Jazz in der Kempener Paterskirche Das belgische Michel Bisceglia Trio lässt den Jazz erzählen
Kempen · Einfühlsam, aber auch eigenwillig: Das „Michel Bisceglia Trio“ spielte in der Kempener Paterskirche. Das Publikum ließ sich gerne auf den lyrischen Kammer-Jazz ein.
(jk) Der Untertitel des Programms „Blue Bird“ des „Michel Bisceglia Trios“ aus Belgien lautet: „Lyric Chamber Jazz“, also Lyrischer Kammer-Jazz. Und schon das lässt die Nähe des Pianisten und Komponisten Michel Bisceglia zur Klassik erahnen. Der Jazzabend in der Paterskirche in Kempen brachte die Begegnung mit einem der bekanntesten und umtriebigsten belgischen Jazzmusiker, der mit seinem Trio eine eigenwillige Jazzmusik ohne großen Schnickschnack, aber mit einfühlsamen Harmonien und sensiblen Pianoläufen schafft.
Das Konzert begann mit einer Serie von Eigenkompositionen aus dem Album „Blue Bird“: Hier ließ Michel Bisceglia den „Blauen Vogel“ sozusagen am Piano auf sanften Flügeln durch den Kirchenraum schweifen. Danach erklangen „Singularity“ aus dem gleichnamigen Album und „Puccini“, zu dem der Komponist von einer Arie aus der Oper „Manon Lescaut“ von Giacomo Puccini inspiriert wurde.
Michel Bisceglia ist mit dem italienischen Barden vergangener Jahrzehnte, Rocco Granata, befreundet, dem Schöpfer des Welthits „Marina“. Für ihn schrieb Biscecglia auch die Filmmusik für den gleichnamigen Film. Und er komponierte mit dem inzwischen 83-Jährigen aus Kalabrien einen kleinen, aber feinen Song, der übersetzt so viel heißt wie „Mein kleines Dorf“. Auch dieses Stück spielte das Jazztrio in Kempen. Dazu kam der Standard „Never let me go“ und als beschwingter Abschluss „My Ideal“.
Musikalischen Rückhalt
gaben Bass und Schlagzeug
Dem Pianisten gaben Werner Lauscher am Bass und Marc Lehan am Schlagzeug den notwendigen Rückhalt und die passende zurückhaltende Begleitung. Die Drei bieten dem Publikum mit ihrem feinsinnigen lyrischen Jazzstil ein ganz besonderes und intensives Hörerlebnis. Bisceglia nennt ihre Art zu spielen „Narrativen Jazz“. Michel Bisceglia hat sich vor allem als Komponist von Filmmusiken und als einfallsreicher Arrangeur einen Namen gemacht.
Seine Filmmusiken zu mehr als 30 Filmen, die auch auf Filmfestivals wie in Cannes und Venedig gezeigt wurden, machten ihn weithin bekannt. Er erhielt sogar den renommierten „World Soundtrack Award“ gleich zweimal in den Jahren 2014 und 2019.
Das starke Engagement als Filmkomponist ist auch der Grund, warum Michael Bisceglia, der seine Auftritte schon in New York wie in Hongkong, in Japan wie in China und in ganz Europa hatte, vergleichsweise selten in der Vergangenheit mit seinem Trio auftrat oder Alben aufnahm. In den letzten fast 25 Jahren nahm er beispielsweise nur fünf Alben auf.