WZ-Aktion: Von Wittgenstein bis Led Zeppelin
Das Zeitungsfenster an der Burgstraße bot den passenden Rahmen für eine bildhauerische Komposition.
Kempen. Der erste Gast war Bürgermeister Karl Hensel: Pünktlich um Schlag 13 Uhr stand Kempens Erster Bürger vor dem WZ-Schaufenster. Gerne ließ sich Hensel, selbst Initiator der Kempener Kunsttage vor vier Jahren, von Manfred Messing das umgestaltete Zeitungsfenster erläutern.
Messing hatte in der Nacht zu Samstag den üblichen Zeitungsaushang an der Burgstraße 28-30 abgehängt und stattdessen auf dem acht Quadratmeter großen Kunstraum zehn Schiefertafeln im gleichen Format montiert.
"Jede dieser Tafeln hat ein bestimmtes Thema - von Sport über Philosophie, Familie, Religion bis hin zur Musik", schilderte der NRW-Staatspreisträger dem Bürgermeister seine Herangehensweise. Besonders spannend sei für ihn die Auseinandersetzung mit Text und Symbol auf einem archaischen Medium wie Schiefer.
Zügig bildete sich eine Menschentraube vor dem Kunst-Schaufenster. Jeder suchte sich "seine" Tafel aus, die ihn besonders interessierte: Der Sportfan war amüsiert über den Sepp-Herbert-Spruch "Der Ball ist rund"; der Gedichte-Freund fand Gefallen an Heines "Harzreise"; der philosophisch Gebildete erkannte im Spruch "Die Gesamtheit der Sätze ist die Sprache" Ludwig Wittgenstein; der Musikfreund erklomm die Schiefertreppe des Led-Zeppelin-Songs "Stairway to heaven" mit leuchtenden Augen.
Und so ergaben sich anregende Gespräche - nicht nur über Kunst. Als die WZ-Pforte nach einer kurzweiligen Stunde bereits geschlossen war, kam auch noch Kultur-Dezernent Volker Rübo angeradelt, dem Manfred Messing natürlich ebenso ausführlich seine Installation erläuterte.
Am Ende waren sich alle einig: Diese außergewöhnliche Schiefer-Installation, für das die aktuelle WZ für ein Wochenende weichen musste, war so etwas wie das i-Tüpfelchen der 4. Kempener Kunsttage, ohne freilich in Konkurrenz zu den vielen anderen interessanten Ansätzen treten zu wollen.