Tiere Seltene Schafe auf Kempener Wiese

Jakobschafe und Herdwick sind alte Rassen. Christian Schulze hegt und pflegt die Tiere — eine Leidenschaft, die ansteckend ist.

Foto: Georg Salzburg

Kempen. Sie haben mit ihrer gefleckten Fellfarbe Ähnlichkeit mit Kühen. Sie haben vier Hörner auf dem Kopf und das bei den männlichen, wie auch den weiblichen Tieren. Sie sind eine sehr alte Rasse, haben ihren Namen aus der Bibel und sie grasen auf Kempener Wiesen. Christian Schulze ist Besitzer von 36 Jakobschafen, die er mit Hingabe hegt und pflegt.

Seit Jahren beschäftigt er sich mit der Zucht dieser historischen Rasse, die in Schottland weit verbreitet ist und die vermutlich aus Kleinasien stammt. Als der Kempener Jakobschafe zum ersten Mal sah, war es um ihn geschehen. Die Begeisterung für Schafe indes begleitet Christian Schulze schon ein Leben lang. „Wenn man einmal Wolle gerochen hat, kommt man nicht mehr davon los“, scherzt der 52-Jährige.

Und Wolle hat er schon als Kind in Mecklenburg-Vorpommern gerochen, wo er gebürtig herkommt. Nach der Schule absolvierte Christian Schulze eine Lehre zum Schäfer, der zehn Jahre in diesem Beruf folgen. Die Wende brachte viele Veränderungen mit sich und aus dem Schäfer in Mecklenburg Vorpommern wurde ein Hausmeister in Kempen. Allerdings einer, der nach wie vor ein Faible für Schafe hat.

„Ich habe hier Grünflächen gefunden, auf denen ich Schafe halten konnte. Es waren damals allerdings ganz normale Schafe und keine besonderen alten Rassen“, berichtet der Kempener. Doch dann kam er auf Gut Heimendahl erstmalig mit Jakobschafen in Kontakt. Es sei Liebe auf den ersten Blick gewesen, sinniert Christian Schulze, denn in der Schafsszene alle unter seinem dritten Vornamen Otto kennen.

Vor zehn Jahren hat er so mit der Zucht von Jakobsschafen begonnen, wobei er seine ersten Tiere aus Schottland importierte. Aktuell leben bei ihm 15 Muttertiere, 20 Lämmer und ein Schafsbock. Damit gehörten seine Mutterschafe zu den rund 150 Muttertiere dieser besonderen Rasse, die es in ganz Deutschland gibt.

Zu den Jakobschafen hat sich vor anderthalb Jahren eine zweite, sehr spezielle Rasse gesellt. Auf seinen Wiesen sind auch drei Herdwick — ein Bock, ein Mutterschaf und der erste Nachwuchs, ein Bock-Lämmchen — zu finden. Es handelt sich um eine sehr robuste Rasse, die aus dem Lake District kommt und sich durch ein „Haarkleid wie Draht auszeichnet“, wie es Christian Schulze beschreibt. Diese Wolle ist aufgrund der Wetterlagen im Lake District auch von Nöten. „Die Schafsrasse hatte ich im Internet gesehen und war begeistert. Durch Zufall erfuhr ich von einem Verkauf in der Bielefelder Ecke. Wir sind sofort hingefahren“, erinnert sich der Schafsliebhaber.

Mit der Wolle, die bei der ersten Schur seiner Herdwick jetzt anfällt, geht der Kempener in Kooperation mit Elisabeth Gütschow ein besonderes Projekt an. Die Willicherin betreibt ein Internet-Wollgeschäft. „Wir werden die Wolle meiner Schur mit Wolle von anderen Schafsrassen aus ganz Deutschland mischen und in eine Spinnerei in Cornwall geben, wo sie wiederum mit englischer Wolle gemischt wird. Daraus lassen wir eine Brexit-Wolle entstehen“, sagt Christian Schulze. Genau diese Wolle vertreibt Gütschow im Anschluss in ihrem Geschäft.

In Sachen Schafe hat Christian Schulze übrigens seine ganze Familie angesteckt. Ehefrau Andrea ist genauso infiziert wie die 26-jährige Tochter Grit. „Ich bin mit Schafen aufgewachsen und diese etwas andere Art der Freizeitbeschäftigung ist einfach nur schön“, schwärmt die junge Frau, die ihren Vater nahezu immer zu den Wiesen begleitet, wo die Jakobschafe und die Herdwick als Rasenmäher im Einsatz sind und nur wenig Beifütterung brauchen.