Wenig Begeisterung über Hemesath-Pläne der Stadt

Bei einer Versammlung der Anwohner regte sich Widerstand gegen die Ideen für die Wiesenstraße.

Kempen. Die Altstadt ist fußläufig zu erreichen, es gibt zwei Grundschulen in der Nähe, Angebote für Senioren im Haus Wiesengrund und gute Einkaufsmöglichkeiten „um die Ecke“ — bei Edeka und Aldi. „Wir haben hier Baumöglichkeiten in einer Superlage.“ Mit diesen Worten brachte Dezernent Stephan Kahl es mit Blick auf das Areal rund um das frühere Gelände der Hemesath-Reinigung auf den Punkt. Die Stadt möchte zwischen Wiesenstraße und Grüner Weg ein Konzept für eine Bebauung entwickeln. Deshalb hatte die Verwaltung Anwohner und Grundstückeigentümer zu einer Versammlung ins Rathaus eingeladen. Rund 40 Kempener waren dabei — das Interesse ist also groß.

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Nicht gering waren auch die Widerstände der Eigentümer, deren Grundstücke die Stadt für eine komplette Verwirklichung ihrer Ideen braucht. In allen Himmelsrichtungen wird es für die Verwaltung nicht einfach werden, die Eigentümer von den Plänen (siehe Kasten) zu überzeugen.

Im Norden des Areals am Peschweg bis zur Ecke Wiesenstraße hat die Stadt Interesse am Gelände rund um die sogenannte Bauerfeind-Villa. Nach Angaben von Stephan Kahl ist ein Grundstückskauf in nächster Zeit aber unwahrscheinlich: „Beim Eigentümer ist keine Bereitschaft zur Erschließung erkennbar.“

Die Anwohner des Grünen Wegs im Westen der Fläche fürchten den angekündigten Geschossbau auf dem Hemesath-Gelände. Auf Wunsch der Politik möchte die Stadt dort auch sogenannten bezahlbaren Wohnraum in Mehrfamilienhäusern schaffen. „Wie viele Geschosse sollen das denn werden?“, wollte der frühere Werbering-Vorsitzende und Anwohner des Grünen Wegs, Herbert Krahn, wissen. „Wenn es nach mir geht, bleibt alles so wie es ist. Ich möchte kein Mehrfamilienhaus in meinem Garten haben“, ergänzte ein anderer Eigentümer.

Dezernent Kahl erklärte daraufhin, dass die Stadt an eine „zwei- bis dreigeschossige“ Bauweise denkt. „Und da werden dann optisch schnell vier Geschosse draus. Sie können nicht von uns erwarten, dass das für uns alles Friede, Freude, Eierkuchen ist“, so Krahn. Laut Kahl wird das Planungsamt „diese Sorgen um die Maßstäblichkeit“ berücksichtigen. „Es geht hier heute ohnehin zunächst darum, alle Interessen abzuklopfen“, sagte Kahl. Nichts sei festgezurrt. Planungsamtsleiter Heinz-Peter Cox: „Flexibilität steht oben an.“

Flexibilität wird auch im Süden an der Ecke Wiesenstraße/Bongert vonnöten sein. Um dort — vom Bongert aus — eine Stichstraße zur Erschließung in Richtung Hemesath-Grundstück zu bauen, möchte die Stadt die Gartengrundstücke der Reihenhäuser an der Wiesenstraße haben. „Wir hätten dann keinen Garten mehr“, sagte eine Anwohnerin. Sie und ihr Mann schienen nicht gewillt, zu verkaufen. „Für die Häuser Wiesenstraße 52 bis 54 kann ich sagen, dass das ausgeschlossen ist“, sagte der Ehemann.

Zumal der Kaufpreis von 60 Euro pro Quadratmeter, der unter den Nachbarn kursiert, „ein schlechter Scherz“ sei. Nach Angaben von Anwohnern hat die Stadt diesen Preis für Grundstücke in diesem Gebiet bezahlt, die sie bereits gekauft hat. „Ich kann zu diesem Zeitpunkt keine seriösen Angaben zu Preisen machen“, so Kahl.

Den Wiesenstraßen-Anwohnern sind auch die angedachten Häuser an der geplanten Stichstraße ein Dorn im Auge. „Verzichten Sie doch auf diese Bauten und verlegen Sie die Straße ein Stück nach hinten. Dann wären alle zufrieden“, so ein Eigentümer. „Da kann man drüber nachdenken. Wir machen eine Alternativplanung“, so Cox.

Es stellte sich aber auch heraus, dass es Eigentümer gibt, die ein Interesse am Verkauf ihrer Grundstücke haben. „Wir sollten uns dieser Option nicht sofort verschließen. Es handelt sich um einen ersten Entwurf. Suchen Sie doch das persönliche Gespräch mit der Stadt“, forderte ein Mann die Wiesenstraßen-Anwohner auf. Das empfahl auch Kahl: „Die Entwürfe liegen im Rathaus aus. Die Mitarbeiter des Planungsamtes stehen für Gespräche zur Verfügung.“