Denkmalschutz: Neuer Zündstoff an der Peterstraße 20
In einer Stellungnahme hält der LVR das Haus für erhaltenswürdig.
Kempen. In der Diskussion um das Haus Peterstraße 20, das die Stadt aus der Denkmalliste streichen will, gibt es neuen Zündstoff. Die Initiative „Denk mal an Kempen“ teilt mit, dass sie eine Stellungnahme des Amtes für Denkmalpflege beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) erhalten hat.
Darin steht nach Angaben der Interessensgemeinschaft, dass der LVR das Haus für erhaltenswert hält. Und: Von den Neubauplänen der Firma Schmitz halten die Kölner Denkmalpfleger laut Initiative nicht viel.
„Für den historisch gewachsenen Stadtkern von Kempen ist es von großer Bedeutung, wenn an dieser sensiblen Stelle nicht erneut eine grob maßstabverändernde, gestalterisch nicht an den Schutzzielen des Denkmalbereichs orientierte Architektur errichtet werden würde“, heißt es in der LVR-Stellungnahme. „Eine Wiederholung der Neubauarchitektur in Art des Klosterhofes bewirkt langfristig einen Verlust der städtebaulichen Qualitäten und Wiedererkennungsmerkmale der Stadt Kempen.“
Pikant ist aus Sicht der Initiative, dass diese Stellungnahme auch längst der Verwaltung vorliege, im Bau- und Denkmalausschuss am 17. März jedoch keine Rolle gespielt habe. „Wir halten dieses Vorgehen für skandalös. Wir fragen uns, warum die Bedenken des Amts für Denkmalpflege ignoriert und den Mitgliedern des Ausschusses vorenthalten wurden“, sagt Marcel Rau von „Denk mal an Kempen“.
Diese Vorwürfe wies der Technische Beigeordnete Stephan Kahl gestern im Gespräch mit der WZ zurück: „Wir haben der Politik keine Informationen vorenthalten. Dazu gibt es überhaupt keinen Grund.“ Die LVR-Stellungnahme sei am Tag vor dem Ausschuss per E-Mail im Rathaus angekommen. „Deshalb war eine Einarbeitung in die längst verschickte Vorlage nicht möglich“, so Kahl.
Zudem sei es in solchen Fällen nicht üblich, dass die Politiker Gutachten in vollem Umfang vorgelegt bekommen. In der Regel gebe die Verwaltung diese in den Vorlagen wieder oder informiere den Ausschuss mündlich. „Das habe ich auch am 17. März getan“, sagt Kahl. Der Beigeordnete habe erwähnt, dass das Amt für Denkmalpflege seine Bedenken geäußert hat.
Im Zuge der Planungen für die Peterstraße hat die Stadt laut Kahl intensiv mit dem LVR zusammengearbeitet. So habe es im Oktober 2013 eine gemeinsame Begehung des Objektes gegeben. Damals seien Vertreter der Stadt, des LVR und des von der Firma Schmitz beauftragten Architekturbüros RKW vor Ort gewesen. Laut Kahl wurden die unterschiedlichen Ansichten schon damals deutlich. Aber die Bedenken des LVR seien erst im März schriftlich geäußert worden.
Organisatorische Fehler räumte Kahl gestern gegenüber der WZ ein: „Im Rückblick war es wohl falsch, die Tönisberger Zeche und die Peterstraße in einem Sitzungszyklus zu behandeln.“ Die Verwaltung habe aber unter Zeitdruck gestanden. Unter anderen deshalb, weil Investor Schmitz das Projekt „zügig voranbringen wollte“.
Nun werde Schmitz neue Pläne vorlegen. Projektverantwortlicher Axel Schmitz hatte bereits angekündigt, dass die Anregungen aus der Bevölkerung dabei berücksichtigt werden. „Und dann werden die neuen Planungen wieder dem Amt für Denkmalpflege beim LVR vorgelegt“, so Kahl. „Wir sind an einem offenen Austausch interessiert.“