Konzert in der Kempener Paterskirche Ersatz-Flötistin rettete Konzert
Kempen · Harmonisches Ensemble „Pocket Sinfonia“ glänzt mit Spielfreude und Perfektion.
Sophia Aretz heißt die nach den Vorträgen enthusiastisch umjubelte Instrumentalistin – ohne ihre engagierte Mitwirkung hätte das Konzert in der abgesehen von vorgeschriebenen „Coronalücken“ voll besetzten Paterskirche wohl kaum stattfinden können. Lediglich zwei Tage Zeit hatte die aus Mönchengladbach stammende Musikstudentin, die an der Musikhochschule Köln ihre Masterausbildung „Historische Flöten“ macht, ihr völlig fremde Kompositionen zu lernen und mit den drei verbliebenen Mitgliedern von „Pocket Sinfonia“ einzustudieren. Das Ergebnis war bewundernswert und tadellos – die Londoner Professorin, bei der Aretz im vergangenen Jahr im Rahmen eines Erasmus-Austausches studierte, hatte den richtigen Tipp gegeben.
Hinter „Pocket Sinfonia“ verbergen sich außer der Flötistin die Geigerin Eleanor Corr, der Cellist Thomas Isaac und Emil Duncumb, der ein Fortepiano spielte, besser bekannt als „Hammerklavier“. Bei diesem im ausgehenden 18. und im 19.Jahrhundert gebräuchlichen Instrument werden die Saiten durch Hämmer angeschlagen und zum Klingen gebracht. Um der Authentizität willen spielten die Streicher auf Darmsaiten, Aretz hatte eine weiterentwickelte Traversflöte (bereits mit einigen wenigen Klappen versehen) gewählt.
Werke der Orchesterliteratur
des 18. und 19. Jahrhunderts
„Pocket Sinfonia“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, Meisterwerke der Orchesterliteratur des 18. und 19. Jahrhunderts -– selbst oder von fremder Hand arrangiert – in kammermusikalischer Intimität darzubieten, so wie es zur Entstehungszeit der Kompositionen weit verbreitet war.
Von Johann Nepomuk Hummel (1778-1837), der zu seiner Zeit auch als Komponist geachtet war, erklangen Bearbeitungen der „Haffner-Sinfonie“ Nr.35 D-Dur KV 385 und des Klavierkonzertes Nr.24 c-Moll KV 491, beide von Wolfgang Amadeus Mozart. Erstaunlich, wie viel sinfonische Fülle die vier bestens harmonierenden und ihre Instrumente exzellent beherrschenden Musiker bei der Wiedergabe der Sinfonie zu entfachen in der Lage waren. Beim Klavierkonzert, das Emil Duncumb als hervorragenden Solisten auswies, waren seine Mitstreiter einfühlsame Sekundanten.
Geigerin Eleanor Corr hat eine „Sommernachtstraum-Suite“ arrangiert, die dem Original Felix Mendelssohn Bartholdys weitgehend gerecht wird. Wirkungsvolle Soli zeigten die hohe Kompetenz sowohl der Violinistin als auch des Cellisten Thomas Isaac. Das Publikum war hingerissen und freute sich über die Wiederholung des Mendelssohn-Scherzos, in dem die „Retterin“ mit brillanten Flötenkaskaden noch einmal glänzen konnte.