein mit dieser Mischung gut packen – der ideale „Aufwärmer“ zur Schlussparty mit dem „Mondo Mash Up Soundsystem“. Für Unterhaltung zwischen den Konzerten sorgten Zwille Zimmermann als niederrheinische Ausgabe von „Monsieur Hulot“ und die fünf Musiker der Brassband „BelaKongo“, die mit Trommeln, Becken und Blasinstrumenten auf der Wiese bis in den späten Abend für tanzende Beine sorgten.

In Zukunft soll das Festival weiter im Zwei-Jahres-Rythmus stattfinden, sagte Markus Türk. Der Verein plant auch ein „Scheunentor“-Gig im September und im Juni 2023 ein Konzert mit Gospelchören aus Grefrath und Madagaskar.