War der Polizeihund nötig?
Bei der Festnahme wurde ein Mann vom Hund verletzt. Der 43-Jährige erhebt Vorwürfe. Die Beamten sagen, das Tier war erforderlich, um kein Menschenleben zu gefährden.
Grefrath. Szenen wie in einem Krimi - so klingen die Beschreibungen des Polizeieinsatzes in der Nacht von Samstag auf Sonntag auf der Neustraße. Wie die WZ bereits gestern berichtete, stürmte ein Großaufgebot von Sondereinsatzkräften gegen 2.25 Uhr die Wohnung eines 43-jährigen Grefrathers. Günther K. (Name von der Redaktion geändert) wurde von einem Polizeihund überwältigt und in den Arm gebissen.
"Die haben eine Scheibe hinten förmlich gesprengt und dann einen Hund auf mich gehetzt", beschreibt Günther K. die Geschehnisse der Nacht. Seine Hände seien gefesselt worden und der Hund habe ihn traktiert, obwohl er die Beamten gebeten habe, das Tier festzuhalten.
Der Festnahme war ein Familienstreit zwischen K. und seiner Ex-Frau vorausgegangen. "Es passt ihr nicht, dass sie aus dem Haus raus muss", erklärt K. den Grund des Streits. Im September war die Ehe nach elf Jahren geschieden worden. Nun wohnt K. in einem Anbau, räumlich von Frau und Sohn getrennt. Dorthin habe er sich nach dem Streit auch zurückgezogen, ein Bier getrunken und sei eingeschlafen. Gewalttätig sei er nicht gewesen.
Hier gehen die Aussagen auseinander: Die Frau sagt, ihr Ex habe randaliert und sie gewürgt. Er sei erneut herunter gekommen, nachdem die Polizisten weg waren und habe versucht, in das Haus einzudringen. Die Beamten rückten ein zweites Mal an. Die Ex-Frau und ihr Sohn erklärten, dass sie Angst hätten, da K. im Besitz von scharfen Waffen und Messern sei.
Daraufhin beschlossen die Polizisten, mit K. ein Gespräch zu suchen. Aber ihr Klopfen und Rufen blieb unbeantwortet. Als die Frau ihm übers Handy mitteilen wollte, dass er rauskommen solle, da sonst die Polizei hineinkomme, sei das Gespräch beendet worden.
Die Beamten vor Ort beschlossen, die Sondereinsatzkräfte samt Polizeihund zu Hilfe zu rufen. "Ich habe gepennt. Vielleicht habe ich mich im Schlaf auf das Handy gedreht", vermutet K..
"Man hat versucht, Kontakt zu dem Mann aufzubauen. Wir haben geschulte Leute, die die Situation durch Kommunikation entschärft hätten", erklärte Polizeisprecher Wolfgang Wiese gestern im Gespräch mit der WZ die Situation. Die Beamten hätten vor Ort aufgrund der glaubhaften Aussage der Familienangehörigen davon ausgehen müssen, dass K. bewaffnet ist. Der erklärt hingegen: "Ich bin in einem Westernclub und habe Dekowaffen. Die sind aber nicht schussfähig."
Um kein Menschenleben zu gefährden, habe man den Hund als erstes in die Wohnung geschickt, so Wiese. Etwa acht Mal habe das Tier zugebissen, die Löcher seien über den ganzen linken Arm verteilt, berichtet K.. Da er Linkshänder ist, behindern ihn die Verletzungen sehr.
In einem Krankenhaus in Duisburg wurde er operiert und wird nun stationär behandelt. Bis zum 30. Juli kann er nicht arbeiten, bescheinigen die Ärzte. "Sobald ich fit bin, werde ich mit meinem Anwalt darüber reden", kündigt er an.