Wunderbarer Jazzabend in Kempen Drei Instrumente-Könige begeistern
Kempen · „European Songbook“: Aus Klassik und Pop wurden raffiniert arrangierte Jazztitel.
(jk) Leider mussten Corona-bedingt in der „Haltestelle“ in Kempen Plätze frei bleiben. Wer aber am Samstagabend dem Auftritt der Three Wise Men lauschte, erlebte einen besonderen Jazzabend. Die „Heiligen Drei Könige“ sind in Kempen ja keine Unbekannten mehr. Für die aktuelle Tour ließen sie sich etwas Neues einfallen. Sie lehnten ihr Programm an das bekannte „Great American Songbook“ an, das Kompositionen etwa von George Gershwin, Cole Porter und Irving Berlin enthält und aus dem sich Jazzmusiker gerne bedienen.
In ihrem „European Songbook“ stellten der niederländische Saxophonist und Klarinettist Frank Roberscheuten, der in New York lebende Pianist Rossano Sportiello und der österreichische Drummer und Xylophonspieler Martin Breinschmid Kompositionen europäischer Komponisten unterschiedlichster Genres zusammen.Sie nahmen populäre Stücke aus Klassik, Pop und Filmmusik aus verschiedensten Ländern und suchten sie danach aus, mit welchen man am besten improvisieren kann. Das gelang an diesem Abend wunderbar. Den Auftakt machte Verdi, aus dessen Oper „Nabucco“ eine Komposition zu einem hörenswerten Jazzstück umgeformt wurde, es folgten das „Vilja-Lied“ aus Lehárs Operette „Die Lustige Witwe“ und der Gassenhauer vergangener Tage „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“ des Mönchengladbacher Komponisten Franz Dölle.
Schon nach diesem furiosen Auftakt war klar, welch ausgezeichnetes Jazztrio hier aufspielte. Sportiello ist einer der derzeit wohl besten Stride-Pianisten der internationalen Jazzszene und brilliert mit seinem akzentuierten Spiel. Ihn stützt mal zurückhaltend, mal temperamentvoll Drummer Breinschmid, der in Jack Judges Evergreen „It‘s a long, long way to Tipperary“ sein Können auch am Xylophon beweist. Und manchmal reicht eine Batterie Flaschen, die er bespielt, oder er greift in das Innere des Pianos, um seine Stücke zu präsentieren. Roberscheuten ist nicht nur ein charmanter Plauderer in seinen Moderationen, er ist auf Saxophonen wie auf der Klarinette ein Alleskönner.
Der Pianist setzte sich mit einem Medley in Szene, ehe es mit dem Klassiker „Bei mir bist du schön“ in die Pause ging. Zur Überraschung des Publikums trat der Hausherr der „Haltestelle“, Andreas Baumann, in seiner Kunstfigur des „Cirillo“ mit einer kleinen Zaubershow auf, musikalisch begleitet von Sportiello.
Mit Filmmusik des Italieners Ennio Morricone, dem Titel „Swiss Air“ von Hazy Osterwald und dem bekannten „Ciribiribin“ von Harry James ging es weiter, ehe sich das Jazztrio wieder der Klassik zuwandte: Dass das Klavierkonzert Nr. 2 von Rachmaninoff ebenso wie Kompositionen von Bach und Beethoven zu Jazzstücken taugen, machten die Musiker eindrucksvoll klar. Das Trio stellte seine musikalische Bandbreite mit einer „Reise von Stockhausen bis Brahms“ zum Schluss einmal nachdrücklich unter Beweis.
Info In der „Haltestelle“, St. Töniser Straße 27, lautet am Freitag, 1. April, 19.30 Uhr, das Motto des Jazzabends „Swinging Ladies plus 2“. Mehr unter