Theater Lobberich: Meisterhaft – bis zum Zittern

Das Drama „Vor Sonnenuntergang“ begeistert das Publikum in der Jaeger- Halle. Gerhart Hauptmanns Stück ist ein wahrer Kraftakt für die Schauspieler.

Lobberich. Mit einem unter die Haut gehenden, fesselnden Drama setzte "Das Kleine Theater mit großen Gästen" vor der Spielpause noch einen Höhepunkt-verdächtigen Saison-Akzent. Das "Euro-Studio Landgraf" brachte den Klassiker "Vor Sonnenuntergang" von Gerhart Hauptmann (1862-1946) auf die Bühne der Werner-Jaeger-Halle.

Was für ein Stück! Was für ein Kraftakt für die Schauspieler-Crew! Und für die Leistung von Hauptdarsteller Peter Bause übertrafen sich im Publikum die Superlative. Schlicht zusammengefasst verkörperte Bause die schwierige Rolle des Geheimrats Clausen meisterhaft bis letztlich in das Zittern seiner Fingerspitzen.

Zum Inhalt: Man schreibt das Jahr 1930 in Schlesien. Eine Zeit des Umbruchs für Verleger-Zar Clausen. Der Witwer hat über allzu lange Zeit den Tod seiner Frau nicht verwunden. Aber jetzt, eigener "Todes-Lockung abgewandt" ist er "wieder Mensch unter Menschen geworden." Der 70-jährige Geheimrat blüht auf zu neuem Leben durch die reine, unverfälschte und gegenseitige Liebe zur 19-jährigen Inken Peters.

Es ist aber auch eine Zeit des gesellschaftlich-wirtschaftlichen Umbruchs, der voll auf die Familie Clausens durchschlägt. Sein ungeliebter Schwiegersohn (André Vetters) hat in der Verlagshaus-Dynastie das Zepter in die Hand genommen.

Mit seinem Freund Geiger (Jochen Kretschmer) beschwört Clausen "die gute, alte Zeit." Die neue Zeit sehe ihren Sinn nur im Profit-Business. Der Geheimrat ahnt, was da kommen soll: Er sieht durch den Schwiegersohn "den Lauf einer Waffe auf mich gerichtet."