Wird die Martinschule von der Stadt vernachlässigt?

Eltern sind in Sorge, dass die Martinschule von der Stadt vernachlässigt wird. Die Verwaltung sieht das anders.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. Einige Eltern von Martinschülern sind besorgt: „Ich habe einfach Angst um die Ausbildung meiner Tochter“, brachte es die Mutter einer Sechstklässlerin in der Einwohnerfragestunde des Schulausschusses auf den Punkt. Die Hauptschule nimmt keine neuen Schüler mehr auf und läuft aus, nachdem die jetzigen sechsten Klassen die Schule verlassen haben. So wie die Erich Kästner Realschule, die ebenfalls zu Gunsten der Gesamtschule geschlossen wird.

Es gibt verschiedene Punkte, die den Eltern Sorge bereiten. Einer davon ist die Ausstattung der Gebäude. „Warum“, so fragte sich eine Mutter, „sind für die Umbau-Arbeiten für die neue Gesamtschule 620 000 Euro da?“ Aber wenn die Hauptschule Anträge stellt, würden diese regelmäßig abgelehnt. „Wir haben den Eindruck, dass die Martinschule immer hinten ansteht.“

Ein Vater brachte auch das Thema Brandschutz ins Spiel. Wann würde ein zweiter Rettungsweg eingerichtet? Müsse erst etwas passieren, damit gehandelt werde?

An allen Schulen gebe es Sanierungsbedarf, antwortete Dezernent Michael Klee. Das sei ein laufender Prozess. Aber: „Die Martinschule wird nicht schlechter behandelt als andere Schulen.“ In Sachen Brandschutz sei man aktiv, habe aber nicht die Mittel und die personelle Kapazität, um alle Gebäude gleichzeitig anzugehen.

Ein weiterer Grund zur Sorge bei den Eltern: Zum nächsten Schuljahr gingen zehn Lehrer der Hauptschule in Pension. „Es wird Fächer geben, die nicht mehr unterrichtet werden können“, fürchtet eine Mutter. „Wir haben bereits Ersatz geschaffen“, erklärte Detlev Stein, Schulrat des Kreises Viersen.Man sei zurzeit dabei, weitere Lehrer zu versetzen. Die Situation werde sich im Laufe des Frühjahres entspannen, so Stein.

Auch Schulleiter Hubert Kalla geht zum 1. August 2015 in den Ruhestand. Ob diese Stelle noch einmal ausgeschrieben wird, steht noch nicht fest.

Kalla gab im Ausschuss zudem zu bedenken, dass man sich überlegen müsse, was mit den Hauptschülern der aktuellen sechsten Klasse passiert, die die Klasse möglicherweise wiederholen müssen. Denn eine Stufe darunter gibt es ja in der auslaufenden Schule nicht mehr. Das werde man sehen, wenn es soweit ist, sagte Dezernent Klee im Ausschuss.

Auch die neue Gesamtschule hat bereits große Klassen, so dass es schwierig wird, Abgänger von anderen Schulen — seien es nun Hauptschüler oder Gymnasiasten — , aufzunehmen. Auf dieses Problem hatten die Schulleiter bereits im September hingewiesen (die WZ berichtete exklusiv).

Es gebe keine Möglichkeit an der Gesamtschule Vorratsklassen einzurichten, für den Fall, dass Kempener Schüler wechseln müssten. Klee empfiehlt den Eltern bei der Entscheidung für das Gymnasium große Sorgfalt walten zu lassen, damit es gar nicht erst zum Wechsel kommt.

Gerd-Wilhelm Stückemann (CDU) verwies darauf, dass der Schulkonsens in Nordrhein-Westfalen dazu führe, dass die Klassen kleiner würden und Schulwechsler dann problemloser aufgenommen werden könnten. Gesamtschulleiter Uwe Hötter sagte, dass man die Bandbreite, der möglichen Klassengrößen ausschöpfen müsse, also im Zweifel auch 29 Kinder pro Klasse aufnehmen müsse. Auch er sprach sich für eine „Kultur des Bewahrens“ an den Gymnasien aus.

Nun müsse nach dem Start der Gesamtschule erst einmal Ruhe in die Schullandschaft gebracht werden, so Michael Klee. Bisher habe man alle Kempener Kinder auch an Kempener Schulen unterbringen können. „Und ich habe keine Sorge, dass uns das in Zukunft nicht auch gelingt.“