Theater in Lobberich: Ein perfekter Krimi
Gute Akteure bringen den Klassiker „Bei Anruf –Mord“ auf die Bühne der Werner-Jaeger-Halle.
Lobberich. Millionen von Fernsehzuschauern verfolgten 1952 die Ausstrahlung des Krimis "Bei Anruf - Mord", mit welchem dem englischen Autor Frederick Knott der Durchbruch gelang. In der Werner-Jaeger-Halle präsentierte jetzt das Tournée-Theater Thespiskarren den Krimi-Klassiker auf der Bühne.
Ein wenig enttäuscht könnten allenfalls Zuschauer gewesen sein, die den Krimi am Bildschirm gesehen hatten. Sheila Wendice war nun einmal nicht mehr die unvergessliche Grace Kelly, sondern Isabella Schmid.
In einer gutbürgerlichen Wohnstube mit offenem Kamin und üppigen Polstermöbeln durften sich zumindest diejenigen wundern, die den Krimi noch nicht kannten: Wieso gibt sich Tony Wendice (Stephan Bürgi) so gelassen - immerhin müsste er doch wissen, dass Max Halliday (Tim Niebuhr) der Mann ist, mit dem seine Frau ihn betrügt.
Gibt es den perfekten Mord? Zwei Stunden lang ist man geneigt, diese Frage mit ja zu beantworten - Wendice schien an alles gedacht zu haben, um seine Frau auf nicht nachvollziehbare Weise umbringen zu lassen.
Eine verkrachte, vorbestrafte Existenz, die sich unter anderem Captain Lesgate nennt (Kay Szacknys), soll die Drecksarbeit erledigen. Der Mordplan scheitert, Lesgate gelingt es nicht, Sheila zu erdrosseln, stattdessen rammt sie ihm eine Schere in den Rücken.
Dumm gelaufen? Die ungewöhnliche Qualität dieses Krimis liegt unter anderem darin, dass es jetzt erst so richtig losgeht. Auf sehr subtile Weise lenkt Wendice den Verdacht auf seine Frau, auch wenn er so tut, als halte er sie unbedingt für unschuldig.
Halliday"s Rolle ist viel ergiebiger als es zunächst den Anschein hat: Als Krimi-Autor überlegt er, wie es gewesen sein könnte - und trifft den Nagel auf den Kopf.
Undurchsichtig: Inspektor Hubbard (Werner H. Schuster). Von ihn scheint man in punkto Wahrheitsfindung nicht allzu viel zu erwarten haben. Aber in einem guten Krimi läuft ja nun mal einiges anders als erwartet.
Ein aufwändig gearbeitetes Holzgitter muss genügen, um die ansonsten unveränderte Bühne zum Gerichtssaal zu machen: Über Lautsprecher wird das Todesurteil für Sheila Vendice verkündet.
Schluss, aus? Im Krimi der Extraklasse, durchweg mit guten Akteuren mit großer Bühnen- und Fernseherfahrung besetzt, geht es jetzt so richtig los.
Der Schlüssel zur Wahrheit sollte ein Wohnungsschlüssel sein, der Inspektor war auf der richtigen Fährte. Das perfekte Verbrechen gibt es nicht. Aber den perfekten Krimi - egal, ob auf dem Bildschirm oder auf der Bühne.