Feuerwehr-Serie Feuerwehr: Immer für Anekdoten gut

Johannes Dicks spricht über Kurioses aus Kempen, St. Hubert und Tönisberg.

Kempen. Wir schreiben das Jahr 1982. Der Löschzug St. Hubert bereitet sich auf sein 100-jähriges Bestehen vor. Alle Mitglieder tragen Uniform. Es soll ein Gruppenfoto gemacht werden. Eins für die Festschrift. Da muss quasi für alles gelten: „Sitzt, passt und hat Luft!“

Foto: Jungmann

„Mindestens 45 Minuten lang wurden alle immer wieder umgruppiert“, erzählt Johannes Dicks, Pressesprecher der Kempener Feuerwehr, und grinst in sich hinein. „Da hörte man nur: du tauschst mit dem - du gehst dahin - erste Reihe einen halben Schritt nach vorn . . .

Foto: Kurt Lübke

Als endlich alle standen, sagt Dicks, „wurde erst ein Polaroidfoto gemacht“, um zu testen, ob die Positionen denn auch festschrifttauglich waren. „Als der Fotograf dann endlich zu seiner Kamera griff, ging der Alarm los.“ Alle Feuerwehrmänner stoben auseinander.

Schließlich hat es doch noch ein Foto in die Festschrift geschafft. Geschossen wurde es gleich nach dem Einsatz. Allerdings in Abweichung von den mühsam geklärten Positionen. Dicks: „Da hieß es nur noch: Deine Jacke ist zu dreckig, du musst nach hinten.“

Es gibt Geschichten, die erzählt ein Feuerwehrmann auch noch nach mehr als 30 Jahren gern. Weil sich die Situation so eingebrannt hat. Weil sie — im Nachhinein belächelt — eine brenzlige Situation entschärft. Weil es einfach guttut, über die Einsätze zu reden, die außergewöhnlich waren.

„Katze auf dem Baum, ist gar nicht so häufig“, sagt Dicks. Aber Einsätze für Tiere schon. Er erinnert sich an eine Katze, die in einen Schacht gerutscht und steckengeblieben war. Durch das Miauen war man auf das Tier hinter der Badezimmerwand aufmerksam geworden. „Wir mussten die Wand aufklappen.“ Danach wurde ein Meißel als Bremse unter die Katze geschoben, damit sie nicht weiter abrutscht. „Die Katze wurde gerettet. Zum Dank hat sie ihrem Retter den Oberarm zerkratzt.“

In Tönisberg haben die Kameraden 2009 ein Pferd aus einem Swimmingpool gerettet. „Wasser ablassen, Pferd beruhigen, Gurt um den Bauch legen und dann mit Teleskoplader rausziehen“, geht Dicks die Rettungsschritte noch mal durch. Hat gut geklappt. Und konnte wenige Wochen später noch einmal angewandt werden. Dicks: „Da war das Pferd wieder in den Pool gesprungen.“ Den wiederholten Einsatzbefehl wollte man erst nicht glauben.

Das Gitter am Entenweiher in Kempen ist auch immer wieder für einen Einsatz gut. Dann steigt ein Feuerwehrmann mit Watthose ins Wasser und angelt die Entchen aus der Gefahrenzone. Nasse Abgelegenheit, aber saubere Sache.

Im Gegensatz zu einem Einsatz in Schmalbroich. Dort waren Jungbullen in einen Güllekeller geraten. Dicks erinnert sich noch sehr an den intensiven Geruch: „Wie haben erst mal mit Ventilatoren Luft in den Keller geblasen, dann den Güllestand abgesenkt, die Bullen beruhigt und schließlich mit mehreren Mann rein.“ Die Industriereinigung der Einsatzklamotten hat sich gelohnt. „Nach dem Einsatz haben wir uns auf dem Hof mit dem Schlauch erst mal abgespritzt.“

An einen Zimmerbrand in St. Hubert denkt Johannes Dicks oft und mit einem Lächeln zurück: „Aus der Wohnung qualmte es unglaublich. Man hatte vielleicht zehn Zentimeter weit Sicht.“ Die Mieterin ging von einem Brand im Wohnzimmer aus und erklärte, der Raum mit dem Fernseher befinde sich hinter der ersten Tür rechts. „Wir gingen mit Atemschutz rein. Ich tastete mich an der Wand entlang, fühlte einen Rahmen, ein Türblatt, aber die Klinke fand ich nicht.“ Aber dann ertastete er schließlich einen Schlüssel, drehte ihn und öffnete vorsichtig die Tür: „Es war schon ungewöhnlich, dass mir keine Hitze entgegenschlug“, sagt Dicks., Er ging weiter und stieß sich den Kopf im Helm. Dort ging’s nicht weiter. „Ich war im Wandschrank gelandet.“ Erste Tür links war nicht ganz richtig. Anschließend wurde der Löscheinsatz dann routiniert zu Ende gebracht.

Routine ist für Feuerwehrleute das Anziehen der Einsatzkleidung. In der Wache St. Hubert teilen sich zwei Feuerwehrmänner einen Spind. Thomas und Thomas tragen zwar denselben Vornamen, liegen in der Konfektionsgröße aber weit auseinander. Der eine ist 1,95 Meter groß und wiegt 120 Kilogramm, der andere kommt auf 1,65 Meter und 55 Kilo. Bei einem Einsatz schnappte sich der eine Thomas vermeintlich seine Jacke und rannte zum Auto. Im Fahrzeug tauchte er dann „armfrei“ auf — seine steckten in den überlangen Ärmeln der Kameradenjacke und waren nicht mehr zu sehen. Dicks: „Kann in der Eile passieren.“ Die Jacken wurden später getauscht.

Fehlalarm ist auch immer ein Thema, wenn Feuerwehrleute Einsatzgeschichten erzählen. Weniger oft erfährt man allerdings von nächtlichen Eilfahrten zur Wache. Davon, dass der Feuerwehrmann übernächtigt erst vor dem geschlossenen Tor merkt, dass ihn nicht der Piepser, sondern der auf Piepton verstellte Radiowecker rausgetrieben hat. Falscher Alarm. Falsche Position. Gut, wenn man dann mit Brötchen nach Haus kommen kann.