Solecki: „Ich traue mir sechs Prozent zu“
Günter Solecki von den Linken gilt bei der Bürgermeisterwahl als Außenseiter. Es mangelt ihm aber keineswegs an Selbstbewusstsein.
WZ: Herr Solecki, als Kandidat der Linken gelten Sie im Bürgermeister-Rennen als Außenseiter. Was rechnen Sie sich denn aus für den 25. Mai?
Günter Solecki: Ich möchte Volker Rübo unter die 50-Prozent-Marke bekommen. Dann hätten wir eine Stichwahl und ich möchte dann mit den anderen bereden, wer noch einmal ins Rennen geht. Natürlich kann derjenige antreten, der die zweitmeisten Stimmen hat. Aber er muss ja nicht.
WZ: Das heißt, Sie wollen in einer möglichen Stichwahl gegen Volker Rübo antreten? Sie sind so selbstbewusst, dass Sie sich das zutrauen?
Solecki: Ja. Ich verrate Ihnen kein Geheimnis, wenn ich sage, dass ich mich für gut halte. Sonst würde ich gar nicht erst kandieren.
WZ: Blicken wir auf die Lage in Kempen: Der Stadt geht es vor allem wirtschaftlich sehr gut. Was macht Bürgermeister Volker Rübo denn so schlecht, dass er nicht weitermachen soll?
Solecki: Ohne Frage geht es Kempen gut. Auch die Arbeitslosigkeit ist gering. Dafür ist Herr Rübo aber nicht verantwortlich. Er hat hier ein bestelltes Feld vorgefunden. Da halte ich seinen Vorgänger Karl Hensel für den kompetenteren Bürgermeister. Er hat die großen Firmen hierher geholt, das Industriegebiet so weitsichtig entwickelt. Das hat Herr Rübo weiterverwaltet.
WZ: Welche Themen wollen Sie denn als Bürgermeister der Linken in Kempen angehen?
Solecki: Wenn ich zum Beispiel die FDP höre, die die Verwaltung umstrukturieren möchte, muss ich sagen: Da mache ich nicht mit. Das heißt für mich Arbeitsverdichtung und Entlassungen. Da spielen die Linken nicht mit. Wir werden für die Dinge, die in der Verwaltung im Argen liegen, sogar zusätzliches Personal brauchen.
WZ: Von vielen Fraktionen wird das Thema „Sozialer Wohnraum“ besetzt. Das ist sicher auch für die Linke interessant. Was muss aus Ihrer Sicht passieren?
Solecki: Ich war ja früher schon in Bau- und Sozialausschuss — damals noch für die SPD. In Kempen wird eine Taktik verfolgt: Es wird immer weniger gebaut, als verlangt wird. Das schafft Sicherheit auf dem Grundstücksmarkt. Das ist von Verwaltung und CDU so gewollt.
WZ: Und was will Die Linke?
Solecki: In Kempen sind zum Beispiel die Bezieher von Hartz IV gut versorgt. Diese Wohnungen sind in Ordnung. Das Problem haben die Leute mit einem niedrigen Einkommen, die keine Leistungsempfänger sind. Da gibt es kaum Angebote. Menschen mit einem Gehalt im unteren Segment sind so gezwungen, Wohnungen aus dem mittleren und höheren Segment zu nehmen. Und das wollen wir in Kempen nicht mehr mitmachen. Investoren müssen dazu bewegt werden, für den unteren Sektor etwas zu tun.
WZ: Sie haben schon kurz angedeutet, dass Sie früher Mitglied der SPD waren. Wie sind Sie zur Politik gekommen?
Solecki: Über meinen Vater, der mich schon als 14-Jähriger mitgezogen hat. Er war ja auch mal Kreistagsabgeordneter. Mir hat immer imponiert, wenn den Leuten hier vor Ort auf kurzem Wege geholfen wurde. Das hat zum Beispiel Karl Voßdahls in St. Hubert und als Betriebsratsvorsitzender bei te Neues gemacht. Die Sozialdemokraten, die sich für die Arbeiterschaft eingesetzt haben, fand ich beeindruckend.
WZ: 2008 sind Sie dann von der SPD zur Linken gewechselt. Warum?
Solecki: Schon die soziale Kälte der Regierung Schröder hat mich zurückschrecken lassen. Die Ideen der Sozialdemokratie und der Gewerkschafter wurden verraten. Das konnte ich irgendwann nicht mehr mit meiner Auffassung vereinbaren.
WZ: Schauen wir auf Die Linke in Kempen, die nicht im Rat vertreten ist. Das wollen Sie jetzt ändern. Woher nehmen Sie die Zuversicht, dass das klappt?
Solecki: Ich schöpfe die Zuversicht aus meiner Person. Ich bin bekannt wie ein bunter Hund in Kempen. Deshalb trete ich als Bürgermeisterkandidat an. Davon wollen wir auch beim Parteiergebnis profitieren.
WZ: Wie viel Prozent sollen es denn werden?
Solecki: Ich traue uns als Partei sechs Prozent zu. Und mir als Bürgermeisterkandidaten auch.