Voesch: Vom Lederschuh bis Autositz
Andreas Follmann restauriert im Voescher Honnendorp Lederwaren aller Art. Er hat auch Kunden in Rheinland-Pfalz.
Voesch. Wenn bei Andreas Follmann das Telefon klingelt - was nicht selten vorkommt - und ihm ein Kunde einen neuen Auftrag vorbeibringen möchte, erklärt der 43-jährige Pfälzer erst einmal geduldig den Anfahrtsweg. Denn den Firmensitz im Voescher Honnendorp kennt nicht jeder, findet auch nicht jeder - selbst moderne Navigationssysteme nicht. "Bisher haben wir aber jeden hier hingelotst", sagt Follmann und lächelt.
Entnervt abdrehen würde ohnehin keiner, denn Follmann ist einer der wenigen in Deutschland, die eine professionelle Leder-Repatur anbieten. "Insgesamt wird es etwa 20 geben - fünf davon machen es gut", sagt Follmann.
"Neues Leben für Leder und Vinyl" verspricht sein Betrieb, den er gemeinsam mit seiner Frau Jennifer führt. Vom Lederschuh bis zum Flugzeugsitz - Andreas Follmann arbeitet für Großkunden (wie das Saab-Zentrum Krefeld, das Porsche-Zentrum Moers, RWE Hochtief Essen, die Möbelhäuser Schaffrath und Knuffmann, Versicherungen) sowie Privatkunden.
Mit Hilfe eines nach eigener Aussage "einzigartigen Systems" verschwinden schadhafte Stellen. Follmann beseitigt Risse, Brandlöcher bis zu einer Größe eines Zwei-Euro-Stücks, Abschürfungen und Flecken.
Vor kurzem stand unter anderem ein mit dunkelrotem Leder bezogener Sitz eines Porsche 928 GTS in der Werkstatt. Ganz offensichtlich ein Fahrersitz - denn das Leder an der linken Seite, dem Einstieg, ist abgewetzt. Der Sitz wird gereinigt, angeschliffen, weich gemacht, entfettet, das Leder wiederhergestellt, grundiert und - was oft den kompliziertesten Teil der Arbeit ausmacht - mit der von Hand gemischten Originalfarbe aufwendig neu eingefärbt.
Leder-Restaurateur ist kein klassischer Ausbildungsberuf. Vor 14 Jahren hat Andreas Follmann in Ruppertsweiler bei Pirmasens einen bestehenden Betrieb gekauft und ausgebaut. Der Liebe wegen zog es ihn dann vor einigen Jahren an den Niederrhein.
Erst pendelte er jahrelang zwischen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen hin und her, betreute einige niederrheinische Kunden vor Ort. Im vergangenen November zog die Familie mit Sohn Tim in das große Haus in Honnendorp mit integrierter Werkstatt.
"Kempen ist genial", sagt der Leder-Fachmann - und meint damit nicht nur die optimale Autobahn-Anbindung an mögliche Kunden aus den industriellen Großzentren wie Duisburg, Krefeld, Mönchengladbach oder auch Willich. "In der Stadt ist immer was los, es gibt viele Feste und Märkte, das gefällt uns sehr gut."
Die Pendelei hat für Andreas Follmann noch kein Ende gefunden: Alle 14 Tage fährt er nach Rheinland-Pfalz "runter", wie er sagt, und bearbeitet Aufträge von alten Kunden. Seßhaft geworden ist er aber hier "oben", im Honnendorp in Voesch, wo er auch in Zukunft bleiben will.