St. Hubert: Bahnstraße - „Tempo-Mix ist albern“

Viele St. Huberter waren sich am WZ-Mobil einig: Die neue Lösung ist nicht optimal.

St. Hubert. "Am liebsten hätte ich es, wenn es so bleibt wie es ist", sagte Renate Gehlen aus St. Hubert am Donnerstag auf dem Marktplatz beim WZ-Mobil zum Thema Bahnhstraße. Und damit sprach sie für viele, die gekommen waren - auch wenn die Beteiligung der Anwohnern der Bahnstraße eher verhalten war.

Das Unverständnis über die Forderungen von Kreis Viersen und Bezirksregierung, auf der Bahnstraße 50 Stundenkilometer zuzulassen oder bauliche Veränderungen vorzunehmen, ist groß. "Warum soll etwas geändert werden, wo doch alles so gut läuft?" Das war die Meinung vieler am WZ-Mobil.

Renate Gehlen findet es schade, dass unnötige Kosten durch Umbaumaßnahmen entstehen sollen. "Hier fahren doch alle gemäßigt", findet sie. Durch die parkenden Autos sei der Verkehrsfluss bereits ausreichend gehemmt.

Wenn man eine Geschwindigkeit von 50 Stundenkilometern auf dem ersten Teilstück der Bahnstraße bis zur Brunnenstraße zulässt, "dann fahren die hier ganz schnell auch 60 und 70", befürchtet eine andere St. Huberterin. Zur Erinnerung: Im Verkehrsausschuss wurde beschlossen, dass künftig erst ab Brunnenstraße Tempo 30 gelten soll (siehe Grafik). Diese Regelung fände sie "albern".

"Wir hätten so in Ruhe weiterleben können", sagte auch Konrad Kempkens. Er wohnt selbst an der Bahnstraße und erinnert sich an die Erfolge, die die Bürgerinitiative "Sichere Bahnstraße" Mitte der 90er Jahre erzielt hat, als die Tempo-30-Zone eingeführt wurde. Auch die Fußgängerüberwege seien eine enorme Verbesserung der Verkehrssituation.

Als Anregung für eine weitere Verbesserung könnte sich Kempkens eine Verkehrsinsel auf Höhe des Blumenweges vorstellen. "Es muss nichts Großes sein, nur etwas, das Autofahrer optisch dazu anleitet, langsamer zu fahren", meint er.

Anwohner Rudolf Lensen ist mit der derzeitigen Tempo30-Regelung zufrieden: "Die übersichtliche Parkregelung bringt meiner Meinung nach Fahrradfahrern und Kindern mehr Sicherheit als das frühere wilde Parken." Den angedachten Tempo-Mix empfindet Lensen als "Rückschritt". Er sagt: "Es war ein Fehler, die Bezirksregierung einzuschalten."

Auch Margrit Kaulin hält Tempo 30 für "angebracht". Sie wohnt an der Bahnstraße und findet schon jetzt keine Ruhe mehr: "Der Verkehr ist wahnsinnig laut", sagt sie. Außerdem sei es schwierig, so langsam zu fahren: "Wer da Tempo 30 einhält, wird von anderen angeschoben."

Einige St. Huberter fragen sich, ob Geschwindigkeitskontrollen den gewünschten Erfolg bringen. Sie suchen nach Alternativen zum Tempo-Mix: "Die St. Huberter sollen selber darüber entscheiden dürfen", findet Joachim Lasch.

Dass es viele 30er-Zonen im Kendeldorf gibt, macht die Sache nicht einfacher. "Wir haben nicht nur die Bahnstraße", stellt Hannes Weber fest, der für eine einheitliche Regelung ist. "Tempo 30 reicht doch innerorts", meint der 81-Jährige. Gerade in dem Bereich der Bahnstraße, wo zukünftig Tempo 50 gelten soll, gebe es viele gefährliche Stellen, so Weber weiter. Daher sei es sinnvoller, bei Tempo 30 zu bleiben.

Für "totalen Mist" hält Jörn Kooker den geplanten Tempo-Mix. Sein Sohn Timo besucht die vierte Klasse der Kempener Astrid-Lindgren-Grundschule. Schon deshalb ist Kooker dafür, an Tempo30 festzuhalten: "Wir müssen an die Sicherheit der Schulkinder denken."

Kooker, dessen Eltern in Hüls wohnen, fragt sich, ob denn erst etwas passieren muss, bis in St. Hubert vernünftig entschieden wird. Seiner Meinung reiche es aus, die durchgeführten Geschwindigkeitsmessungen zu überprüfen. Am Ende dann stehe die Erkenntnis, dass hier gerast werde, sagt er. "In Hüls funktioniert das Tempo 30 doch auch - warum also nicht bei uns?", fragt sich der besorgte Vater.