Seit fünf Jahrzehnten für die fünfte Jahreszeit aktiv

Der 85-jährige Mülhausener Josef Dietz, in Aachen geboren, hat ein eigenes Karnevalsmuseum.

Foto: Lübke

Mülhausen. Heute ist für Josef Dietz ein besonderes Datum, bezeichnet er sich selbst doch als „Vollblutkarnevalisten“. Und das seit 49 Jahren. Auch heute, mit 85, lässt ihn das närrische Treiben noch nicht los. Dietz lässt es allerdings gelassener angehen. Er ist halt nicht mehr so gut zu Fuß wie früher. Deshalb schaut er sich die Karnevalszüge nicht mehr von einem Prunkwagen, sondern vom Straßenrand aus an.

Karneval kann Josef Dietz aber eigentlich jeden Tag feiern. In seinem Gartenhaus hinter der Wohnung hat er sein ganz persönliches Narrenmuseum eingerichtet. Ein Schild an der Tür weist unmissverständlich daraufhin. Für Karnevalsfans ist es eine wahre Fundgrube. 1870 Orden und Urkunden hat der 85-Jährige dort zusammengetragen. In fast einem halben Jahrhundert ist eben einiges zusammengekommen.

Heute engagiert sich der gebürtige Aachener noch im deutschen Bundesverband der Föderation Europäischer Narren (FEN). Im September, am Tag seines 85. Geburtstages, hat er für sein Engagement eine ganz besondere Ehrung bekommen. „Die FEN-Landespräsidentin hat mir in Würdigung meiner Verdienste für den rheinischen Karneval das Leistungsabzeichen in Gold verliehen“, sagt Dietz voller Stolz.

Er setzt sich seit vielen Jahrzehnten für die FEN und hat von dieser Organisation auch vorher bereits viele Auszeichnungen erhalten. Auch heute ist er noch hin und wieder am Niederrhein und im gesamten Rheinland unterwegs, um seinerseits Orden an verdiente Karnevalisten zu verleihen. Gerne steht er auch den Karnevalsvereinen in der Region mit Rat und Tat zur Seite.

In seiner Wahlheimat gibt es hingegen schon lange keinen Karnevalsverein mehr. Der MCV Mülhausen wurde 2000 — im zehnten Jahr seines Bestehens — aufgelöst, weil es kaum noch Mitglieder gab. „Aus dieser Zeit ist nur das Vereinswappen übrig geblieben. Es steht in meinem Narrenmuseum“, sagt Dietz.

Er und seine Frau Brigitte sind deshalb so etwas wie ein Prinzenpaar „außer Dienst“. Denn in den Jahren 1991 und 1992 waren sie als Prinz Josef I. und Brigitte I. zweimal hintereinander das Mülhausen-Oedter Prinzenpaar. Geblieben ist der Nelkensamstagszug, der direkt vor der Haustür von Brigitte und Josef Dietz vorbeizieht.

Mit viel Wehmut sieht Josef Dietz, dass das Interesse am aktiven Karneval von Session zu Session nachlässt. Kinder und Jugendliche hätten heute häufig andere Interessen. „Die Leute haben auch kein Geld mehr dafür. Ein Kostüm kostet heute mindestens 1200 Euro, eine Karnevalsmütze 250 Euro.“

Ein weiterer Grund seien die hohen GEMA-Gebühren. So müssen die Karnevalsvereine in dieser Session für ein Tanzmariechen pauschal 112,50 Euro entrichten. Für einen Verein mit Tanzgarde, Tanzpaar und Tanzmariechen sind es 358,40 Euro.