Kempen/Kreis Viersen Trump-Sorge ja, Trump-Panik nein
Nach dem überraschenden Wahlsieg des Republikaners in den USA gibt es im Kreis Viersen Reaktionen aus Wirtschaft und Politik.
Kempen. Für die meisten Menschen war es eine Überraschung, wenn nicht sogar ein Schock am frühen Mittwochmorgen: Donald Trump ist der Sieger einer spannenden Wahlnacht in den USA. Der exzentrische Milliardär wird Präsident und demnächst für die Republikaner ins Weiße Haus einziehen. Auch am Niederrhein war die Überraschung ob des Sieges über die Favoritin Hillary Clinton groß. Die WZ hat Stimmen aus Politik und Wirtschaft gesammelt.
„Damit habe ich nicht gerechnet“, sagte am Mittwoch der CDU-Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer im Gespräch mit der WZ. Der Neersener hat die Wahlnacht am TV verfolgt: „Als Florida an Trump ging, habe ich die Hoffnung auf einen Sieg von Clinton verloren.“
Schummer erwartet von Trump, dass er vor allem innenpolitisch etwas bewirken will: „Er hat den Menschen sehr viel versprochen.“ Um zum Beispiel in den USA Jobs zu schaffen, könne es aber außenpolitische Auswirkungen geben. „Möglicherweise wird Trump die Truppenstärken in der Welt aus finanziellen Gründen reduzieren und die Europäer zu mehr militärischen Ausgaben auffordern“, sagt Schummer. „Nicht nur deshalb brauchen wir jetzt eine starke Europäische Union. Wir müssen unsere Kräfte bündeln, um mit Putins Russland und Trumps USA auf Augenhöhe zu agieren.“ Aus Sicht des CDU-Abgeordneten ist Angela Merkel dafür die richtige Kanzlerin. „Sie handelt wissenschaftlich-analytisch und setzt ohnehin auf die europäische Karte.“
Schummer kann sich auch vorstellen, dass das Amt des Präsidenten den Menschen Trump prägen und beeinflussen wird. Als Schauspieler Ronald Reagan in den 80er Jahren zum Präsidenten gewählt wurde, habe die Welt auch den Atem angehalten. Letztlich sei die Präsidentschaft Reagans aber nicht negativ zu bewerten gewesen.
„Ich hatte in den vergangenen Tagen schon so ein Bauchgefühl, dass Trump es knapp schaffen könnte. Nun ist es tatsächlich eingetreten“, sagte gestern SPD-Bundestagsabgeordneter Udo Schiefner. „Ohne Frage hätte ich den Bürgern in den USA, in Europa und Deutschland ein anderes Ergebnis gewünscht.“ Große Sorge bereitet Schiefner, die Art und Weise von Trumps Wahlsieg: „Es besorgt mich, dass Populismus, das Schüren von Angst und Hass sowie Diskriminierungen offenbar zum Erfolg geführt haben“, sagt Schiefner.
Auch wenn bislang noch keine genaue politische Linie Trumps erkennbar ist, müsse die deutsche Politik das Geschehen in den USA nun genau beobachten, so Schiefner. „Die Beziehungen zwischen Deutschland und den USA werden sicher komplizierter“, sagt der Kempener. „Langfristig glaube ich aber nicht, dass die gute Kooperation mit den USA wegen Trumps Präsidentschaft leiden wird.“ Dazu gebe es auch unter den Republikanern zu viele Kräfte, die Trump kontrollieren und steuern würden.
Keshwar Anroedh, internationaler Marketing-Manager des Kempener Unternehmens Richter Chemie, erwartet in der Kooperation mit den USA in nächster Zeit keine größeren Veränderungen. „Ich persönlich halte Hillary Clinton zwar für die aus deutschen, europäischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten bessere Wahl. Ich glaube aber nicht, dass Donald Trump seine Wahlversprechen alle einhalten und umsetzen kann.“ Anroedh sagte weiter, er vertraue auf die vorhandenen politischen und wirtschaftlichen Vereinbarungen und Abkommen, die auch Donald Trump nicht „mal eben so“ außer Kraft setzen könne.
Richter Chemie gehört zu den führenden Herstellern von Pumpen und Armaturen für die chemische Industrie. Seit 2008 gehört das in Deutschland gegründete Unternehmen zur amerikanischen Gesellschaft Idex mit Sitz im Bundesstaat Illinois.