Grefrath Vom Kuhstall an die Biertheke

Der ehemalige Landwirt Hermann Josef Derichs führt mit seiner Schwester Anna Klingsporn die Landgaststätte Buschbäckerhof in Vinkrath.

Foto: Kurt Lübke

Vinkrath. „Hier muss früher mal eine Bäckerei gewesen sein und da es ringsherum ziemlich viel Buschwerk gibt, hat sich das mit dem Namen wohl so ergeben“, sagte Hermann Josef Derichs in seinem Buschbäckerhof. Für den 63-jährigen ehemaligen Landwirt hat gerade die „Schicht“ begonnen. Er führt seit vielen Jahren mit seiner Schwester Anna Klingsporn (59) die Landgaststätte an der Dorfstraße in Vinkrath.

Es ist die einzig verbliebene Gaststätte in dem Ortsteil. „Ich habe noch alte Preislisten gefunden, als nach dem Krieg das Glas Tivoli-Pils noch 45 Pfennig kostete“, sagt der Wirt, der für die ersten Gäste des Tages gerade ein frisches Bitburger zapft; Bolten Alt gibt es natürlich neben dem Weizenbier auch.

Hermann Josef Derichs

Die Eheleute Manfred und Roswitha Jacobs lassen es sich schmecken, bestellen auch danach was aus der gut-bürgerlichen Küche. Die Zwei, nahezu 37 Jahre miteinander verheiratet, sind gerade von einer längeren Radtour eingekehrt. Zumal Roswitha Jacobs ihren nächsten runden Geburtstag bald sowieso dort in wenigen Tagen feiern will. „Hier passt alles, sind wir immer sehr mit der Bewirtung und mit dem Essen zufrieden“, sagt sie, bevor sie sich das Putensteak bestellt. „Schade, dass kürzlich der Fußballplatz aufgeben worden ist, viele Gäste waren natürlich die Fußballer“, erzählt der Chef des Hauses.

Seine Schwester Anna hantiert derweil in der Küche, bereitet die Steaks oder die ersten Currywürste des Abends vor. Gerade von diesen Currywürsten schwärmen viele der Einkehrer; für 5,40 Euro gibt es die gleich doppelt, mit Pommes rot-weiß.

Neben den Gesellschaften, die in den zwei kleinen Sälen ihre Geburtstage, Goldhochzeiten oder die Taufe ihre Kinder feiern, aber auch nach den Beerdigungen ihrer Angehörigen dort zusammenkommen, gibt es einige, die schon lange zum festen Kundenkreis gehören. Wie beispielsweise die Laurentius-Schützen, das Trommlercorps „Einigkeit“ Vinkrath und der vom Vorsitzenden Klaus Buckenhüskes angeführte MGV Vinkrath. Seit weit über fünf Jahrzehnten haben die Sänger dort ihr Probenlokal.

„Schenkwirtschaft von Josef Derichs“ dies steht noch draußen in Glas an der Fassade. „Das war mein Opa, der auf dem Hof vor über 100 Jahren mit einer Landwirtschaft angefangen hat. Vater Willi, der 1922 zur Welt kam, übernahm mit seiner Ehefrau Hermine. „Willi wollte eigentlich Metzger werden, aber jemand musste den Hof übernehmen, da zwei seiner Brüder im Zweiten Weltkrieg gefallen waren beziehungsweise vermisst wurden“, erzählt Derichs.

Der jetzige Wirt, der Ackerbau von der Pike auf erlernte, war dann ebenfalls auf der rustikalen und großen Hofanlage tätig. Neben der Bewirtschaftung der Äcker hatte man auch Milchkühe. In den 1980er Jahren hatte Hermann Josef Derichs einen schweren Unfall, brach sich beim Sturz von einem Strohhänger beide Hände. „Ich konnte etwa drei Monate gar nichts tun, da beide Hände in Gips gelegt waren“, erinnert er sich an die schlimme Zeit. Jedenfalls wurde das mit den Kühen und der übrigen Landwirtschaft im Laufe der Zeit immer weniger. Bis er sich vor etwa 15 Jahren überlegte, die Räume komplett zu einem Ausflugslokal und erstmals mit einer Küche umzugestalten.

Dies war ein steiniger Weg. Teilweise musste das brockelige Gemäuer von Grund auf instand gesetzt werden. Jedenfalls dauerten die Umbauarbeiten nahezu drei Jahre. Die beiden, Bruder und Schwester, hielten durch und machten den Hof auch ab 2006 erneut zu einem beliebten Treffpunkt für viele Ausflügler aus der näheren wie weiteren Umgebung. Nach wie vor gibt es eine gutbürgerliche Küche mit saisonalen Gerichten; natürlich auch bei Bedarf den Eisbecher oder die Sahnetorte.

Früher gab es im Buschbäckerhof sogar eine Art Boulebahn, Einheimische sprechen von einer „Bögelbahn“. Im Sommer hat draußen der Biergarten geöffnet. Einst gab es dort sogar eine kleine Tanzfläche. Hermann Josef Derichs ist ein „eiserner Junggeselle“ geblieben, will mit seiner Schwester Anna Klingsporn noch einige Jahre für die Kunden da sein.