Lobberich: Doch ein eigenes Jugendamt
Die Verwaltung soll ein Konzept für städtische Jugendhilfe erarbeiten. Formsache: Der Rat muss noch zustimmen.
Lobberich. Geht doch: Die Stadt Nettetal soll ein eigenes Jugendamt bekommen. Das beschloss der Jugendausschuss am Freitagabend im Rathaus; das politische Gezänk der letzten Jahre scheint endlich zu Ende. Kurios dabei: Ein Konzept soll "zeitnah" erarbeitet werden - doch das Wort Jugendamt wird im Beschluss nicht erwähnt.
Noch ist freilich nichts offiziell. Der Rat muss erst auf Empfehlung des Ausschusses beschließen, dass die Jugendhilfe in Nettetal nicht mehr Sache des Kreisjugendamtes, sondern der Stadt selbst sein soll. Wohl nur eine Formsache: Den Christdemokraten, bislang gegen ein eigenes Jugendamt, ging bei der Kommunalwahl die absolute Mehrheit flöten - sie könnten im Rat überstimmt werden. Das habe "selbst die CDU erkannt", meinte Johannes Peters vom künftigen Koalitionspartner FDP.
Erleichterung bei den meisten Mitgliedern, dass sich endlich die Vernunft durchsetze. Tüchtig gebrodelt hatte es zuletzt in der CDU, einige Parteimitglieder wollten sich nicht länger den Argumenten verschließen, mit einem städtischen Jugendamt die Jugendsozialarbeit praxisnäher gestalten zu können: Es gehe um Nettetal und nicht um ein Kuschen vor dem Kreis, wurde hinter vorgehaltener Hand nach außen getragen.
Geschickt deshalb der Schachzug, die Verwaltung unter Federführung des Ersten Beigeordneten Armin Schönfelder (CDU) ein Konzept erarbeiten zu lassen und das Reizwort Jugendamt dabei zu vermeiden. Leben können damit- fast - alle. So gab’s noch ein Geplänkel zwischen FDP (Peters) und SPD (Rolf Spitzkowsky), wer schon länger für ein eigenes Jugendamt kämpfe; die CDU lehnte eine Frist fürs Konzept ab. Nur Heinz Schmitz (CDU) ließ sich nicht einmal von Parteifreund Schönfelder überzeugen und stimmte als einziger nicht für den Beschluss. Guido Gahlings (Grüne) fasste zusammen: "Wir sind einen entscheidenden Schritt weitergekommen." Und mit einem überzeugenden Konzept, so Schönfelder, könne man sagen: "Wir wollen ein eigenes Jugendamt."