St. Hubert: Kraftwerk in der Kirche

Die Stadtwerke haben in den Räumen der evangelischen Gemeinde St. Hubert eine Mini-Anlage zur Erzeugung von Strom und Wärme installiert.

St. Hubert. Ausgerechnet an Weihnachten fiel in der evangelischen Kirche in St.Hubert die Heizung aus. "Das war ein kalter Gottesdienst", erinnert sich Pfarrer Markus Rönchen. Die mehr als 30 Jahre alte Heizung hatte den Geist aufgegeben - die Gemeinde musste sich nach einer Alternative umsehen.

Das hat sie getan und sich für den "neuesten Stand der Technik" entschieden, wie Baukirchmeister Karl Bergmann betont. Seit einer Woche ist im Keller der Gustav-Adolf-Kirche ein Mini-Blockheizkraftwerk (BHKW) der Stadtwerke Kempen in Betrieb.

"Das Gerät erzeugt sowohl Strom als auch Wärme", erklärt Rüdiger Leibauer, Leiter der Energieerzeugung bei den Stadtwerken. Genau sind es pro Stunde 5,5 Kilowatt (kW) Strom und 12,5 Kilowatt Wärme. "Wir arbeiten mit der umweltfreundlichen Kraft-Wärme-Kopplung", ergänzt Leibauer.

Das bedeutet, dass die Wärme, die beim Erzeugen von Strom entsteht, als Heizungswärme genutzt wird und nicht einfach entweicht. "Das Mini-Kraftwerk arbeitet mit einer Auslastung von 90 Prozent."

Das bedeutet, dass nur zehn Prozent der Wärme verloren geht. "Wenn man mit einem Kohlekraftwerk Strom erzeugt, erreicht man nur eine 45-prozentige Auslastung", so Leibauer. Technisch arbeitet das Kraftwerk im Kirchenkeller wie ein Automotor, der mit Erdgas betrieben wird.

Die Stadtwerke steigern also die Effizienz der Energieproduktion. "Das tun wir ja auch schon seit Jahren mit unserem großen Blockheizkraftwerk - das hier ist jetzt die Miniaturausgabe", ergänzt Geschäftsführer Siegfried Ferling. Von den Mini-BHKWs sind bereits seit einigen Jahren fünf in Betrieb.

"Die sind bei uns an der Heinrich-Horten-Straße im Einsatz", so Ferling. "Das Gerät in der Gustav-Adolf-Kirche ist das erste, das wir extern aufgestellt haben." Bei der Installation arbeiten die Werke mit der Kempener Elektro-Firma Schauder zusammen.

"Ein kleines Kraftwerk im Keller lohnt sich ab einem Wärmeverbrauch von etwa 80 000 Kilowatt im Jahr", erklärt Norbert Sandmann, Kaufmännischer Geschäftsführer der Stadtwerke. "Das entspricht etwa einem Mehrfamilienhaus mit acht Parteien oder eben der evangelischen Kirche in St.Hubert."

Und was kostet so eine Anlage? "Den Anschaffungspreis von 20000 Euro zahlt der Kunde nicht", sagt Siegfried Ferling. "Wir arbeiten mit dem so genannten Contracting-Modell."

Das heißt, dass die Werke das Gerät beim Kunden installieren und auch die Wartung übernehmen. "Der Kunde zahlt nur den Verbrauch." Der Preis des Gerätes werde während der zehnjährigen Vertragslaufzeit über den Wärmepreis mitfinanziert.

Trotzdem spare der Verbraucher Geld. "Wir rechnen damit, dass wir im Jahr etwa 800 Euro einsparen", sagt der St.Huberter Finanzkirchmeister Wolfgang Hoesch.

Dazu komme der Umwelt-Aspekt: Im Vergleich zur konventionellen Energieerzeugung werden mit dem Mini-Kraftwerk pro Jahr etwa 12000 Kilogramm weniger an CO2 ausgestoßen. Und das wichtigste: In der Kirche ist es wieder schön warm - auch an Weihnachten.