Unterkunft So leben Asylsuchende
Die Zahl der Flüchtlinge steigt. Die WZ hat sich angesehen, wie die Menschen in Grefrath leben.
Grefrath/Oedt. Vor gut 55 Jahren hat die Gemeinde Grefrath Am Reinersbach in Grefrath und am Bruchweg in Oedt Übergangsheime gebaut. „Bewährungswohnheime wurden sie früher genannt“, weiß Sozialamtsleiter Volkmar Josten. Gedacht waren sie hauptsächlich für Obdachlose. Heute wohnen in den Häusern überwiegend Asylbewerber. Und zwar zu 85 Prozent aus den Balkanländern, so Josten.
In den zwei Gebäuden Am Reinersbach leben 52 Menschen. „Die meisten sind alleine“, sagt Hausmeister Andreas Verlinden. Einfacher Standard, so bezeichnet Josten die Ausstattung der vier großen und zwölf kleinen Wohnungen. Das heißt Am Reinersbach noch Kohleöfen. Die Wohnungen haben drei Räume mit etwa 57 Quadratmetern oder zwei mit 47 Quadratmetern. Wohnküche, Duschbad, Trocken- und Waschraum sowie Keller stehen den Bewohnern zur Verfügung. Zur Ausstattung gehören Tische, Stühle, Bett, Schrank, Bettwäsche sowie Haushaltgegenstände wie Besteck und Töpfe.
Familien bekommen die großen Wohnungen, die kleinen sind meist mit zwei Einzelpersonen belegt. Aus zwei Gründen, wie Josten erläutert: „Einmal, weil wir mehr Menschen zugewiesen bekommen, als wir Unterbringungsmöglichkeiten haben. Und als sanftes Druckmittel, dass diejenigen, die eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen, sich eine eigene Bleibe suchen.“ Denn gerne bleiben diese Menschen dort wohnen. „Hier leben noch Leute, die schon vor 20 Jahren oder mehr hätten ausziehen können“, so Josten. Dies sei aber nicht immer aus alter Gewohnheit so, sondern auch der Tatsache geschuldet, dass es vor allem in ländlichen Gebieten wenige kleine und preiswerte Wohnungen gebe.
Verlinden kümmert sich seit vier Jahren um die Belange der Menschen. Das fängt mit Behördengängen nach der Zuweisung an, Arztbesuchen, Einkäufen und Hinweisen, wo es beispielsweise Kleidung, Möbel sowie Hilfe beim Erlernen der deutschen Sprache gibt.
Zudem ist er Vermittler zwischen den Bewohner und den Anliegern. Denn lagen die Häuser Am Reinersbach früher abseits hinter dem Sportplatz Nordkanal, so sind sie nun Bestandteil des neuen Wohngebietes, das dort nach dem Verkauf des Sportgeländes entstanden ist. „Das birgt hin und wieder Probleme, beispielsweise, wegen der Lautstärke, wenn spätabends die Musik aufgedreht und draußen gegrillt wird oder sich die Bewohner untereinander streiten“, sagt Verlinden.
In Oedt wurden die drei Wohnblocks vor zehn bis 15 Jahren saniert, Heizung und Sanitäranlagen erneuert. Ansonsten seien die Wohnungen baugleich mit denen Am Reinersbach. Am Bruchweg leben 50 Leute, darunter sind fünf Familien. Neben Menschen vom Balkan leben dort Aussiedler und Obdachlose.