Von schönen und lästigen Löchern
WZ-Serie "Unsere Sommerlöcher" - Von der Fahrradpanne bis zum Ohrschmuck reicht die Palette der Löcher, denen wir heute auf den Grund gehen.
Kempen/Grefrath. Um hilfreiche Tipps geht es heute unter anderem in der WZ-Serie „Unsere Sommerlöcher“. Wer genau hinsieht, kann überall Löcher entdecken. Einige davon sind gewollt, andere sind ungeplant und können ganz schön nervenaufreibend sein.
Wer im Sommer schon einmal eine Fahrradtour unternommen hat und nach der Hälfte der Strecke feststellen musste, dass der Reifen platt ist, hat Bekanntschaft mit einem ganz besonders unliebsamen Loch gemacht: dem Loch im Fahrradschlauch. Was in diesem Falle zu tun ist, erläutert ein Fachmann. „Man kann den Reifen natürlich auswechseln, wenn man wieder zuhause ist. Das ist aber nicht so umweltfreundlich“, sagt Adrie den Tek von Adrieno Bikes in Grefrath an der Vinkrather Straße 2. „Besser wäre es, den Reifen zu flicken.“ In Wasser getaucht, kann ein Radler anhand der aufsteigenden Bläschen schnell erkennen, wo sich das Loch im Fahrradschlauch befindet.
„Mit Sandpapier kann die Stelle dann aufgeraut und anschließend gesäubert werden. Dann müssen nur noch etwas Klebstoff und ein Flicken angebracht werden“, so den Tek. Wer öfter ein Loch im Fahrradschlauch hat und schnelle Hilfe für unterwegs braucht, der könnte sich auch ein sogenanntes Pannenspray zulegen. „Das sieht aus wie Milch, ist aber eigentlich so etwas wie flüssiges Gummi. Wenn die Masse auf dem Loch ist, muss man etwa vier bis fünf Kilometer fahren, damit das Loch verdichtet ist“, so der Inhaber von Adrieno Bikes. „Das Problem dabei ist aber, dass die Ursache für das Loch vorher gefunden sein muss. Ist noch Glas im Schlauch, geht dieser weiter kaputt. Zudem kann das Gummi das Ventil verdichten.“
Auch im Schuh ist das Loch ein unliebsamer Wegbegleiter. Aber gibt es wirklich noch viele Menschen, die ihre Schuhe so lange tragen, bis Löcher entstehen? „Ja natürlich gibt es die“, erzählt ein Mitarbeiter des Hoto Schuh- und Schlüsseldienstes an der Engerstraße 31 in Kempen. Das Loch im Schuh sollte aber fachkundig ausgebessert werden, bevor man weiter gehen kann. „Das Loch muss zuerst geschlossen werden. Dafür wird ein Stück des gleichen Materials eingesetzt, zum Beispiel Gummi, Leder oder Leichtgummi. Darüber wird dann die neue Sohle angebracht“, so der Mitarbeiter.
Sehr viel angenehmer ist da schon das Ohrloch. Das gilt natürlich nicht für das Stechen, wohl aber für den Schmuck, der danach die Ohren ziert. Bei Juwelier Martens am Studentenacker in Kempen sind es für allem die jungen Leute, die sich dafür interessieren. „70 bis 75 Prozent dieser Kunden sind Kinder und Jugendliche“, weiß Inhaber Joachim Martens. Und dabei kommen dann die Eltern ins Spiel. Vater oder Mutter muss für ihre minderjährigen Kinder nicht nur eine Einverständniserklärung unterschreiben, sondern beim Stechen der Ohrlöcher auch dabei sein. Bei Martens müssen die Kinder mindestens sechs Jahre alt sein. Mit einem speziellen Gerät werden die Löcher dann hygienisch in das Ohr „eingeschossen“. „Die Ohrläppchen werden vorher desinfiziert, dann werden die Löcher mit einem speziellen Stift angezeichnet. Der Ohrring wird dabei überhaupt nicht angefasst“, sagt Martens-Mitarbeiterin Annegret Beckers. Insgesamt dauert der Vorgang rund 20 Minuten, das „Stechen“ aber nur einige Sekunden. Die Kunden müssen sich dafür immer einen Termin geben lassen.
Dass sich alle an die genau festgelegten Hygienevorschriften halten, wird regelmäßig vom Gesundheitsamt überwacht. Damit die Ohrlöcher möglichst wenig oder gar keine Beschwerden verursachen, sollten die sogenannten Erst-ohrstecker vier bis acht Wochen durchgehend im Ohr bleiben. Erst danach können sie durch Folgeschmuck ersetzt werden. „Allgemein sind die Ohrstecker gut verträglich und verursachen wenig Beschwerden“, sagt Martens. Direkt nach dem Stechvorgang sind geringe Schmerzen, Schwellungen und Rötungen eine normale Reaktion. Teuer muss das Ganze nicht sein: Juwelier Martens bietet das „Komplettpaket“ bereits ab 18 Euro an.
Einen historischen Hintergrund hat der Begriff Einlochen, der ja auch heute noch als Synonym für das Einsitzen in einem Gefängnis steht. Er geht auf das späte Mittelalter zurück. Damals landeten Straftäter entweder in den Türmen der Stadtbefestigungen oder in Gefängnissen unter Rathäusern oder Klöstern. Diese hießen damals auch Lochgefängnisse. Und wer da hinein kam, wurde eben „eingelocht“.
Im Kreis Viersen gibt es übrigens heute insgesamt sieben Zellen, in die Gefangene „eingelocht“ werden: drei in der Stadt Viersen und jeweils zwei in Kempen und Willich. Zu Karneval ist dort natürlich überdurchschnittlicher „Betrieb“. Von Altweiber bis Rosenmontag wurden in diesem Jahr im gesamten Kreis insgesamt 43 Personen in Gewahrsam genommen. Im Juni und Juli waren es zusammen 111, 17 davon in Kempen.