“Der Heiler von St. Hubert“ Comeback für die Kendel-Bühne
St. Hubert · Die Zuschauer im ausverkauften Forum wurden aufs Beste unterhalten von der Komödie mit viel Lokalkolorit.
Nach über 1000 Tagen coronabedingter Abstinenz war es am Samstagabend endlich wieder soweit: die Amateurschauspieler der seit nunmehr gut 20 Jahren bestehenden Kendel-Bühne gaben unter der Regie von Karin Schenk die Premiere ihres neuen Theaterstückes „Der Heiler von St. Hubert“. Die rund 300 Zuschauer im ausverkauften Forum wurden drei Stunden lang bestens unterhalten durch eine Geschichte, die reichlich Humor und Situationskomik gewürzt mit einer ordentlichen Prise Lokalkolorit bot. Am Ende blieb kaum ein Auge trocken.
Beim Stück handelt es sich um eine von Bernd Kietzke geschriebene Komödie, die die Kendel-Bühne kreativ adaptiert und in den letzten fünf Monaten einstudiert hat. Dafür stehen dem Ensemble mittlerweile eigene Räumlichkeiten in der ehemaligen Förderschule zur Verfügung. Den Mittelpunkt der Geschichte sowie das in Kooperation mit zahlreichen lokalen Partnern entstandene Bühnenbild bildet die Landarztpraxis von Dr. Johann Bacchus (gespielt von Johannes Dicks). Der Medicus, der sich seiner Umwelt fast ausschließlich auf Hüppersch Plott mitteilt, steht mit der traditionellen Schulmedizin auf Kriegsfuß und vertraut bei der Behandlung der Patienten lieber der wohltuenden Wirkung von Alkohol („Erste Hilfe vom Rebstock“).
Heimliche Chefin seiner Praxis ist die Sprechstundenhilfe Lore Ley (Claudia Stickelbrock), deren oft wiederholter Lieblingsspruch lautet: „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“. Die undisziplinierte Putzfrau Ambrosia Teufel (Irmgard Lemke) vervollständigt das Chaos, das bald hohe Wellen schlägt: Hans Werthmann, ein Kontrolleur der Ärztekammer (Manfred Schenk), schlägt die Zelte in St. Hubert auf, um nach dem Rechten zu sehen; die Patientin Frau Öfter (Karin Balters), der Bacchus bislang nicht recht weiterhelfen konnte, geht ihm gehörig auf die Nerven; und die selbstherrliche Bürgermeisterin Minna Moritz (Sabine Dicks) hat Visionen und träumt davon, St. Hubert zum Winzer- und Kurort zu machen. Als weitere Protagonisten treten der Sohn der Bürgermeisterin Max Moritz (Jörg Terhoeven) und die von einem bis kurz vor Schluss unbekannten Dritten engagierte Privatdetektivin Lisa Groß (Licia Stickelbrock) in Erscheinung.
Die Macht des Weines und der Liebe sorgte für so manche überraschende Wendung und hielt bis zuletzt die Spannung hoch. Alle Figuren waren mit großer Hingabe gespielt und die Charaktere schön getroffen. Eine besondere Erwähnung verdienen Jennifer Tölkes, die die Bauerntochter Chantal Bollermann spielte, sowie Günter Vida, der den gescheiterten Schaupieler Eberhard Kühlmann verkörperte: Beide waren zum ersten Mal dabei und meisterten ihre Rollen hervorragend.
Heiterkeit entstand durch die Verortung der Geschichte in St. Hubert. Die lokalen Bezüge äußerten sich in neckischen Spitzen gegen die ungeliebten St. Huberter Nachbarorte oder in der Erwähnung von so manchem im Ort bekannten Namen. Nicht zuletzt wurde dem Publikum durch die Geschichte augenzwinkernd der Spiegel vorgehalten. Die St. Huberter lachten bei der Vorstellung, das Kendeldorf würde zum Kurort ernannt, über sich selber – und was könnte heilsamer und zugleich sympathischer sein?