Tag und Nacht fliegen im Heizkraftwerk die Funken

Hektische Betriebsamkeit herrschte am Wochenende im Heizkraftwerk. Die Stadtwerke mussten das Fernwärmesystem reparieren. Bei einigen Kempenern blieb die Dusche kalt.

Kempen. Die Funken fliegen, ein beißender Geruch von verbranntem Metall liegt in der Luft des Pumpraums im Heizkraftwerk an der Otto-Schott-Straße. Mehrere Arbeiter betätigen sich an Armaturen, Vorlaufsverteilern und Rohrstücken. Es herrscht hektische Betriebsamkeit im Bauch der Energiezentrale im Industriegebiet.

Während Leute in der Nähe einkaufen, tanken oder andere Dinge erledigen, wurde an und um die Otto-Schott-Straße 4 am Wochenende durchgearbeitet: Von Samstagmorgen, 6 Uhr, bis Sonntagabend, 18 Uhr, war das Kraftwerk wegen der größten Wartungsarbeiten seit 20 Jahren vorübergehend stillgelegt.

„Natürlich arbeiten alle so zügig wie möglich, um die Fernwärmeversorgung für unsere Kunden schnellstmöglich wieder sicherzustellen“, sagt Betriebsleiter Rüdiger Leibauer. Der gelernte Schifffahrts-Ingenieur trägt einen weißen Arbeitsanzug und beobachtet im Kontrollraum gerade die Monitore: „Alles steht still. Weder Pumpen, noch Druckhaltung, Kessel oder Motoren bewegen sich.“ Hauptsache sei, dass das Fernwärmesystem nicht leer laufe und die Schieber dicht halten.

20 Arbeiter der Firma Ago, die eigentlich zur Errichtung der neuen ORC-Anlage (das steht für Organic-Rankine-Cycle; zu deutsch: eine Pumpturbine, die mit verdampfendem Silikonöl betrieben wird) in Kempen sind, legten an sechs Baustellen Hand an. Auslöser für den Großeinsatz war ein defekter Vorlaufverteiler. „Der war undicht, wir haben ihn im Februar nur provisorisch abgedichtet“, zeigt Leibauer auf das runde Metall im Kraftwerk-Pumpraum.

In zwei Monaten Vorbereitung kamen fünf weitere Dinge hinzu: Neue Anschlüsse wurden gelegt, Durchflussmesser installiert, neue Kabel durch die Decke gezogen. Das vierstöckige Gebäude ist vollgestopft mit moderner Technik. Das Herzstück sind vier Maschinen mit 2400 Kilowatt Leistung und eine mit 3500. Die Motor-Abwärme wird als Fernwärme genutzt.

Normalerweise arbeiten im Heizkraftwerk vier Menschen, die Maschinen laufen vollautomatisch. „Wenn ein Problem auftaucht, hat immer einer von uns Bereitschaft“, sagt Leibauer. Doch selbst, wenn ein Motor ausfällt, bekomme der Kunde davon nichts mit, sagt er. Dass die Kunden am Wochenende teilweise doch etwas mitbekamen, ließ sich nicht verhindern: Im Hagelkreuz-Viertel, an Krefelder Weg, Hülser Straße und in der Innenstadt gab es teilweise kein warmes Wasser.

„Natürlich bekommt man für so eine Aktion keinen Applaus“, weiß Leibauer. Die Arbeiten seien aber dringend notwendig. Und so fliegen die Funken und der Geruch von verbranntem Metall liegt in der Luft.